Der „Senior-Makler“ entschärft den Strom alter Menschen auf dem Wohnungsmarkt

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Der leitende Immobilienmakler Hennie Arends hilft älteren Menschen beim Umzug in ein neues Zuhause: „Ich fühle mich eher wie ein Sozialarbeiter.“Bild Harry Cock / de Volkskrant

Die Lage am grünen Stadtrand von Assen, die vier Schlafzimmer, der Garten: Alles, was Jan Keur (81) vor 25 Jahren gefiel, als er in dieses Einfamilienhaus im Stadtteil Pittelo zog, hat ihn enttäuscht. „Das ist einfach zu viel für mich“, seufzt er. „Und jetzt zieht auch der Nachbar um, zu dem ich ein gutes Verhältnis habe.“ Ich fühle mich verloren.‘

Über den Autor
Jurre van den Berg ist Regionalreporter von de Volkskrant im Norden der Niederlande und berichtet über Entwicklungen in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe

Er geht kaum noch nach draußen, schon gar nicht, seit er sich von seinem friesischen Stabyhoun verabschieden musste. Im Hinterhof hat der Lorbeer einiges durchgemacht. „Der Gärtner kam im März, also habe ich ihn noch einmal angerufen“, sagt Keur im Beisein seines Sohnes. Aber ich möchte die Kinder nicht belästigen. Das ist mein Leben.‘ Beispielsweise kam er kürzlich zu dem Schluss: „Ich muss hier raus.“ Aber ich weiß nicht wo.‘

Viel Bedarf

Ihm gegenüber am Couchtisch lauscht Hennie Arends verständnisvoll seiner Lebensgeschichte. Sie ist „Senior Broker“ bei der Wohnungsbaugesellschaft Actium. In dieser Funktion unterstützt sie ältere Menschen, die länger zu Hause bleiben oder umziehen möchten, in ein lebenssicheres Zuhause. Seit ihrem Start vor anderthalb Jahren hat sie bereits rund vierhundert Gespräche geführt, wie jetzt mit Keur. Diese führten zu fünfzig Umzügen. „Man kann also sagen, dass es einen großen Bedarf dafür gibt.“

Der Senior-Makler ist eine Initiative des Unternehmens, verschiedener Pflegeorganisationen und der Gemeinde Assen. Regierungen, Immobilienmakler und Experten weisen seit einiger Zeit darauf hin, dass der mangelnde Zustrom von Senioren auf dem Wohnungsmarkt ein großes Problem darstellt, vielleicht sogar noch größeres als der tatsächliche Wohnungsmangel. Ältere Menschen leben weiterhin (zu) lange in (zu) großen Häusern.

Die Zeit, in der Menschen mit 65 Jahren in ein Pflegeheim gingen, sei wirklich vorbei, sagt Arends. Und dann wird auch erwartet, dass sich die Zahl der über Achtzigjährigen in den kommenden Jahren auf 4 Millionen verdoppeln wird. Es zeigt die Dringlichkeit einer guten Verteilung des Wohnraums, der in Assen ebenfalls knapp ist.

Verloren in der digitalen Welt

Natürlich muss es geeignete Häuser geben, sagt Rein Swart, Direktor von Actium. „Wir bauen derzeit viele nachhaltige und bezahlbare Wohnungen, damit beispielsweise auch ältere Menschen schneller von einem großen Haus in ein ihren Bedürfnissen entsprechendes Zuhause umziehen können.“ Auf diese Weise steht ein Einfamilienhaus für Einsteiger oder Familien zur Verfügung.“

Arends muss sich manchmal verteidigen: „Du kommst doch nicht, um mich aus meinem Haus zu jagen, oder?“ Manche ältere Menschen wollen ihr Zuhause gar nicht mehr verlassen, sagt sie. Selbst wenn die Dinge wirklich aus dem Ruder laufen, hängen sie zu sehr an den Nachbarn, dem Garten und den Erinnerungen. Es gibt aber auch eine große Gruppe, die bereit ist, umzuziehen. „Aber das Angebot ist dürftig“, gibt sie zu. In Assen beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf Sozialwohnungen sechs Jahre.

Für viele ältere Menschen ist der Umzug auch ein emotionaler und praktischer, manchmal komplexer Prozess, bei dem etwas Hilfe kein unnötiger Luxus ist. Das gilt sicherlich für Keur. „Ich mache mir schon Sorgen wegen einer Adressänderung“, gesteht er. Er verliert sich regelmäßig in der „digitalen Welt“. Manchmal schaut er sich das Angebot auf der Actium-Website an. „Aber dann muss ich mich anmelden und gerate in Panik.“

Apartment mit Balkon

Nur gelegentlich wird ein Haus frei. „Ich habe kürzlich einen auf der Vondellaan gesehen. Aber auch meine Eltern hatten so einen französischen Balkon. Das ist das Einzige, was ich wirklich nicht will. Es bedeutet, um es deutlich auszudrücken, das Warten darauf, dass jemand stirbt.“

Keur hat einen Vorteil: Er hat sich vor 18 Jahren und 15 Tagen bei der Gesellschaft registriert. „Das gibt einem wirklich die Wahl“, sagt Arends. Viele andere ältere Menschen seien weniger vorausschauend gewesen, sagt sie. Generell besteht die Notwendigkeit eines Umzugs erst dann, wenn es bereits zu spät für einen Umzug ist. Ihr Rat: „Eigentlich sollte man anfangen, bevor es wirklich nötig ist.“

„Immobilienmakler“ klingt geschäftsmäßiger, als Arends Job tatsächlich ist. „Manchmal fragen mich die Leute, ob ich auch Häuser verkaufe.“ Aber ich fühle mich eher wie ein Sozialarbeiter.‘ Sie fragt Keur nach seinen Wünschen. Es stellt sich heraus, dass sie bescheiden sind. „Früher hatte ich ziemlich große Ansprüche. Aber eine Wohnung mit Balkon, näher am Zentrum: Da wäre ich sehr zufrieden.“

‚Knarrenhofjes‘

Arends zeigt auf das neue Gebäude an der Thorbeckelaan. Vier Wohnungen mit achtzig Wohnungen. Nicht nur für ältere Menschen, sondern auch „seniorensicher“. „Also mit einem Aufzug, und im Erdgeschoss wird es eine Roller-Ladestation geben.“ Sie legt die Karten auf den Tisch. Keur hat Ohren dafür. Es liegt auch in der Nähe des Arztes. Ich gehe immer noch, aber es wird nicht besser.‘

Fast 80 Prozent der Neubauten von Actium sind seniorengerecht. Hier und da gibt es auch private Initiativen für sogenannte „Knarrenhofjes“. Der Bau in Emmen hat gerade begonnen. Aber an vielen anderen Orten geht es schwierig und langsam zu. Die Umnutzung von Gebäuden für Seniorenwohnungen beispielsweise klingt in der Theorie großartig, erweist sich in der Praxis jedoch als schwierig und kostspielig. Daher ist Neubau oft die einzige Option – der Stillstand ist bekannt.

Die neuen nachhaltigen Wohnungen in Assen werden voraussichtlich im nächsten Herbst geliefert. „Das können Sie auf unserer Website unter der Rubrik ‚Projekte‘ sehen“, sagt Arends. „Ich schreibe dir alles auf. Und wenn Sie es nicht herausfinden können, rufen Sie mich an.‘ Anrufen: Keur gefällt das. „Dann muss ich mich dann nirgends anmelden?“



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