Das Imperium des indischen Milliardärs Adani taumelt nach Vorwürfen des Bilanzbetrugs

Das Imperium des indischen Milliardaers Adani taumelt nach Vorwuerfen des


Gautam Adani (Mitte) bei einem Investorentreffen 2022.Bild NurPhoto über Getty Images

Die Position der Adani-Gruppe ist kaum zu überschätzen. Das Konglomerat gilt zusammen mit den Firmen Tata und Reliance als Rückgrat der indischen Wirtschaft. So besitzt und betreibt das Unternehmen beispielsweise wichtige Infrastruktur wie Häfen, Flughäfen, Eisenbahnen, Kohlebergwerke, Kraftwerke und Rechenzentren.

Firmengründer ist Gautam Adani (60), der als Selfmademan gilt. Anders als die Großindustriellen Rattan Tata (unter anderem von Tata Steel), Mukesh Ambani (Reliance) oder Lakshmi Mittal (ArcellorMittal) konnte Adani nicht auf Familienkapital zurückgreifen. Als vierter Sohn eines kleinen Textilkaufmanns begann er als kleiner Schreiberling und handelte unter anderem mit Salz und Kohle.

Jubel

In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen stetig weiter. Besonders seit 2015 erlebt das Unternehmen ein stürmisches Wachstum, wobei die Adani-Aktie durch die Decke schießt. So haben beispielsweise fünf Aktien zwischen 2018 und 2022 um sagenhafte 1.200 bis teilweise fast 8.000 Prozent an Wert gewonnen, dachte Der indische Express. Es katapultierte den Wirtschaftsmagnaten letztes Jahr zum zweitreichsten Mann der Welt. Mit seinem geschätzten Nettovermögen von 146,9 Milliarden US-Dollar ließ er Jeff Bezos, Bill Gates und Warren Buffet hinter sich.

Doch der Jubel war nur von kurzer Dauer. In einem vernichtender Bericht Dem Unternehmen wurden Ende Januar Marktmanipulation und Bilanzbetrug vorgeworfen. Die Anklage kam von einem kleinen New Yorker Investmentfonds, Hindenburg Research, basierend auf Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern und internen Dokumenten. Der Bericht spricht über den „größten Betrug in Unternehmensgeschichte‚.

Adani und seine Unternehmen nutzten ein Netz von Unternehmen, um den Preis der Adani-Aktien zu erhöhen. Diese Unternehmen würden auch den Umsatz höher erscheinen lassen, als er ist. In Wirklichkeit wären mehrere Unternehmen hoch verschuldet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die mehrere Adani-Unternehmen prüfen soll, ist dem Bericht zufolge eine kleine Firma „ohne Website, mit nur vier Partnern und elf Mitarbeitern“. Hindenburg schreibt auch, dass die indische Regierung in der Vergangenheit vier Mal wegen Betrugs gegen Adani ermittelt habe.

„Kalkulierter Angriff“

Der Investmentfonds scheut sich nicht, an dem angeblichen Betrug selbst Geld zu verdienen: Hindenburg hat vor der Veröffentlichung eine sogenannte Short-Position eingenommen. Je weiter die Adani-Kurse fallen, desto mehr verdient der Fonds. Es ist nicht das erste Mal, dass Hindenburg auf diese Weise Geld verdient. 2020 warf sie beispielsweise Nikola, einem amerikanischen Hersteller von Elektroautos, Betrug vor. Das erwies sich als richtig, der Gründer wurde im vergangenen Jahr von einem Richter verurteilt, und der Fonds verdiente nach eigenen Worten „mehr Geld als je zuvor“.

Doch Adani weist alle Vorwürfe entschieden zurück. Es spricht in einem 400-seitige Antwort eines „kalkulierten Angriffs auf Indien, seine Unabhängigkeit, Integrität und die Qualität indischer Institutionen“. Die Finanzmärkte sind nicht überzeugt und Investoren ziehen die Hände vom Unternehmen: Am Donnerstag war das Unternehmen im Ergebnis 108 Milliarden Dollar weniger wert. Der Kursverfall wirkt sich auch auf das Privatvermögen des Unternehmers aus: Adani ist in zehn Tagen 52 Milliarden Dollar weniger wert, ist jetzt „nur“ gut für 61 Milliarden Dollar.

Ökonom Sonam Srivastava von Wright Research sagt dagegen NPR dass es jetzt „ziemlich klar ist, dass Adani wenig Kontrolle von Wirtschaftsprüfern und wenig Aufmerksamkeit von Analysten hatte“. Ihr zufolge hat auch die Börsenaufsicht „keine Schritte unternommen, um Adanis Handel zu untersuchen“. Sie warnt vor einem „großen systemischen Risiko“ für indische Banken und den Finanzsektor, wenn die Adani-Aktie weiter abstürzt.‘

Indische Regierung

Indiens Technologie- und Eisenbahnminister Ashwini Vaishnaw erklärte am Mittwoch, dass solche Bedenken unbegründet seien. „Indien hat ein sehr breites Spektrum an Infrastrukturunternehmen. Was auch immer an der Börse passiert, wird die Gesamtwirtschaft nicht beeinflussen. Da bin ich mir ganz sicher.«

Obwohl der Fall in Indien seit mehr als einer Woche für Aufregung sorgt und die Medien ausführlich darüber berichtet haben, ist Börsenwächter Sebi bemerkenswert ruhig. Reuters berichtete am Mittwoch, dass die Regulierungsbehörde an einem arbeite Forschungaber Sebi konnte das am Donnerstag nicht bestätigen.

Die scheinbar zögerliche Haltung der Regulierungsbehörde ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die schon lange vermuten, dass Adani von der indischen Regierung Auftrieb bekommen wird. Premierminister Narendra Modi und Adani stammen beide aus dem Bundesstaat Gujrat und sind enge Freunde. So flog Modi nach seinem Wahlsieg 2014 mit Adanis Privatjet nach Delhi. Der Hindenburg-Bericht behauptet auch, dass der Betrug teilweise auf die indische Regierung zurückzuführen ist. Darin heißt es, dass Adani ungestört seinen Geschäften nachgehen konnte, auch weil die Aufsichtsbehörde und die Regierung wegschauten.



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