Deutschlands Wirtschaftsminister entlässt engen Mitarbeiter im Vetternwirtschaftsskandal

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Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat einen seiner engsten Mitarbeiter wegen eines Vetternwirtschaftsskandals entlassen, der seiner Grünen-Partei geschadet, seine Klimaagenda in den Schatten gestellt und sein eigenes Ansehen in der deutschen Öffentlichkeit schwer geschädigt hat.

Der Abschied von Patrick Graichen als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist ein schwerer Schlag für Habeck, einen der prominentesten Politiker Deutschlands, der lange als potenzieller Kanzler galt. Habeck hatte sich stark auf Graichen verlassen, um die grüne Energierevolution der Koalitionsregierung voranzutreiben.

Habeck sagte, er sei zum Handeln gezwungen worden, nachdem eine interne Untersuchung ergeben habe, dass Graichen gegen seine Compliance-Verfahren verstoßen habe.

Er hatte Ende letzten Jahres einem Beschluss zugestimmt, dem BUND Berlin, einer Umweltorganisation, bei der seine Schwester als Geschäftsführerin tätig war, staatliche Mittel zu gewähren.

„Das ist ein Fehler zu viel“, sagte Habeck am Mittwoch vor Reportern in Berlin. Er sagte, er sei gezwungen gewesen, zu handeln, „um das Vertrauen in die Arbeit dieses Ministeriums als Institution zu schützen“.

Die Enthüllung über den Zuschuss des BUND Berlin kommt zu einem Skandal um Graichens Rolle bei Dena, der Deutschen Energieagentur. Er nahm am Auswahlverfahren für Denas neuen Leiter teil, verheimlichte jedoch, dass Michael Schäfer, der im März für den Posten ausgewählt wurde, ein enger Freund und Trauzeuge bei seiner Hochzeit war.

Graichen gab seinen Fehler später zu, Schäfer trat zurück und das Auswahlverfahren wurde neu gestartet. Damit konnte die Kontroverse jedoch nicht beendet werden, da die oppositionellen Christdemokraten Habecks Entlassung Graichens forderten.

Die Abgeordneten stellten auch Fragen zu dem dichten Netzwerk persönlicher und familiärer Beziehungen, das Habecks Ministerium mit klimabezogenen Denkfabriken verbindet.

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und ein weiterer enger Verbündeter Habecks, ist mit Graichens Schwester Verena verheiratet, die für das Öko-Institut arbeitet, ein unabhängiges Umweltforschungszentrum, das Aufträge vom Wirtschaftsministerium erhält. Auch Graichens Bruder Jakob arbeitet im Öko-Institut.

Schon vor dem Vetternwirtschaftsskandal stand Habeck wegen eines umstrittenen Gesetzes seines Ministeriums unter politischem Druck, das den Ausstieg aus Gaskesseln und deren Ersetzung durch Wärmepumpen zum Ziel hat. Kritiker sagen, die finanzielle Belastung für Eigenheimbesitzer sei zu groß.

Habeck hatte Graichen zunächst zur Seite gestanden. Die beiden wurden letzte Woche von zwei Bundestagsausschüssen wegen der Dena-Affäre kritisiert, Habeck sagte anschließend, er habe „entschieden, dass Patrick Graichen wegen dieses Fehlers nicht gehen muss“.

Doch er überlegte es sich anders, nachdem eine interne Untersuchung des Wirtschaftsministeriums weitere Compliance-Probleme im Zusammenhang mit Graichen aufgedeckt hatte.

Habeck sagte, es handele sich dabei um eine Ausschreibung im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative Deutschlands. Graichen habe im November letzten Jahres eine Liste mit drei Projekten zur Förderung freigegeben, eines davon vom Berliner BUND, für das rund 600.000 Euro beantragt worden seien.

Der Organisation sei zwar kein Geld zugeteilt worden, Graichen habe das Projekt jedoch als „förderfähig“ eingestuft, sodass die Entscheidung über die Gewährung eines Zuschusses eine „reine Formsache“ gewesen sei, sagte Habeck.

Graichens Schwester war Vorstandsmitglied des BUND Berlin und hatte bis Mai 2022 den Vorsitz inne. Das bedeute, dass Graichens Entscheidung, das Projekt zu genehmigen, „gegen das Gesetz verstößt“. [ministry’s] Compliance-Kodex“, sagte er.

„Selbst der geringste Anschein von Voreingenommenheit muss vermieden werden, und das auch.“ [principle] wurde hier nicht beobachtet“, sagte er.

Habeck sagte, er habe Graichen in der Dena-Affäre verteidigt, dafür müsse er aber sicher sein, dass „die Compliance-Brandmauer, die aufgrund dieser familiären Beziehungen errichtet wurde, keine Risse aufweist.“ Diese Risse sind nun entstanden.“

Er sagte, Graichen habe sich „zu verletzlich gemacht, um seinen Job effektiv machen zu können“.

Habeck dankte seinem Staatssekretär für seine Dienste und sagte, er habe „viel für sein Land erreicht“, Deutschland im vergangenen Jahr vor einer Gasknappheit bewahrt und dazu beigetragen, eine Wirtschaftskrise abzuwenden.



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