Der Staat kann seine ehrgeizigen Pläne auch bezahlen, ohne Generationen mit Schulden zu belasten

Der Staat kann seine ehrgeizigen Plaene auch bezahlen ohne Generationen


Auf dem Dach eines Hauses werden Sonnenkollektoren installiert. So etwas ließe sich gut mit Krediten einer öffentlichen Investitionsbank finanzieren.Bild Jeffrey Groeneweg / ANP

Aktuelle Ereignisse in der Welt, wie der Ukrainekrieg, und die großen gesellschaftlichen Herausforderungen für das Kabinett, wie die Energiewende, der Wohnungsbau und die Stickstoffproblematik, erfordern eine stärkere Rolle der Regierung. Das Kabinett Rutte IV hat deshalb ehrgeizige Pläne vorgelegt. Diese Pläne werden die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren deutlich auf 60 Prozent des BIP erhöhen und einen kleineren Puffer zur Bewältigung künftiger Wirtschaftskrisen hinterlassen.

Das betrifft unter anderem 35 Milliarden Euro für Nachhaltigkeit über den Klimafonds, 20 Milliarden Euro für Innovation über den Nationalen Wachstumsfonds und weitere Milliarden für den Wohnungsbau. Gleichzeitig muss die Regierung mehr als 20 Milliarden Euro an finanziellen Rückschlägen verkraften, darunter die durch die aktuelle Energiekrise verursachte Kaufkraftreparatur, eine starke Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des BIP und die Entschädigung wohlhabender Sparer.

Über diesen Autor

Joris Eken studiert Wirtschaftswissenschaften an der Universität Örebro, Schweden.

Es gibt jedoch eine alternative Finanzierungsmethode, um die Ziele dieser Regierungspläne zu erreichen, ohne dass dies zu einer höheren Schuldenlast für zukünftige Generationen führt. Das ist die Einrichtung einer öffentlichen Entwicklungsbank, die Investitionen in Wohnungsbau, Innovation, Nachhaltigkeit und öffentliche Arbeiten finanziert.

zu verschmelzen

Vorhandene staatliche Mittel, die derzeit nicht vom Kabinett genutzt werden, können für diesen Zweck genutzt werden, indem die Bank der niederländischen Gemeinden (BNG) mit den Entwicklungsbanken InvestNL und der Nederlandse Financierings-Maatschappij for Developing Countries (FMO) fusioniert wird. In anderen Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung werden bereits Entwicklungsbanken zur Politikfinanzierung genutzt, so in Deutschland durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), in Südkorea durch die Korea Development Bank und in Frankreich durch die Caisse des depots et consignations.

Die Gründung einer öffentlichen Investitionsbank wird auch von der Europäischen Kommission gefördert und steht im Einklang mit der Empfehlung des Wissenschaftlichen Rates für Regierungspolitik (WRR) aus dem Jahr 2019, durch die Gründung einer öffentlichen „Versorgungsbank“ mehr Diversität im Finanzsektor zu schaffen. Durch den Zusammenschluss von BNG, FMO und InvestNL kann eine öffentliche Investmentbank geschaffen werden, die über genügend Finanzkraft verfügt, um umfangreiche Investitionen im Bereich Nachhaltigkeit und technologische Innovation zu tätigen.

Die Idee, eine öffentliche Investmentbank zu gründen ist nicht neu† 2017 hieß es in den Wahlprogrammen verschiedener politischer Parteien, dass die BNG und die Nederlandse Waterschapsbank (NWB) auf Anraten des ehemaligen Bankiers und IWF-Direktors Jeroen Kremers zu einer öffentlichen Investmentbank fusionieren sollten. Sowohl der damalige Finanzminister Jeroen Dijsselbloem als auch Wirtschaftsminister Henk Kamp reagierten begeistert auf den Vorschlag.

Angst vor Kommunen

Allerdings gab es viel Kritik von Seiten der Kommunen, die befürchteten, dass die Schaffung einer „monopolistischen“ nationalen Investitionsbank zu höheren Zinskosten führen und Wohnungsbaugesellschaften von der neuen Landesbank „ausrangiert“ würden. Mit der Fusion zwischen Bank Nederlandse Gemeenten, Nederlandse Financierings-Maatschappij voor Ontwikkelingslanden (FMO) und InvestNL kann der Wettbewerb zwischen öffentlichen Banken in den Niederlanden jedoch fortgesetzt werden.

Als Hauptaktionär dieser Finanzierungsinstitution kann die Zentralregierung ein Mandat erlassen, in dem die Bank mindestens 50 Prozent der jährlichen Kreditvergabe Sektoren zuweist, die für die Erreichung der politischen Ziele relevant sind. 2019, stellte die BNG zur Verfügung zum Beispiel 14 Milliarden Euro an neuen Krediten, finanziert durch die Emission von Anleihen am Kapitalmarkt.

Durch eine Fusion können jährlich 7 bis 9 Milliarden Euro unter anderem in Nachhaltigkeit, Innovation und öffentliche Arbeiten investiert werden. Um den halböffentlichen Sektor weiter zu unterstützen, kann die Bedingung gestellt werden, dass die verbleibenden 50 Prozent aller neuen Kredite an Wohnungsbaugesellschaften und Kommunen vergeben werden müssen, deren Finanzierungsbedarf weiterhin von der Nederlandse Waterschapsbank (NWB) gedeckt werden kann. Dadurch wird die Entstehung eines Monopols bei der Finanzierung des halböffentlichen Sektors verhindert.

Weniger Steuergelder

Durch die Zusammenführung der BNG, InvestNL und der FMO unter einer öffentlichen Finanzierungsinstitution können die Funktionen des Nationalen Wachstumsfonds und des Klimafonds letztendlich auf diese Investmentbank übertragen werden, sodass weniger Steuergelder für diese Fonds bereitgestellt werden müssen, die sogar vollständig finanziert werden können.

Kurz gesagt, Einsparungen im öffentlichen Haushalt können durch die Gründung einer öffentlichen Entwicklungsbank erzielt werden, die mit der Finanzierung von Investitionen in den Bau von bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum, erneuerbare Energien, technologische Innovation, Infrastruktur und öffentliche Arbeiten beauftragt wird.

Ich hoffe, dass diese Empfehlung das Interesse der Politik an alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen und insbesondere an der Gründung einer öffentlichen Investitionsbank wecken kann. Die Zeit dafür ist reif, jetzt wo marktwirtschaftliches Denken weltweit an Popularität verliert und wieder eine stärkere Rolle des Staates nach Lösungen gesucht wird.



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