Das „intelligente“ Fahrradschloss für den öffentlichen Nahverkehr lässt Reisende auf halbem Weg ihrer Radtour stehen

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Denkfehler im zeitgenössischen Design, filetiert vom Designwissenschaftler (und ehemaligen Kabarettisten) Jasper van Kuijk. Diese Woche: das elektronische ÖPNV-Fahrradschloss (Teil 2).

Jasper van Kuijk

Für Leser Paul war es unmöglich, sein ÖPNV-Fahrrad aus dem neuen, elektronischen ÖPNV-Chipkartenschloss zu holen. Ich habe schon früher über dieses Schloss geschrieben, aber ich hatte mit diesem Problem nicht gerechnet, woraufhin Paul mir eine E-Mail schickte. Als Paul den NS-Helpdesk um Hilfe bat, teilte man ihm mit, dass der Vormieter das Fahrrad bei der Rückgabe nicht ordnungsgemäß verschlossen habe, so dass seine Miete weiterlaufen könne. Und deshalb ließ sich das von Paul mitgebrachte Fahrrad nur mit der ÖPNV-Chipkarte des Vormieters aufschließen.

Im Nachhinein war alles schiefgegangen, als Paul ein Fahrrad in den unbewachten Fahrradschuppen gebracht hatte, der nicht verschlossen war. Da er mehrere unverschlossene Fahrräder um sich herum sah, beschloss er, das Fahrrad mitzunehmen. Aber das war kein „ausgechecktes“ Fahrrad.

Der NS-Helpdesk riet Paul, das Fahrrad entweder stehen zu lassen oder es zurück zum Bahnhof zu schleppen und wieder in den Fahrradschuppen zu stellen (was bei einer halben Stunde Fußweg etwas zu viel war). Eine Woche später stand das Fahrrad immer noch vor der Tür des Freundes, den Paul besucht hatte, obwohl die Niederländische Eisenbahn nun die Nummer und den Standort des Fahrrads kannte. Im Übrigen müsste laut NS-Helpdesk der Vormieter sowohl die laufende Miete als auch die Inkassokosten bezahlen. Auf der NS-Community online kann man nachlesen, dass das, was Paul erlebt hat, häufiger vorkommt.

Beim alten System mit physischen Schlüsseln nahmen Reisende den Schlüssel auch versehentlich mit, doch dann wurde – zum Pech für die NS – ein zusätzliches Fahrrad in der Parkanlage eingesperrt, bis der Reisende zurückkam oder den Schlüssel verschickte. Nicht die Absicht, sondern das Risiko des Berufes, für die NS. Das neue elektronische Schloss stellt ein Benutzerproblem dar, dessen Kosten auf den Reisenden umgelegt werden. Sowohl für den Vormieter, dessen Miete weiterläuft und der Inkassokosten tragen muss, als auch für den Mieter, der plötzlich ohne Fahrrad dasteht.

Darüber hinaus sind Sie mit dem alten System auf einen versehentlich gestohlenen Schlüssel in Ihrer Tasche gestoßen, haben Ihren Fehler entdeckt und konnten ihn beheben. Dies ist mit dem neuen elektronischen Schloss nicht der Fall, während das „Check-out-Verfahren“ nun schwieriger und kritischer geworden ist und auch mit dem alten Verfahren kollidiert. Früher stellte man das Fahrrad wieder auf, jetzt muss man es abschließen. Die NS experimentiert jetzt damit Audiobotschaften in Fahrradschuppen Reisende dazu zu drängen, ihre Fahrräder abzuschließen. Wenn solche Erinnerungen notwendig sind, ist das nie wirklich ein gutes Zeichen.

Ich verstehe, dass die NS möchte, dass ÖPNV-Fahrräder an nicht besetzten Stationen oder abends, wenn das Personal abwesend ist, mitgenommen werden kann und dass sie die mitgeführten Fahrradschlüssel loswerden wollen. Doch diese Schleuse, bzw. der gesamte digitale Check-in/out-Vorgang, verdient eine umfassende Neugestaltung. Und vor allem sollte die NS die Folgen ihres eigenen Konstruktionsfehlers nicht auf die Fahrgäste abwälzen.

Jasper van Kuijk ist Designwissenschaftler. Er forscht, lehrt und kommuniziert zum Thema (nutzerorientiertes) Design. @[email protected]



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