Das ist nicht anders: Die Energiewende ist komplex, dauert lange und kostet viel Geld

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Installation einer Heimbatterie zur Speicherung von Solarstrom.Bild Lina Selg

Warum steigen die Energiekosten so stark?

Die einfachste Antwort: Weil wir zwei Energiesysteme nebeneinander aufbauen. Das alte Fossil und das neue CO2-arme Energiesystem. Der Bau von Solarfeldern, Windparks, die Verlegung schwerer Stromkabel und vielleicht zwei Atomkraftwerke – alles kostet Geld. Hinzu kommen gestiegene Zinsen, teure Rohstoffe und ein großer Arbeitskräftemangel.

Gleichzeitig kann das alte System noch nicht abgebaut werden: Die BV Nederland bleibt während der Renovierung geöffnet.

Über den Autor
Bard van de Weijer ist Wirtschaftsredakteur von de Volkskrant und Spezialist im Bereich der Energiewende. Er konzentriert sich auf die Probleme, mit denen Verbraucher, Unternehmen und Regierungen konfrontiert sind.

Selbst bei blinder Betrachtung kommt man also zu dem Schluss: Energie wird teurer. Wie viel teurer? Das ist nicht leicht vorherzusagen, da viele unbekannte Variablen im Spiel sind. Wird die Energiesteuer (ein wesentlicher Bestandteil der Preiserhöhung) gesenkt? Wie viel effizienter wird die Industrie produzieren? Wie viel wird Erdgas in Zukunft kosten? Und CO2-Emissionen?

Die PwC-Berater haben sich die aktuell bekannten Prognosen angesehen (unter anderem von CBS und der niederländischen Umweltverträglichkeitsbehörde) und diese addiert. Das Ergebnis dieser Summe ist ungefähr eine Verdoppelung der Gesamtrechnung für Strom und Gas, von 22 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 43 Milliarden Euro im Jahr 2030 und 56 Milliarden im Jahr 2040.

Was ist die wichtigste Komponente bei diesem Anstieg?

Ein erheblicher Kostenfaktor ist die Aufrechterhaltung der Gaskraftwerke. Selbst wenn die gesamte Stromversorgung nachhaltig sei, werde ein Zehntel des Stroms aus Gaskraftwerken kommen, schätzt Tennet. Der Netzbetreiber, der jährlich Szenarien zur Stromversorgung veröffentlicht, geht sogar davon aus, dass in einer nachhaltigen Zukunft in den Niederlanden genauso viele Gaskraftwerke benötigt werden wie jetzt.

Denn es wird immer längere Zeiträume geben, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Der Strom muss dann aus Kraftwerken kommen, die dann möglicherweise mit grünem Wasserstoff betrieben werden oder CO2-Emissionen speichern. Das ist teuer, auch weil diese Kraftwerke dann am Laufen gehalten werden müssen, wenn sie nicht benötigt werden.

Energie wird auch teurer, weil die Stromnetze gestärkt werden müssen. An sonnigen Frühlings- und Sommertagen gehen mittlerweile 20 Gigawatt Solarstrom ins Netz, vergleichbar mit vierzig Kernkraftwerken in Borssele.

Schließlich gibt es noch die Steuerkomponente. Bei unveränderter Politik wird sich dieser zwischen 2020 und 2040 verdoppeln, auf 20 Milliarden Euro, etwa 35 Prozent der gesamten Energierechnung. Es ist nicht sicher, ob es zu dieser Verdoppelung kommen wird. Die Höhe der Energiesteuer für Haushalte werde jedes Jahr im Steuerplan überprüft, so das Ministerium für Wirtschaft und Klima.

Wie kann die Rechnung steigen, wenn es immer mehr günstigen Ökostrom gibt?

Ökostrom ist tatsächlich günstiger als fossiler Strom. Sobald eine Windkraftanlage installiert und ein Solarpanel auf dem Dach angebracht ist, scheint die Sonne umsonst und der Wind weht umsonst. Deshalb kostet grüner Strom weniger pro erzeugter Kilowattstunde.

Diese Vorstellung verleitet Politiker manchmal zu der Annahme, dass die Stromrechnungen sinken werden. Erst letzte Woche sagte der scheidende Klimaminister Jetten in dieser Zeitung: „In das Klima zu investieren bedeutet für uns auch, dafür zu sorgen, dass die Energierechnung sinkt, indem wir beispielsweise Solaranlagen auf dem Dach installieren.“

Jettens Argumentation ist richtig, aber nicht für jeden. Profitieren können Bürger, die es sich leisten können, etwa weil sie über ein Eigenheim verfügen. Doch nicht jeder Niederländer verfügt über ein eigenes Haus mit Solaranlagen und einer Einfahrt mit Ladestation, die die Batterie des E-Autos mit günstigem Strom vom eigenen Dach füllt.

Tatsächlich sind es aufgrund der aktuellen Netting-Regelung inzwischen Bürger ohne Solaranlage, die Haushalte mit Solaranlage bezuschussen, im vergangenen Jahr mit rund 100 bis 200 Euro pro Jahr. Das Geld fließt vorerst in die falsche Richtung.

Wie sicher ist es, dass die Rechnung wirklich so stark ansteigt?

Es gibt alle möglichen Knöpfe zum Drehen. Eine der Optionen ist eine Senkung der Energiesteuern. Bleibt dieser auf dem Niveau von 2020, werden dadurch bereits 10 Milliarden Euro eingespart.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass viele Prozesse energieeffizienter werden, wenn von fossilen auf elektrische Energie umgestellt wird. Nehmen Sie das Elektroauto. Laut einer Einschätzung von CE Delft verbraucht ein E-Auto, das im Jahr 2030 den Ausstellungsraum verlässt, rund 75 Prozent weniger Energie pro Kilometer als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Ein E-Auto ist nicht nur gut fürs Klima, auch die variablen Kosten sind deutlich geringer.

Die Branche kann noch größere Erfolge erzielen. Wenn es elektrifiziert wird, laufen energiefressende Prozesse effizienter ab. Auch Elektroinstallationen können auf den Wellen der grünen Energie surfen: Sie laufen auf Hochtouren, wenn viel nachhaltiger Strom verfügbar ist, und schalten sich ab, wenn weniger vorhanden ist. Bei aktuellen fossilen Anlagen ist dies oft unmöglich oder deutlich schwieriger.

Was muss passieren?

Der Übergang zu einem neuen Energiesystem ist komplex, dauert lange und kostet viel Geld. Aber Nichtstun ist noch teurer. Wer welchen Teil der Kosten übernimmt, darüber muss die Politik entscheiden.

Um Menschen mit geringeren Mitteln die Schmerzen zu lindern, kann dieser Gruppe durch Energieeinsparungen geholfen werden. Zum Beispiel durch die Isolierung von Häusern mit Geldern aus dem Klimafonds in Höhe von 35 Milliarden Euro. Denn in einem sind sich alle einig: Energie, die nicht genutzt wird, ist die sauberste Energie. Und das günstigste.



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