Da lief mein Sohn herum und balancierte drei volle Teller virtuos auf seinem Arm

Olga kann meine Handtucher haben ja jeder
Sylvia Wittemann

Mein jüngster Sohn will reich werden. „Kommst du ein bisschen zu kurz hierher?“, höhne ich regelmäßig, und dann lächelt er liebenswürdig: nein. Aber mit „reich“ meint er: wirklich reich. Reich genug, um einen Top-Fußballer zu kaufen. (Ich konnte diesen Fußballer schon an unserem Tisch sehen. Beim Kartoffelreichtum würde er sich wahrscheinlich mit heiserer Stimme über ‚beschwipste Hände‘ beschweren oder ‚du gibst dich zu 200 Prozent hin und dann siehst du diesen Traum zusammenbrechen‘, schrecklich, und dann musste ich sicherlich jeden Tag ein kurzes Nickerchen machen, um ihn zu trösten.)

Angesichts dieses Reichtums schrieb sich mein Sohn nach dem Abitur in Wirtschaftswissenschaften ein. Brunnen. „Das gefällt mir überhaupt nicht“, sagte er enttäuscht nach dem ersten Vorlesungstag. Und nach dem zweiten Tag: „Nein, das ist wirklich nichts für mich. Ich mache sowieso ein Gap Year.‘ Nun, wir konnten einiges an Studiengebühren zurückbekommen, und er ist 18, also was wirst du dagegen tun?

Das ‚gap year‘ war hauptsächlich nachts, mit Frühstück um 4 Uhr nachmittags und: ‚Mama, machst du mir einen dreifachen Türsteher, das kannst du so gut, und… was? Nein, ich kann das Geschirr jetzt nicht abladen, es wartet draußen auf mich. Ich schicke dir noch ein bisschen mehr für die Pommes von gestern. Tschüss Mutter!‘

Nach ein paar Wochen, als ich nur noch genervt über diesen verkaterten Schlaks in Unterhose zischen und zischen konnte, sagte er plötzlich: „Ich habe einen Job. Als Kellner in einem Diner.‘ Lachen Sie laut. Kellner, er? Der faulste Mensch der Welt? »Dann schenk mir erst einen Drink ein«, sagte ich. Aber er war schon weg.

„Wie war es?“, fragte ich am nächsten Tag. „Ziemlich nett“, antwortete er. „Ich gehe heute Abend wieder. Und morgen und übermorgen auch.“ Mal sehen, wie lange er das durchhält, dachte ich kopfschüttelnd. Aber seitdem lebt er in diesem Café. Dort isst er auch. Vielleicht schläft er dort sogar.

Letzte Woche habe ich mich in dieses Café gesetzt. Da lief mein Sohn herum und balancierte drei volle Teller virtuos auf seinem Arm. Entspannt nahm er dann die Bestellung einer Gruppe von fünfzehn Amerikanern zur Kenntnis. „Darf ich Ihnen das Pomerol zu Ihrer Entenbrust empfehlen?“ Er hatte mich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr so ​​anmutig angelächelt. „Er bekommt die größten Trinkgelder“, stellte ein Kollege ehrfürchtig fest.

Deshalb sehe ich ihn nicht mehr so ​​oft. Aber reich, dass er sein wird! Reich. Solange er keinen Footballspieler kauft, weil vlaflip mich abstößt.



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