Das Dorf Klazienaveen in Drenthe boomt – aber das hat auch eine Kehrseite

1708252030 Das Dorf Klazienaveen in Drenthe boomt – aber das hat


Das Dorf Klazienaveen in Drenthe verfügt über ein reichhaltiges Angebot an Geschäften, das immer mehr Besucher anzieht.Bild Harry Cock

Sandra Savenije von Sandra’s Boetiek lässt sich davon manchmal überraschen. „Sie kommen aus dem ganzen Land nach Klazienaveen. Auch wenn sie vorher nicht wussten, wo es war.‘

In ihrem Modegeschäft herrschte bereits am Samstagmorgen reger Betrieb. Das Geschäft läuft gut: Nachdem sie 27 Jahre lang auf der anderen Seite des Kanals gemietet hatte, ist sie gerade in einen modernen, eigenen Neubau umgezogen. Über Facebook lockt sie Kunden aus nah und fern aus dem Südosten von Drenthe an. „Wir haben für jeden Geldbeutel und jede Größe etwas Schönes.“ Und Sie können kostenlos vor der Tür parken.

Wenn es um Südost-Drenthe geht, geht es in der Regel um sozioökonomische Nachteile. Und die meisten Provinzstädte mit der Lage und Größe von Klazienaveen haben es schwer. In der Nachbarprovinz Groningen wurde kürzlich ein „Masterplan für regionale Zentren“ auf den Weg gebracht: 40 Millionen Euro zur Steigerung der „wirtschaftlichen Vitalität, Lebensqualität sowie der räumlichen und sozialen Qualität“. Orte wie Winschoten, Stadskanaal und Veendam könnten einen Aufschwung gebrauchen.

„Sie leiden eher unter Leerständen als unter Andrang“, sagt Harrie van der Velde vom örtlichen Handelsverband. „Aber Klazienaveen ist es.“ boomt. 140 Geschäfte in einem Dorf mit 13.000 Einwohnern, das ist schon eine ganze Menge.“

Das Geschäft in Sandras Boutique läuft gut.  Bild Harry Cock

Das Geschäft in Sandras Boutique läuft gut.Bild Harry Cock

Über den Autor
Jurre van den Berg ist Regionalreporter für de Volkskrant im Norden der Niederlande und deckt Entwicklungen in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe ab

In dem Damenmodegeschäft, das er mit seiner Frau betreibt, hängt die modische Marilyn Monroe an der Wand. Die Hälfte der Kunden kommt von weiter weg als aus ihrem eigenen Dorf oder dem nahegelegenen Emmen. „Die Anziehungskraft ist so groß.“

Die Grenze zu Deutschland ist kaum fünf Kilometer entfernt. Aber die Menschen gehen dort vor allem wegen günstigerer Lebensmittel, Benzin, Alkohol und Zigaretten hin, weiß Van der Velde. ‚Im Non-Food „Wir haben noch viel mehr zu bieten“, sagt er wie ein versierter Vermarkter. In seinem eigenen Damenmodegeschäft trifft er regelmäßig deutsche Kunden.

null Bild Harry Cock

Bild Harry Cock

Zwei weiter weg stehende Schwägerinnen, die Nasen in einem Regal mit stark reduzierten Blusen, sind dafür sogar achtzig Kilometer von Groningen gefahren. „Da gibt es vor allem große Ketten.“ „Wir kommen wegen der Boutiquen und der Schnäppchen hierher.“

Van der Velde glaubt, dass ein Teil der Erfolgsformel darin besteht, dass Klazienaveen viele unabhängige Unternehmer und wenige Niederlassungen hat. „Das gibt mehr Charakter.“ Und solche Einzelhändler gehen oft noch einen Schritt weiter.“

Die Individualität spiegelt sich in den Namen der vielen Modegeschäfte wider (Van der Velde: „Wir sind wirklich eins.“ Mode-Dorf‘). Neben Sandra’s Boutique finden Sie hier Donna Women’s Fashion, Jitse Fashion und Bertus Fashion. Auch Geschäftsführerin Els ist davon überzeugt, dass das kostenlose Parken Klazienaveens Trumpf ist.

