Der Wunsch nach Sicherheit führt zum Gucken, Zeigen und Klicken

Ueber Nutzen und Nachteil einer Buergerberatung zum Klima


Martin Sommer

Khadija Arib knallte die Tür mit einem lauten Knall zu, nachdem sie wegen regelwidrigen Verhaltens angeklagt worden war. Der Schaden ist immens. In erster Linie für Arib selbst, aber auch für den Präsidenten des Repräsentantenhauses, das Präsidium, die PvdA-Fraktion, die Kanzlei und für das Repräsentantenhaus im Allgemeinen. Der Ausschuss für die Arbeitsweise des Hauses kann die Scherben zusammenfegen. Er kann beginnen, den letzten Teil des Gutachtens von Staatsanwalt Pels Rijcken zu lesen. Unter Punkt 8 bittet der Staatsanwalt um besondere „Sorgfalt und Verhältnismäßigkeit“ im Umgang mit der betroffenen Person, mit einem großen B. Diese betroffene Person ist Khadija Arib.

Aber was hätte sie anderes tun können, als die Tür zuzuschlagen, auch wenn die Anklage nicht drin war NRC war durchgesickert, wurde ihr aber wie beabsichtigt mitgeteilt? Aribs Antenne ist gut eingestellt, denn solche Vorwürfe helfen der lieben Mutter nicht. Grenzüberschreitendes Verhalten ist ein Waldbrand ohne Löschwasser in der Nähe. Mir sind kaum Fälle bekannt, wo jemand diesen Vorwurf unbeschadet überstanden hat.

Geert Wilders: vom Vorsitzenden favorisiert?Bild ANP

Diesmal geht es nicht um Vergewaltigung oder Körperverletzung, sondern um „ein unsicheres Arbeitsumfeld“. Dann befinden wir uns in der Grauzone von Anstand und Gefühlen. Beamte sprachen von einer „Terrorherrschaft“, aber es gab auch Beamte, die die Zusammenarbeit mit demselben Arib hoch lobten. Es wird ihr nicht helfen. Anonyme Berichte über Unsicherheitsgefühle, dagegen gibt es keine Heilung.

Wir in der Presse wussten von der Unzufriedenheit mit Arib. In Den Haag sind wir anonymen Quellen grundsätzlich nicht abgeneigt. Politiker verhandeln in den sprichwörtlichen Hinterzimmern und wer etwas darüber schreiben will, kommt nicht ohne „Insider“ oder „gut erfasste Quellen“ aus. Namenlose Vorwürfe gegen eine Person, das ist ein anderes Kapitel. Im vergangenen Frühjahr, am Vorabend der Wahl eines neuen Sprechers des Repräsentantenhauses, veröffentlichte RTL einen großen Artikel voller böser Geschichten über das Regime von Khadija Arib. Und das alles ohne identifizierbaren Erzähler. Besonders der Vorwurf, sie habe die PVV in die Kammer gedrängt, um die Unterstützung von Wilders zu bekommen, war schädlich.

Khadija Arib: Person, die an einem großen B. Image ANP beteiligt ist

Khadija Arib: Subjekt mit einem großen B.Bild ANP

Ich habe den Rat von Pels Rijcken gelesen und an diesen RTL-Artikel gedacht. Der Staatsanwalt wies auf die „Sorgfaltspflicht“ gegenüber dem „Beteiligten“ hin, hielt es aber gleichzeitig nicht für erforderlich, dass Arib den anonymen Brief, der diesen Schneeball auslöste, lesen musste. Fürsorgepflicht klingt sehr sympathisch, ist aber eine leere Floskel, wenn man sich nicht wehren kann.

