Daf beginnt mit dem Bau von Elektro-Lkw, schreibt den Dieselmotor aber noch nicht ab

Daf beginnt mit dem Bau von Elektro Lkw schreibt den Dieselmotor


Der Lkw-Hersteller Daf hat am Montag eine Produktionshalle für Elektro-Lkw eröffnet. Auch Lkw müssen elektrisch werden, obwohl Vorstandschef Harald Seidel den Verbrennungsmotor noch nicht abschreibt. Laut ihm läuft es auch gut mit grünem Wasserstoff. „Es ist ein Funke in einem knochentrockenen Wald.“

Barde van de Weijer

Wer in die Zukunft blicken will, sollte genau hinschauen: Der XF Electric, der am Ende der nagelneuen Fertigungsstraße in Eindhoven glänzt, sieht aus wie zwei Wassertropfen auf seinem Diesel-Bruder, der ein paar Hallen weiter produziert wird. Die Unterschiede: Batteriepacks zu je 900 Kilogramm hängen dort, wo normalerweise riesige Dieseltanks stehen. Außerdem fehlt der Auspuff, denn ein E-Lkw fährt natürlich emissionsfrei. Die Flamme im Rohr gehört der Vergangenheit an.

Zwei bis fünf solcher „Krafttanks“ passen unter den Lkw, der inklusive Fracht maximal 500 Kilometer weit fahren kann. Vergleichen Sie dies mit den knapp 100 Kilometern, die der erste E-Lkw von Daf vor etwa fünf Jahren zurückgelegt hat.

Über den Autor
Bard van de Weijer ist Wirtschaftsredakteur bei de Volkskrant und Spezialist im Bereich Energiewende. Er konzentriert sich auf die Probleme, mit denen Verbraucher, Unternehmen und Regierungen konfrontiert sind.

Der Elektro-Lkw fährt schnell, sagt man in Eindhoven. Sehr schwer. Und wieder nicht. Denn während sich der Elektro-Pkw bereits durchsetzt, ist dies beim Lkw noch lange nicht der Fall. Batterielastwagen werden jetzt in Tröpfchen und Tröpfchen gebaut und verkauft. Diesel ist immer noch König.

Wachsender Bedarf

Doch der Wandel liegt in der Luft, denn auch der Transportsektor muss nachhaltiger werden. So will Daf nun ernsthaft die Produktion von E-Lkw in Angriff nehmen und in Eindhoven eine 5.000 Quadratmeter große Montagehalle bauen. Ab dem kommenden Sommer rollen hier täglich zwei vollelektrische Lkw. Die Produktion könne schnell verdoppelt werden, so das Unternehmen. Schließlich werden hier jedes Jahr Tausende gebaut, wenn die Nachfrage hoch genug ist.

Diese Frage beginnt sich zu stellen. Ein Indiz dafür ist der Fördertopf für Elektro-Lkw. Die darin enthaltenen 30 Millionen Euro waren innerhalb von neun Stunden nach der Eröffnung Anfang April ausgegeben. Auch Daf-Präsident Harald Seidel sieht eine steigende Nachfrage, obwohl Elektro-Lkw zwei- bis dreimal so teuer sind. „Immer mehr Transportunternehmen sind bereit zu investieren“, sagt er.

Doch immer mehr dieser Spediteure stehen vor der nächsten Hürde: Sie bekommen keinen Anschluss, um ihre Elektro-Lkw aufzuladen, weil das Stromnetz voll ist. Und als sie sich auf den Weg machen, Fracht auszuliefern, stellt sich heraus, dass es kaum öffentliche Schnellladestationen für Lkw gibt. Es besteht also die Gefahr, dass bald der nagelneue E-Lkw vor der Tür steht. Diese Aussicht dämpft die Investitionsfreude.

