Eine Zeit lang schien die Meisterschaft am Sonntag für Ajax noch näher zu sein, als sie tatsächlich ist, bis der Tabellenführer in Alkmaar weggewischt wurde. Und in dem Moment, als Ajax scheinbar fast wehrlos in der Ecke stand, war da wieder diese Widerstandskraft des letzten Mals; 2-2.
Ajax schien eine schwierige Schlussphase der Saison bevorzustehen, bis Rivale Feyenoord mit einem 0:2 gegen PSV mit 2:2 nachhalf, so dass die Führung bei vier Punkten bleibt, zwei weitere Spiele zu spielen und ein deutlich besseres Torverhältnis für Ajax. Es muss nicht mehr am Abschlusstag eintreffen. Mittwoch um 20 Uhr besiegt Heerenveen und Ajax ist zum 36. Mal Meister.
Alles, was in dieser Saison typisch für Ajax ist, wurde bei AZ in die Partie gepackt. Hin und wieder ein Überschuss an Qualität und Dominanz, gespickt mit leichtem Kombinationsfußball, aber auch ganze Serien von Fehlschlägen hintereinander. „Wir hatten und haben die Kontrolle“, sagte Trainer Erik ten Hag, während Feyenoord und PSV kurz vor dem Anpfiff standen.
Totale Orientierungslosigkeit
Eine halbe Stunde nach der Pause bei Ajax herrschte totale Orientierungslosigkeit, übertrumpft, immer zu spät, weniger freilaufend als nötig, auch bei AZ durch gesteigerten Mut. Dabei war Ajax bis zur Pause besser, ging in Führung, spielte gut im neu gemessenen 4-4-2. Mit diesem Führungstreffer stieß Ajax die Tür zur Meisterschaft noch weiter auf, doch nach der Pause knallte die Tür beim Näher wieder ins Gesicht. Zwar kam Ajax am Muttertag dem Titel schließlich noch näher, weil eine weitere Runde zu Ende gegangen ist, in der der PSV den Rückstand nicht abbauen konnte.
Plötzlich war bei Ajax alles weg, was nach der Winterpause öfter vorkommt. Keine Konstanz, Formlosigkeit, unter anderem bei Stürmer Sébastien Haller, der mitunter eine Parodie auf sich selbst ist. Es ist, als würde ein entfernter Cousin von ihm angreifen. Er arbeitet hart, aber sein Spiel sieht ungeschickt aus.
Andererseits: Als das Spiel für Ajax nach der Wende von AZ mit zwei Treffern hoffnungslos verloren schien, gab es den späten Ausgleich durch den überragenden Edson Alvarez, der eine Ecke von Berghuis hart einköpfte. Dann ging Ajax sogar auf die Jagd nach dem Sieg, der hätte fallen können, wenn Martins Indi den Kopfball von Alvarez nicht von der Linie genommen hätte.
Von der Amsterdamer Schule
Eigentlich hätte Ajax nach der ersten Halbzeit gewinnen müssen. Ein Treffer von Brian Brobbey kurz vor der Halbzeit, sein fünfter in kurzer Spielzeit, gab Ajax den nötigen Rest, um das Spiel zu kontrollieren. Ein Tor der Jugend der Amsterdam School. Mittelfeldspieler Kenneth Taylors schöner, gefühlvoller Pass über die Abwehr, Brobbeys hervorragende Wendung gegen den sich drehenden Verteidiger Pantelis Hatzidiakos sowie der schöne Bogenball über Torhüter Peter Vindahl, der oft herauskommt, wenn er nicht gebraucht wird.
So war es zunächst ein Nachmittag der Symbolik, mit sieben Spielern aus dem Training, aller Generationen, in der verletzungsbedingt veränderten Aufstellung von Ajax; der alte Torhüter Stekelenburg, die Verteidiger Rensch, Timber und Blind, die Mittelfeldspieler Klaassen und Taylor sowie Angreifer Brobbey, der in der Winterpause auf Leihbasis aus Leipzig zurückgekehrt ist.
So gestaltete sich Ajax in der neuen Formation 4-4-2, teilweise aus der Not heraus, weil die Flügelstürmer fehlen, dynamischer als das Spiel so mancher Partie nach der Winterpause. Brian Brobbey und Sébastien Haller im Stürmer, Dusan Tadic dahinter. Kommende Rücken. Haller und Brobbey mussten regelmäßig auf die Außenverteidiger Owen Wijndal und Yukinara Sugawara von AZ losgehen. Das gestaltete sich für die Stürmer schwierig.
Sieg gegen Ajax
Wenn AZ etwas gefällt, dann gewinnt Ajax, das Anfang des Jahres in der Arena erfolgreich war. AZ, Tabellenfünfter, sackte endgültig zu weit ab. Anstatt Ajax hinterherzujagen, lag die Initiative fast immer bei Ajax. Vereinzelt bekam AZ vor allem auf der linken Seite mit Wijndal und Karlsson als gefährliche Schachfiguren eine Chance.
Doch zehn Minuten, nachdem Brobbey die 0:2-Chance verpasst hatte, kam es nach einem wunderschönen Pass von Wijndal und einem Kopfball von Pavlidis zum Ausgleich. „Ich habe das satt“, sagte Daley Blind hinterher, der das persönliche Spiel verlor. Ajax übergab das Spiel und kassierte ein weiteres Gegentor von Hakon Evjen, der nach einer Flanke von Karlsson völlig frei am langen Pfosten stand und den Ball hinter Stekelenburg mit links bearbeitete. Ajax rettete dann durch seine Widerstandsfähigkeit einen weiteren Punkt.
Blind: „Wir haben viele Verletzungen und der Flush ist dünn, aber wir haben immer noch viel Qualität. Davor können wir nicht weglaufen.‘ Damals war das günstige Ergebnis bei Feyenoord noch nicht einmal bekannt, was Ajax die Chance gibt, zuhause Meister zu werden.