Der letzte Kaiser Deutschlands, mit einer lässigen Souveränität

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Franz Beckenbauer wird im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1970 wegen einer Schulterverletzung behandelt. Er spielt das Spiel mit einer Schlinge.Bild-Bild-Allianz über Getty Image

Während der Tod von Franz Beckenbauer die Niederländer in das Trauma von 1974 zurückführt, wandern die Gedanken der östlichen Nachbarn zu einem ganz anderen Spiel als dem WM-Finale im eigenen Land. Mehrere deutsche Medien erwähnen das – verlorene – Halbfinale gegen Italien bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1970.

„Im kollektiven Gedächtnis taucht der fast 25-jährige Franz Beckenbauer auf, der sich im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko die Schulter ausgerenkt hat und es dennoch bis zum Ende des Jahrhundertspiels gegen Italien geschafft hat“, schreibt er Kicker.

„Er war allgegenwärtig“, sagte der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über das Spiel, das Italien nach Verlängerung mit 4:3 gewann. Die Tatsache, dass Beckenbauer sein bisher bestes Spiel mit dem Arm in der Schlinge spielt, macht den Deutschen klar: Er ist der Kaiser. Der letzte Deutsche Kaiser sogar, wie die Überschrift von der Nachruf auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung liest.

Boulevardzeitung Bild hat mehr als zehn Beiträge über den am Sonntag verstorbenen Fußballer auf der Titelseite seiner Website, von einem Artikel über Lionel Messis Instagram-Beitrag zum Gedenken an Beckenbauer bis hin zu einem Video über das Treffen, das er mit den Beatles in den 1970er Jahren hatte.

Für die deutsche Presse gibt es keine Diskussion: Beckenbauer war der beste, größte und erfolgreichste deutsche Fußballer aller Zeiten und einer der besten weltweit. „Niemand hat als Spieler und Trainer den deutschen Fußball so geprägt wie Franz Beckenbauer“, sagte er Kicker. Entsprechend Der Spiegel Mit seinem Angriffsstil könnte er im heutigen Fußball sogar noch besser sein als zu seiner Zeit.

Adenauer, Brandt, Beckenbauer

Ich sah die „lässige Souveränität“, die er auf dem Feld zeigte FAZ nur zurück mit Johan Cruijff und Zinedine Zidane. Der Spiegel weitet seine Wirkung noch weiter aus: Er war für den Wiederaufbau Westdeutschlands ebenso wichtig wie die Bundeskanzler Konrad Adenauer und Willy Brandt.

FAZ erwähnt seine Popularität in der DDR. Als er 1990 als Bundestrainer die Bundesrepublik Deutschland zum Weltmeister machte, wurde er laut der Zeitung im ganzen Land gefeiert. Ein paar Monate Monate fanden die Wiedervereinigung Ort.

Beckenbauer erfand die Libero-Position, den Innenverteidiger mit freier Rolle. Diese freie Rolle habe er sich auch privat gegeben, schreibt er FAZ: Er scheint sich mehr leisten zu können als andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Eine Scheidung in den 1970er-Jahren, durch die er seinen Kapitänsposten in der westdeutschen Nationalmannschaft verlor, Probleme mit dem Finanzamt, ein uneheliches Kind oder ein gut bezahlter Job als Botschafter des russischen Gaskonzerns Gazprom: Nichts scheint seinem Ruf wirklich zu schaden.

Größte Beerdigung aller Zeiten

Was hilft, ist, dass die Boulevardzeitung, die normalerweise in solchen Skandalen schwelgt, ihn immer verteidigt. Die Beziehung zwischen Bild und Beckenbauer, der eine Zeit lang Kolumnen für den Sportteil schrieb, ist immer exzellent geblieben. Auch der Dienstag fällt auf die Seite Bild kaum ein widerspenstiges Wort. „Beckenbauer ist das strahlende Licht, das jedem alles verzeiht“, sagte er Kicker. Einzig der Bestechungs- und Bereicherungsskandal um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland beschäftigt ihn weiterhin.

Doch das Schweizer Gerichtsverfahren lief ab und Beckenbauer wurde nie verurteilt. Nach seinem Tod beginnt die nationale Trauer und Ehrung. Deutsche Medien berichten eifrig über den Aufruf des ehemaligen Nationalspielers und Teamkollegen Berti Vogts, den DFB-Pokal nach Beckenbauer zu benennen.

Wie genau sich Deutschland von seinem größten Fußballer verabschieden wird, ist noch unklar. Der FC Bayern München verhandelt heute mit der Gemeinde über eine Beerdigung in der eigenen Allianz Arena, die 75.000 Menschen Platz bietet. „Es soll die größte deutsche Beerdigung aller Zeiten werden“, sagt Ehrenvorsitzender Uli Hoeneß Bild.



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