Puzzle legen

Minister Micky Adriaansens für Wirtschaft und Klima, der am Montag anwesend war, um die Produktionslinie zu eröffnen, erkennt das Problem an. „Tatsächlich sind wir Opfer unseres eigenen Erfolgs“, sagt sie. „Es geht sehr schnell voran, also müssen wir noch härter arbeiten, um es fertig zu bekommen.“ Denn, so der Minister, es dürfe nicht passieren, dass ein Hersteller wie Daf seine E-Lkw wegen Ladeproblemen nicht einsetzen könne. „Aber Dinge brauchen auch Zeit.“

Daf baute in Eindhoven eine 5.000 Quadratmeter große Montagehalle.Bild ANP

Daf-Direktor Seidel glaubt, dass die Politik und die Energiekonzerne an der Reihe sind, dieses Puzzleteil zusammenzusetzen. „Es gibt eine Nachfrage nach diesen Trucks, wir bieten sie an. Doch das Puzzleteil der Ladeinfrastruktur fehlt. Da sollte die Politik mehr tun.“

Seidel fordert die Politik daher auf, den Verbrennungsmotor noch nicht abzuschreiben. Er glaubt, dass es bald emissionsfrei werden kann, indem der Diesel durch grünen Wasserstoff ersetzt wird. Im Prinzip kann ein Dieselmotor gut darauf laufen, wie Daf zuvor gezeigt hat.

Die Idee, sich nicht vom Verbrennungsmotor zu verabschieden, sei seiner Meinung nach nicht aus Melancholie entstanden. „Aber wir in Europa haben viel technologisches Wissen. Deshalb sagen wir: Der Verbrennungsmotor hat eine saubere Zukunft. Wetten wir auch darauf.‘

Feste Runde

Lkw, die täglich eine feste Runde fahren, etwa um Innenstädte zu versorgen, könnten leicht elektrisch werden, sagt er. Und wenn es genügend öffentliche Schnellladestationen gibt, hält er es durchaus für möglich, von hier aus elektrisch bis nach Barcelona oder Bulgarien zu fahren. „Aber wir sehen diese öffentlichen Ladegeräte nicht bald kommen.“

Wenn 2030 in Europa 100.000 E-Lkw fahren, wie es die Politik will, werden laut Branche 50.000 öffentliche Ladepunkte benötigt – davon 35.000 Schnelllader. „Ladeinfrastruktur für Lkw fehlt mittlerweile fast vollständig“, sagt der europäische Dachverband Acea. „Die Herausforderung ist riesig.“

Seidel ist keineswegs pessimistisch. Er verweist auf die Fortschritte, die in fünf Jahren gemacht wurden. „Ich habe damals nicht damit gerechnet, dass wir diese große Halle schon eröffnen.“ Tausende Lkw können hier bald jährlich vor die Tür fahren. Das scheint beeindruckend, aber im vergangenen Jahr hat allein Daf etwa 68.000 Diesel-Lkw gebaut. „Man kann sagen: Die paar Tausend sind immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Seidel. „Man kann auch sagen: Das ist der Funke in einem knochentrockenen Wald. Ich denke, wir sehen uns letzteres an.‘

Dunkler Rand

Die feierliche Eröffnung der Montagehalle für E-Lkw hat auch für Daf eine dunkle Seite: Am Montag wurde bekannt, dass der Konzern womöglich Hunderte Millionen Euro Schadensersatz an Kunden zahlen muss, die zwischen 1997 und 1997 zu viel für ihre Lkw bezahlt haben 2011.

Dies geht aus einem öffentlichen Dokument hervor, das die Muttergesellschaft Paccar an die US-Aufsichtsbehörden geschickt hat, und aus dem sie hervorgeht FD Montag zitiert. Der Schaden steht im Zusammenhang mit einem Lkw-Kartell, bei dem Daf unzulässige Preisabsprachen mit anderen europäischen Lkw-Herstellern getroffen hat.

Die Europäische Kommission hat zuvor Bußgelder in Höhe von insgesamt fast 3 Milliarden Euro gegen Daf, Man, Daimler, Iveco und Volvo/Renault verhängt. Der schwedische Scania verweigerte den Vergleich und wurde mit einer Geldstrafe von mehr als 880 Millionen Euro belegt. Nach diesen Bußgeldern reichten viele Kunden der Lkw-Bauer Schadensersatzklagen ein. Hierüber ist noch ein Verfahren anhängig.



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