Das Finale der Women’s Champions League ist erstmals ausverkauft: Frauenfußball ist gefragt

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Die Niederländerin Jill Roord stellvertretend für Wolfsburg im Halbfinale gegen Arsenal, 1. Mai 2023.Bild Getty Images

Wer ist der Favorit?

Wolfsburg und Barcelona gehören seit Jahren zur absoluten Spitze im europäischen Frauenfußball. Der deutsche Klub, bei dem die Niederländerinnen Jill Roord, Dominique Janssen und Lynn Wilms spielen, steht zum sechsten Mal im Finale der Women’s Champions League (WCL). Dies geschah zuletzt im Jahr 2020. Das Finale wurde 2013 und 2014 gewonnen.

Später stieg Barcelona an die Spitze auf, erreichte in den letzten fünf Jahren aber nicht weniger als viermal das Finale. 2021 siegten die Katalanen, letztes Jahr ging der Endkampf in Turin gegen Lyon (Rekordmeister mit acht Titeln) verloren. Im ersten Halbfinale hatte Wolfsburg keine Chance gegen Barcelona, ​​das im vollbesetzten Camp Nou mit 5:1 gewann. Zu Hause siegten die Deutschen mit 2:0.

Über den Autor
Dirk Jacob Nieuwboer ist Sportreporter für de Volkskrant und schreibt über Fußball und Handball. Zuvor war er Türkei-Korrespondent und politischer Journalist.

Der Kern der Wolfsburger besteht aus Nationalspielern des EM-Finalisten Deutschland, ergänzt durch die drei Niederländer, die stilsichere isländische Angreiferin Sveindís Jane Jónsdóttir und die polnische Topscorerin Ewa Pajor. Viele spanische Nationalspieler bei Barcelona, ​​die meisten Tore kommen jedoch von der Nigerianerin Asisat Oshoala und Caroline Graham Hansen aus Norwegen.

Der Norweger erzielte auch die beiden Tore, die Chelsea im Halbfinale mit minimalem Unterschied besiegten (2:1). Gegen Arsenal hatte Wolfsburg es noch schwerer, das Finale wurde erst nach Verlängerung erreicht.

Wie viele Zuschauer zieht die Women’s Champions League an?

Das Finale sei dieses Jahr zum ersten Mal ausverkauft, verkündete die UEFA stolz. Im Philips-Stadion sind 34.120 Zuschauer, das sind etwas mehr als die 32.257, die letztes Jahr ins Juventus-Stadion kamen. Es ist kein Rekord, denn 2012 kamen mehr als 50.000 Menschen zum Finale nach Berlin.

Aber die Abschlussprüfungen sagen nicht alles über das Interesse aus. Es ist bekannt, dass Frauenfußball ein großes Publikum zu eintägigen Spielen anlocken kann. In diesem Jahr war es für Ajax-Feyenoord immer noch möglich, die Johan-Cruijff-Arena zu zwei Dritteln (33.472 Zuschauer) zu füllen, während in der Frauen-Eredivisie zu den meisten Spielen weniger als tausend Zuschauer anwesend waren. Es handelt sich oft um Familienausflüge, die wegen der relativ niedrigen Preise attraktiv sind.

Auch in der WCL gab es solche Ausreißer: Vor allem Barcelona schaffte es mehrfach, das Camp Nou zu füllen. Interessanter ist, dass die Untergrenze in diesem Jahr deutlich angehoben wurde. Letztes Jahr gab es ein Viertelfinale mit nur 3.318 Zuschauern (ausgerechnet Real Madrid-Barcelona), zwei weitere blieben unter 10.000 Zuschauern. In diesem Jahr waren 14.367 das Minimum. Und die durchschnittliche Zuschauerzahl im gesamten Turnier (einschließlich der Gruppenphase) wird in diesem Jahr 11.000 übersteigen, verglichen mit 5.000 im Jahr 2019.

Was ist mit Fernsehübertragungen?

Letztes Jahr mussten die niederländischen Fans von Lieke Martens (damals Barcelona) sowie Daniëlle van de Donk und Damaris Egurrola (Lyon) noch auf YouTube gehen, um das Finale des wichtigsten Spiels im europäischen Frauenfußball zu sehen. Der Streamingdienst DAZN wird das Finale dieses Jahr dort kostenlos übertragen, aber auch auf NOS ist der Endkampf dieses Jahr zu sehen.

Das hängt zweifellos mit der Tatsache zusammen, dass das Finale in Eindhoven stattfindet, was hilft, dass auch drei Niederländer teilnehmen. Im Übrigen ist die WCL in den Niederlanden noch weit von unserem Bett entfernt, auch weil niederländische Vereine noch nie die Gruppenphase erreicht haben.

DAZN hat auf YouTube gezeigt, dass es in Europa ein Millionenpublikum für die kostenlosen Streams gibt. Im vergangenen Jahr wurden die 61 Spiele insgesamt 64 Millionen Mal angeklickt. 3,6 Millionen Menschen sahen das Finale. Die diesjährigen Zahlen sind erst aus der Gruppenphase bekannt: Dort lag die Zahl der Aufrufe in diesem Jahr bei rund 20 Millionen, 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Nächstes Jahr wird es spannend, denn dann werden die meisten Spiele hinter der Paywall verschwinden. 42 Spiele müssen dann bezahlt werden (ein Abo kostet 9,99 Euro pro Monat), während 19 Spiele weiterhin kostenlos zu sehen sind. Dazu gehören das Finale, ein Halbfinale und zwei Viertelfinale.

Zum Vergleich: Das Finale der Champions League der Männer wird von etwa 300 Millionen Menschen verfolgt, ist aber auch in allen Ländern zur Hauptsendezeit zu sehen.

Ist die WCL ein Fat Pot?

Das Zuschauerverhältnis von 1 (Frauen) zu etwa 100 (Männer) spiegelt sich auch im Preisgeld wider. Gewinner Real Madrid ließ im vergangenen Jahr 134 Millionen Euro aus der Champions-League-Saison übrig. Frauenmeister dürfen nicht mehr als 990.000 Euro verdienen. Dann müssen sie von Anfang bis Ende alles gewinnen. Weder Barcelona noch Wolfsburg haben das geschafft, sie liegen also sogar etwas darunter.

Für den Sieg im Finale gibt es 350.000 Euro, für den Verlierer 200.000 Euro. Insgesamt sind 24 Millionen Euro im Preispool enthalten. Im Vergleich zu den 2,7 Milliarden bei den Männern ist das zwar wenig, für den Frauenfußball aber dennoch beachtlich. Ajax und Twente hoffen, nächstes Jahr endlich in die Gruppenphase einzuziehen, die 400.000 Euro einbringen wird. Das sind etwa 25 bis 30 Prozent ihres Gesamtbudgets.



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