Anfang Oktober lag der belgische Zehnjahreszins noch bei 3,6 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit mehr als elf Jahren. Doch seit Ende November zeigt der Trend abwärts. Anleger scheinen davon auszugehen, dass die Zentralbanken die Zinsen nicht mehr erhöhen müssen, um die stark gesunkene Inflation zu bekämpfen. Immer mehr Anleger ziehen sogar eine Zinssenkung im Frühjahr nächsten Jahres in Betracht.
Diese Aussage wurde am Dienstag durch Aussagen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters noch verstärkt. Darin sagte der Deutsche, eine weitere Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank sei „eher unwahrscheinlich“ geworden, nachdem die Inflation spürbar gesunken sei. Schnabel gilt als sogenannter „Falke“, also als Befürworter einer strengeren Geldpolitik. Ob und wann die EZB im nächsten Jahr die Zinsen senken wird, machte Schnabel nicht klar.
Niedrigere Zinsen sind eine gute Nachricht für die Staatskasse, denn sie muss jedes Jahr Milliarden auf den Finanzmärkten beschaffen. Wohnungsbaudarlehen, die an belgische OLOs (lineare Anleihen) gekoppelt sind, werden theoretisch auch günstiger, wenn die Zinsen sinken. Und schließlich profitieren Aktien in der Regel auch von niedrigeren Zinsen.