Deutschland widersetzt sich unerwartet EU-Abkommen über saubere Autos

Deutschland widersetzt sich unerwartet EU Abkommen ueber saubere Autos


Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen, Deutschland.Bild Getty

Am Freitag hatten die EU-Botschafter auf deutschen Wunsch beschlossen, die als Hammerstück geplante Zulassung am kommenden Dienstag von der Tagesordnung zu nehmen. Deutsche Diplomaten in Brüssel sagten, sie seien beschämt und wütend über das Verhalten Berlins. Die Abgeordneten Jan Huitema (VVD) und Bas Eickhout (GroenLinks) prangern an, dass ein Meilenstein des Green Deal von der liberalen FDP in Deutschland als Geisel gehalten wird. Autos und Transporter sind für 15 Prozent des gesamten CO verantwortlich2-Emissionen in der EU.

Es war FDP-Minister Volker Wissing, der Anfang dieser Woche unerwartet auf die Bremse trat. Er weigerte sich, dem EU-Gesetz zuzustimmen, das vorschreibt, dass neue Autos und Transporter ab 2035 kein CO mehr ausstoßen2 darf mehr emittieren (Ende des Verbrennungsmotors). Auf dieses Gesetz haben sich die EU-Staaten (darunter auch Deutschland) im Oktober vergangenen Jahres mit dem Europäischen Parlament geeinigt. Die Genehmigung nächste Woche war nur eine Formsache.

FDP

EU-Diplomaten erklären Wissings Haltung zum schlechten Wahlergebnis seiner FDP in Deutschland. Auf nationaler Ebene wird die kleine Partei von den großen Koalitionspartnern SPD und De Groenen zerrieben. Bei Landtagswahlen leidet die FDP eine Monsterbesiegung nach der anderen. Wissing möchte seiner Partei wieder Profil verleihen und setzt dafür auf das europäische Autoabkommen.

Was genau die FDP am Freitag will, konnten deutsche Diplomaten nicht erklären. Wissing fordert eine Sondererklärung der EU-Kommission, dass Autos mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 möglich bleiben, wenn sie mit neuem CO fahren2antriebslose synthetische Kraftstoffe. Eine bemerkenswerte Forderung, denn der Gesetzentwurf sieht bereits vor, dass die Kommission einen solchen Vorschlag unterbreitet.

Das war im vergangenen Jahr Deutschland auf die Sprünge geholfen, so dass es – trotz Widerstand der deutschen Autoindustrie – dem Gesetzentwurf doch noch seinen Segen gab. Experten weisen darauf hin, dass die sauberen, synthetischen Kraftstoffe, für die Wissing plädiert, in der Praxis horrend teuer werden.

Tischler

Der Gesetzentwurf soll noch in diesem Monat verabschiedet werden. Die Verschiebung verschafft Kommissar Frans Timmermans (Green Deal) Zeit, einen Text auszuarbeiten, der die FDP zufriedenstellt. An diesem Wochenende wird Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an einem informellen Treffen der Bundesregierung teilnehmen.

Blockiert die FDP weiter, droht in Brüssel eine politische Sackgasse. Ohne deutsche Unterstützung gibt es keine Mehrheit für den Gesetzentwurf, nachdem zuvor die neue italienische Regierung ausgeschieden war. Polen und Bulgarien waren von Anfang an gegen den CO2-neutrale Autos und Transporter im Jahr 2035. Deutsche Diplomaten betonen, dass ein Nein der FDP die Regierungskoalition in Berlin sprengen könnte. SPD und Grüne sind starke Befürworter des Gesetzentwurfs und wollen verhindern, dass Deutschland ihn aushöhlt.

Die Abgeordneten Huitema und Eickhout verweisen auf den Präzedenzfall: Es gibt genug EU-Länder, die die grünen Vorschläge der Kommission verwässern wollen. „Das ist besorgniserregend für die europäische Zusammenarbeit“, sagt Huitema. Eickhout: „Hier geht es um mehr als traurige FDP-Panik. Bundeskanzler Olaf Scholz muss eingreifen.“



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