Astronomen glauben, dass sich Planeten um jeden Stern drehen, von denen unsere Sonne nur einer ist. Etwa fünftausend solcher „Exoplaneten“ sind heute bekannt, ein winziger Bruchteil der Gesamtzahl. Doch direkte Beobachtungen von Exoplaneten sind selten: Im hellen Licht des Muttersterns wirkt ein Exoplanet so trüb wie eine Fliege auf einem Leuchtturm. Hinzu kommt die gigantische Entfernung – in diesem Fall nicht weniger als vierhundert Lichtjahre – und es ist verständlich, warum es von den fünftausend bekannten Exoplaneten nur zwanzig Porträtfotos gibt.
Der fragliche Planet mit dem treffenden Namen „HIP 65426 b“ wurde jedoch bereits 2017 fotografiert. Diese „zweite“ Beobachtung bewegt dennoch viel in der astronomischen Welt. Wenn nicht vom Modell, dann vom Fotografen: das James Webb Space Telescope. Mit den neuesten Instrumenten und der größten Linse, die es je für ein Weltraumteleskop gab, kann James Webb sogar auf bekannten Planeten völlig neue Beobachtungen machen.
Vorher unsichtbares Licht
Dies liegt unter anderem daran, dass das Teleskop nicht von den Streupartikeln in der Erdatmosphäre beeinflusst wird, durch die Teleskope am Boden noch hindurchschauen müssen. Außerdem befindet sich James Webb in strategischer Entfernung zur Erde, sodass das Weltraumteleskop weniger von der störenden Strahlung der Erde beeinflusst wird.
Dadurch kann James Webb Licht wahrnehmen, das zuvor sogar für Webbs Vorgänger Hubble unsichtbar war. Viele Informationen über Exoplaneten, zum Beispiel über Wolken in der Atmosphäre, sind genau in diesen unerreichbaren „Farben“ des Lichts verborgen. Aus diesem Grund warteten Planetenforscher sehnsüchtig auf Webbs erste Aufnahmen von Exoplaneten.
„Es ist, als ob man in einen Raum schauen möchte, aber man kann nur durch das Schlüsselloch in der Tür schauen“, sagt Ignas Snellen, Professor für Exoplaneten an der Universität Leiden und nicht an der Forschung beteiligt. „Mit James Webb können wir endlich die Tür aufstoßen und wirklich hineinschauen.“
Geschichte
So können Astronomen nun beispielsweise Informationen über die chemische Zusammensetzung von Exoplaneten sammeln. Dies wurde auch deutlich, als James Webb kürzlich zum ersten Mal Kohlendioxid in der Atmosphäre eines Exoplaneten fand. Forscher interessieren sich für solche chemischen Entdeckungen, weil sie wertvolle Informationen über die Entwicklung von Exoplaneten liefern können.
Der fotografierte Planet ist relativ jung – „nur“ 14 Millionen Jahre alt. Zum Vergleich: Die Erde entstand vor etwa 4,5 Milliarden Jahren. Daher sind im System noch Spuren der Formation zu sehen, etwa ein Staubring um den Mutterstern. Es war bei der Sichtung vor fünf Jahren bei der ersten Beobachtung noch nicht aufgetaucht.
All dies mag interessanter klingen, als das blockige Foto auf den ersten Blick vermuten lässt. Es wird viele Jahrzehnte dauern, bis Fotos von Exoplaneten Google Maps ähneln. Doch das soll Snellen und seinen Kollegen in aller Welt nicht den Spaß verderben: „Die Bilder sind wunderschön, sie zeigen auf einen Schlag, dass wir in den nächsten zwanzig Jahren viel von James Webb erwarten dürfen.“