Es wird natürlich nicht zentral gehalten, aber DeWolff muss die am härtesten arbeitende Band in den Niederlanden sein. Sie sind auf der Bühne und auf Festivals verrückt geworden und waren überall, von Pinkpop bis Lowlands und Carré. DeWolff tourte ausgiebig im Ausland, zuletzt als Support für Toto und The Black Crowes. Auch während Corona spielten sie sich bei Livestreams die Finger blau, zudem wurde am Freitag das neue und sehr ambitionierte Album veröffentlicht Liebe, Tod und dazwischen.
Das Limburg-Trio, das seit Jahren von Utrecht aus operiert, hat also Fortschritte gemacht, und der künstlerische Drift zahlt sich jetzt aus. Das neue Album stieg auf Platz eins in die niederländischen Album-Charts ein und die Show im großen Rondazaal von TivoliVredenburg war schnell ausverkauft. Am Samstag sehen Sie in diesem Dampfbad eine gezüchtigte Band, eine Schaukelmaschine, in der kein Gang aus den Schienen gelassen wird. Beobachten Sie, wie Sänger und Gitarrist Pablo van de Poel mit Bravour auf die Bühne tritt und mit einem Air Kick von seinem rechten Fuß das Riff des Eröffnungstracks kreiert Nachtzug Einsatz. Bam, so macht man das, wenn man fünfzehn Jahre Rockerfahrung im Gepäck hat.
DeWolff hat all die Jahre Musik gemacht, die zuvor gespielt wurde, lassen Sie das klar sein. Die Band orientierte sich stark am Blues und Hardrock der Siebziger, und die Brüder Pablo und Luka van de Poel sowie der Organist Robin Piso mussten die ganze Zeit beweisen, dass sie mehr als ein Retro-Act mit passenden Blusen waren. Das tun sie auch auf diesem neuen Album: op Liebe, Tod und dazwischen die band schleppt die rockigen riffs mehr denn je am soul und damit am „southern rock“ vorbei. Sowohl Pablo als auch sein trommelnder und singender Bruder schaffen es, in einer Reihe frischer Top-Songs heulend schöne Vocals zu reißen, die auch die Ronda zum Vibrieren bringen.
Klar, der Nachtzug aus der Eröffnungsnummer schwirrt seit achtzig Jahren durch die Musikgeschichte, aber was für ein Ohrwurm das ist Nachtzug von DeWolf. Wunderschön, wie die schnaufenden Klänge der Hammond-Orgel die Kadenz steigern und die eingesetzten Blechbläser das Finale zum Explodieren bringen. Das Trio ist mit drei Bläsern, einem Percussionisten, einem Bassisten und zwei Sängerinnen auf dem von der Band selbst mitgebrachten Zauberteppich mit voller Kraft unterwegs.
Was für tolle Stimmen Kim Schulte und Diwa Meijman hinter die rockende Band setzen: Ihre Akzente sind glasklar und wunderbar in den Soundmix eingebunden. Dank dieser musikalischen Reichhaltigkeit nimmt die Show von den ersten Songs an den Reiz einer Soul-Revue an. Auch weil DeWolff mit dem neuen Werk viel Dynamik einbringen kann. Jackie geh schlafen zum Beispiel eine leichtfüßige, sanfte Soul-Ballade, die auf summenden Tasten und einem grüblerischen Gitarrensolo dahinschwebt. Ein Song wie dieser kontrastiert schön mit dem sumpfigen Riff eines älteren Rock-Tracks wie Zuckermond, die wiederum von den Sängerinnen angehoben wird. Oder gegen den wirbelnden Latin-Rock mit Congas aus Nachricht für mein Baby. Besonders Bassist Levi Vis macht daraus eine Party: Sein schnell spielender Bass windet sich wie eine Schlange über die schlagende Percussion und die Orgel.
Auf diese Weise geht DeWolff seinen eigenen Weg durch die Musikgeschichte und die Farbpalette wird immer reicher. Wir hören Santana, Joe Cocker und Lynyrd Skynyrd sowie einen ständig wachsenden Katalog von DeWolffs eigenen Werken. Wie gut diese Band ist, merkt man gegen Ende der Show noch einmal, als Pablo van de Poels Gitarre versagt, ihm schnell eine frische schwarze Gibson gereicht wird, noch schneller einstöpselt und dann gerade noch rechtzeitig ein kreischendes Solo rauslässt. Es scheint so einfach.
Geburtsort
DeWolffs Show in der Ronda ist etwas Besonderes. In erster Linie, weil die Band diese Location noch nie ausverkauft hat. Aber auch, weil DeWolff sich von der Stadt verabschiedet, die jahrelang als Stützpunkt diente.
DeWolff habe lange in einem Werftkeller entlang des Kanals geübt, aber die Feuchtigkeit dort drohe, den teuren analogen Geräten und Instrumenten zu schaden, sagte Sänger Pablo van de Poel vergangene Woche gegenüber RTV Utrecht. Das Trio kehrt nach Limburg zurück. Pablo van de Poel baut derzeit ein neues Atelier im Garten seines neuen Zuhauses. „Sie können die Inspiration nachschlagen, die Sie brauchen, um Kunst zu machen“, sagt Van de Poel. „Es spielt keine Rolle, wo du wohnst.“
DeWolff
Pop
★★★★★
Ronda, TivoliVredenburg, Utrecht, 11/2.