Man sagt, das Haus sei so mit sich selbst beschäftigt – und das stimmt. Aber die Kammer ist auch der Spiegel der Gesellschaft. Transgressives Verhalten, Gefühle von Unsicherheit und Verletzung, das sind beherrschende Themen in einer Gesellschaft, die nach innen schaut – mir wurde alles angetan und ich will Wiedergutmachung. Das Haus selbst hat nicht weniger als drei Institute für Beschwerden und Integritätsfragen. Dazu gehört auch ein Beschwerdeausschuss mit einer Vertrauensperson, die – bitte beachten Sie – eine Beschwerde nur bearbeitet, wenn der Name des Beschwerdeführers bekannt ist. Das ist nicht umsonst. Denn die alte Regel lautet: Wer behauptet, muss beweisen.

Vera Bergkamp: Politischer Bogen für den öffentlichen Dienst.  Statue Freek van den Bergh / de Volkskrant

Vera Bergkamp: Politischer Bogen für den öffentlichen Dienst.Statue Freek van den Bergh / de Volkskrant

Doch die Zeiten ändern sich rasant und Unsicherheitsgefühle sind so stark geworden, dass alte Regeln nicht mehr gelten. Nach dem oben erwähnten anonymen Schreiben suchten die Spitzenbeamten das Präsidium des Repräsentantenhauses auf, um indirekt die Zusammenarbeit mit Arib abzulehnen. Der Staatsdienst hat der Politik das Recht diktiert und damit steht die Welt Kopf. Das hätte die Präsidentschaft niemals durchgehen lassen dürfen.

Die Medien haben auch neue Sitten angenommen, wenn es um unanständiges Verhalten geht. Der Mangel an identifizierbaren Wortführern wird dann durch immer mehr Anklagefinger wettgemacht. Dutzende Zeugen seien vernommen worden, steht dann in einem Kästchen in der Ecke. Begründet wird die neue Anonymitätsregel damit, dass jeder, der sich namentlich äußert, den Hals rausstreckt und genau das gilt es zu bekämpfen. Einer der Einwände gegen Arib war ihr Verrat. Aber gerade die Akzeptanz der Anonymität führt zu Klatsch und Lästern und zur Beweislastumkehr, die heutzutage auch mit dem richtigen Ton einhergeht. Schließlich verstecken sich die Beschwerdeführer im Wald und der Betroffenen bleibt nichts anderes übrig, als zu ihrer Tasche zu greifen.

Auf die Art von Einwänden, die gegen Arib bestehen, ist ein festes Gespräch die angemessene Antwort. In Pels Rijckens Bericht heißt es, dass mehrere Versuche erfolglos geblieben seien und dass ihr offenbar zwei Angestellte, zwei Direktoren und die Mitarbeiter der PvdA-Fraktion nicht gewachsen seien. Daraufhin wurde der Staatsanwalt hinzugezogen. Infolgedessen ist eine Frage des Anstands zu einem Rechtsstreit eskaliert. Wenn Sie einen Anwalt bestellen, bekommen Sie keine Sahnetorte nach Hause geliefert. Es gibt jetzt tatsächlich einen ordentlichen Bericht mit dem Logo von Pels Rijcken, zwanzig Blätter, mit Fußnoten und Präzedenzfällen von Klagen über ein sicheres Arbeitsklima.

Ohne diesen Bericht wären in dieser Angelegenheit weniger Fenster zu Bruch gegangen. Ganz allgemein trägt es zu dem Wunsch bei, Gefühle und Verletzungen in die Form des Gesetzes zu formen. Auch das ist kein erfreulicher Anblick. In der Öffentlichkeit, den Medien und den Hochschulen hat sich eine Art Befehls- und Verbotslust eingeschlichen. Die Grenze zwischen öffentlich und privat verschwimmt zunehmend. Schließlich muss der Staat dafür sorgen, dass mein Sicherheitsgefühl in Ordnung ist. Dieses Verlangen erzeugt das Gegenteil einer sicheren Umgebung, nämlich eine Beziehung des Peerings, Zeigens und Klickens. Auch die Untersuchungskommission der betroffenen Person mit einem großen B sollte dies zu gegebener Zeit prüfen.



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