Damit tue sie dem reichhaltigen Angebot an Geschäften im Dorf keinen Gefallen, so Kundin Alie Maatje, die sich gerade mit ihrer Tochter ein türkisfarbenes Hemd ausgesucht hat. Allerdings sieht sie auch eine Kehrseite. „Meine 83-jährige Mutter traut sich samstags nachmittags kaum ins Zentrum.“

„Es bleibt einfach hängen“

Die Klazienaveen Interest Association warnte kürzlich RTV Drenthe auch für die Folgen des erhöhten Verkehrsaufkommens. „Wenn wir nicht vorsichtig miteinander umgehen, kommen wir in der Mitte bald kaum noch voran.“ „Es bleibt einfach hängen“, sagte Sekretär Jan Twickler.

Auf Nachfrage sagte der Sekretär, er wolle der Bevölkerung vor allem klarmachen, dass der Dorfverein sich der Problematik annehme, mehr wolle er dazu nicht sagen.

Aber das Straßenbild spricht für sich. Obwohl bei den Parkplätzen in Klazienaveen nicht gespart wurde, sind die meisten davon überfüllt. Und vor vielen Zebrastreifen bildet sich ein kurzer Stau.

Auch Unternehmer kennen das Problem. „Es ist eigentlich immer viel los“, sagt Sandra Savenije von Sandra’s Boutique. „Gestern Nachmittag steckte es wieder komplett fest, von der Ovonde (dem ovalen Kreisverkehr, Anm. d. Red.) bis zum Industriegebiet.“

„Vor allem am Wochenende ist es hektisch“, räumt Harrie van der Velde vom Handelsverband ein. Die sogenannte gemeinsamer Raum (gemeinsame Straßenabschnitte für Radfahrer und Wanderer) ist ebenfalls recht verwirrend. „Aber ich habe den Eindruck, dass die Leute dadurch tatsächlich sehr vorsichtig sind.“ Es passieren nur wenige Unfälle, also funktioniert es offenbar ganz gut.“

Autofahrer sind oft weniger bescheiden. „Manchmal lassen sie es einfach vor der Haustür des Gemüsehändlers liegen.“ Und die Polizei unternimmt nichts dagegen“, sagt Gea Mink (64). Dabei ist sie, wie auch ihre Freundin Ria de Jonge (71), besonders stolz auf die Entwicklung, die das Dorf genommen hat. „Sogar Leute aus Emmen kommen hierher, um einzukaufen.“ Denn nein: Das Parken dort ist nicht kostenlos.

Früher war nicht die Autobahn, sondern der Kanal die Lebensader des Dorfes, als der Torf noch abgebaut wurde. Die Damen erinnern sich noch daran, wie bezaubernd der Anblick der Hausboote war. In den 1980er Jahren wurde das Tempo verlangsamt. Jetzt verfügt es über zwei Indoor-Einkaufszentren.

„Da ist auch etwas dran“, begrüßt De Jonge den Fortschritt. Und nachdem es im Dorf bereits einen Jumbo, einen Plus, einen Boni, einen Aldi und einen Lidl gab, entsteht nun der erste Albert Heijn. „Dann haben wir keine Wünsche mehr.“

Mit dem zunehmenden Andrang entflammt die Diskussion über gebührenpflichtiges Parken erneut, auch im Gemeinderat von Emmen, wo Harrie van der Velde selbst sitzt. Er möchte lieber nicht darüber reden: Es ist ein zu heikles Thema. „Ein Test wurde vor zwölf Jahren durchgeführt. Das war eine Tragödie.‘

Er würde eher sagen, dass das Zentrum nächstes Jahr in Angriff genommen wird. Es muss wirklich etwas getan werden, um den Verkehr besser umzuleiten, sagt Sandra Savenije von Sandra’s Boetiek. „Aber die freien Parkplätze wollen wir natürlich nicht verlieren.“



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