Der Mufflon wurde vom Kugelfänger zum Beschützer der Biodiversität

Das Genie Wladimir Wladimirowitsch schwimmt in seine eigene Falle
Bert Wagendorf

Seger Baron van Voorst tot Voorst hat ein kompliziertes Problem, schrieb Pieter Hotse Smit am Montag de Volkskrant. Er ist Direktor des Park de Hoge Veluwe und es gibt dort ungefähr 220 Mufflons und zwei Wölfe, und das passt nicht zusammen. Die Mufflons feierten 2021 ihr hundertjähriges Bestehen in der Hoge Veluwe, die Wölfe krochen letztes Jahr durch ein Loch im Zaun um den Park. Seitdem haben sie dem Mufflon die Nerven gegeben und Van Voorst tot Voorst auch. Aufgrund des Wolfsterrors wurde die Mufflonherde nun halbiert – das Parkrestaurant musste den Mufflon-Eintopf wegen fehlendem Mufflon-Fleisch bereits von der Speisekarte streichen.

Das ist das Ergebnis unseres Naturmanagements, ein anderes Wort für menschliche Regulierung, inspiriert von der ansonsten berechtigten Vorstellung, dass für echte Natur in diesem Land überhaupt kein Platz ist. Und dass man kontrollieren, regeln und einzäunen muss, was dem noch etwas ähnelt. Damit Naturliebhaber in Ihren Park kommen, erst eine Tasse Kaffee trinken und dann auf Fahrradsafari gehen.

„Hey, wenn das kein Mufflon ist!“

Die Mufflons sind Exoten, die eigentlich nicht in die Niederlande gehören. Sie gelangten von Großherzogin Charlotte von Luxemburg aus Korsika in die Veluwe, als Geschenk und attraktives Jagdobjekt für ihre niederländischen königlichen Verwandten. Sie hatten das Wildschwein bereits in die Veluwe gebracht, um Spaß zu haben.

Zufällig entpuppte sich das Mufflon als ein Tier, das die junge Waldkiefer mochte. Damit gewann er die Liebe der Naturschützer: Er verhinderte, dass sich Heide und Flugsand in Kiefernwald verwandelten. Laut den europäischen Naturschutzrichtlinien müssen die Niederlande dafür sorgen, dass Trockenheide, Magerrasen und Flugsand bestehen bleiben, weil dort die Kreuzkröte, die Blindschleiche, die Zauneidechse und die Schlingnatter gedeihen können. Sowie die kleine Motte.

Ist der geschützte Wolf mehr wert als die geschützte kleine Motte?

Das ungeschützte Mufflon wurde vom Kugelfänger zum Beschützer der Biodiversität befördert. Aufgrund seines intoleranten Verhaltens gegenüber dem Mufflon droht der geschützte Wolf, diesem Status ein Ende zu setzen. Das geht natürlich nicht, denn ab jetzt müssen wir die Waldkiefern Stück für Stück von Hand ausreißen, wenn der kleine Heidespinner nicht verschwinden will.

Direktor Van Voorst tot Voorst hat deshalb im Parkmuseum die Ausstellung „Save the Mufflon“ organisiert. Mit Fotos von Mufflons, die von Wölfen gerissen wurden, denn wenn wir etwas Unerträgliches finden, dann, dass sich Tiere in freier Wildbahn bekämpfen. Raubtiere finden wir ohnehin unsympathisch. Wir sehnen uns leidenschaftlich zurück ins Paradies, wo der Löwe mit dem Lamm spielte und Vegetarier war.

Wölfe werden mit einem Mufflon-Eintopf gefüttert OK, das wäre erträglich, aber bitte nicht mit dem primitiven Zeug von Jagen und Töten und Blutvergießen – überlassen Sie das uns.

Van Voorst tot Voorst will den Schutzstatus des Wolfs aufheben und dem Mufflon zuweisen. Der Wolf nütze ihm nichts, sagt er. Das ist das feine niederländische Nutzendenken in der Natur. Wenn man den Wolf dazu bringen könnte, anstelle von Mufflons eine Waldkiefer zu fressen, war die Rede. Aber der Wolf nicht, also will Van Voorst tot Voorst dem Raubtier den Zugang zu seinem Park verweigern.

Ein Teil der eingezäunten Hoge Veluwe ist jetzt wieder eingezäunt. In diesem Bereich sind vierzig Mufflons zusätzlich durch einen meterhohen Elektrozaun und Sicherheitskameras geschützt. Aus den damit gemachten Aufnahmen konnte man die Zusammenstellung gut erkennen Wilde Natur in den Niederlanden kann machen.



ttn-de-23

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