Das Prahlen mit Reichtum kostet die „Filthy Rich“ der Indonesier viel Geld

Das Prahlen mit Reichtum kostet die „Filthy Rich der Indonesier


Beschlagnahmter Sportwagen im Hafen von Jakarta.Bild Getty Images

Neuer Volkssport in Indonesien: Suche nach hedonistischen Funktionären in den sozialen Medien. So wie die Provinzial-Gesundheitsverwalterin aus Lampung (Ost-Sumatra) mit einer Birkin-Tasche der Luxusmarke Hermès in der Hand (mindestens 10.000 Euro); ein stolzer Zollbeamter aus Yogyakarta zwischen seiner Sammlung von Oldtimern und Motorrädern, ein frommer Gefängniswärter, der in der Business Class nach Mekka fliegt.

Solche Fundstücke werden eifrig geteilt, ergänzt um die Gehaltstabelle des jeweiligen Beamten (selten mehr als 500 Euro im Monat) und dessen jährlichen Vermögensausweis, den indonesische Beamte zu hinterlegen haben. Der verschwenderische Lebensstil entspricht im Allgemeinen nicht dem offiziellen Einkommen oder Vermögen; gefolgt von einer Suspendierung, einer Anhörung durch die Antikorruptionskommission und häufig einer Entlassung oder strafrechtlichen Verfolgung.

Über den Autor
Noël van Bemmel ist Südostasien-Korrespondent für de Volkskrant. Er lebt in Denpasar. Zuvor schrieb er über Amsterdam, Reisen und Verteidigung.

Alles begann im Februar, als ein 20-jähriger Junge in Süd-Jakarta einen Teenager ins Koma schlug. Social-Media-Nutzer, von denen es in Indonesien fast 200 Millionen gibt, fragen sich, wie der junge Verdächtige eigentlich an einen so teuren Jeep Wrangler gekommen ist. Lange Rede kurzer Sinn: Sein Vater, ein Steuerbeamter, konnte sich die Herkunft mehrerer Millionen in seinem Bankschließfach nicht erklären.

Balenciaga-Trikot

Wenig später wurde ein Zollbeamter aus Makassar suspendiert, nachdem seine Tochter auf Instagram in einem Balenciaga-Pullover im Wert von 1.300 Euro gesichtet worden war. Auch der oberste Chef der Finanzbehörden musste gehen, als seine Liebe zu Harley-Davidson-Motorrädern ans Licht kam. Dem Finanzminister war es peinlich, eine neue Untersuchung der Korruption unter Beamten anzukündigen.

Das Ziel der virtuellen Bürgerwehr: „Filthy Rich Indonesians“, benannt nach dem beliebten Film Verrückte reiche Asiaten in der asiatische Superreiche es sich gut gehen lassen und sich über den – in ihren Augen – rückständigen und maroden Westen lustig machen.

Die Verteidigung der verdächtigen Beamten ist oft unglaubwürdig und manchmal urkomisch. So versicherte ein Beamter, der für das Landwirtschaftsministerium über die Landvergabe entscheidet, dass seine junge Frau aus ihren Ersparnissen als ehemaliges Model ihre umfangreiche Designergarderobe, Taschenkollektion und erstklassige Weltreisen bezahlt habe.

Verkaufsbelege

Ein Provinzverwalter aus Riau (Zentral-Sumatra) präsentierte auf einer hastig organisierten Pressekonferenz einen Berg von Taschen und Schuhen seiner Frau. „Alles gefälscht!“, versicherte der Regionalsekretär, der daraufhin Quittungen aus einer Schnäppchenhalle in Jakarta vorlegte. Ein fanatischer Twitterer in diesem Bereich (@PartaiSocmed) verglich die gezeigten Gucci-Sneaker mit denen auf dem Instagram-Account der Ehefrau und kam zu dem Schluss, dass sie sich nicht einmal ähnlich sahen. „Vielleicht hatten Sie es eilig, die Beweise zu kaufen?“

Beobachtern zufolge kann die nationale Hexenjagd nicht getrennt von der zunehmenden Ungleichheit in Indonesien betrachtet werden. Das Land ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt und wächst jährlich um mehr als 5 Prozent. Aber gleichzeitig sinkt Indonesien weiter nach unten Gini-Index, das globale Ranking der Weltbank zur Einkommensungleichheit. Der wachsende Wohlstand erreicht eine begrenzte Gruppe. Auch auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparenz International Indonesien schneidet schlecht ab: Rang 110 von 180.

Batikhemd

Präsident Widodo, der sich gerne als gewöhnlicher Mann in Batikhemd und markenlosen Turnschuhen präsentiert, forderte seine Beamten im März auf, mit der Angeberei aufzuhören. ‚Pamer kekuatan, pamer kekayaan“ (mit Macht prahlen, mit Reichtum prahlen) ist laut dem Staatsoberhaupt unangebracht. Und das unter Verstoß gegen die indonesischen Beamtenvorschriften, die vorschreiben, dass soziale Medien nur dazu dienen sollen, der Gemeinschaft gute Taten zu präsentieren.

Vizepräsident Ma’ruf Amin fügte letztes Wochenende (Zuckerfest) hinzu, dass ein guter Muslim seinen Reichtum gerne diskret mit Menschen teilt, die weniger Glück haben. Ihm zufolge ist Angeberei unindonesisch und kommt aus dem Ausland. Auf der Straße merkt man das allerdings kaum: Indonesier wirken genauso hedonistisch wie andere Völker. Forscher sagen, dass sie in diesem Jahr während der jährlichen Ramadan-Feiertage eine weitere Rekordsumme für Essen, Geschenke und Ausgehen ausgegeben haben.





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