D66 will weitermachen, stellt Klimapolitik als Daseinsberechtigung von Rutte IV vor

D66 will weitermachen stellt Klimapolitik als Daseinsberechtigung von Rutte IV


Rob Jetten während seiner Pressekonferenz zu den Klimaplänen.Bild David van Dam

„Eine lebenswerte Erde für künftige Generationen, dafür sorgt Klimaminister Rob Jetten“, polterte es am Mittwoch nach der Vorstellung der 122 Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele 2030 auf den Social-Media-Kanälen von D66. „Deshalb ist D66 im Kabinett“, twitterte ein begeisterter D66-Abgeordneter nach dem anderen.

Ungewollt zeigt diese Reaktion auch, dass D66-Abgeordnete offenbar erklären müssen, warum sie noch in diesem Kabinett sitzen. Die Partei hatte daher wenig Freude an Rutte IV, die zustande kam, nachdem VVD und CDA eine erneute Zusammenarbeit mit der ChristenUnie durchgesetzt hatten, während D66 lieber mit PvdA und GroenLinks zusammengearbeitet hätte. Die Kommunal- und Landtagswahlen gingen daraufhin verloren und die Einschaltquoten von Parteichefin Sigrid Kaag sind eingebrochen.

Über den Autor
Frank Hendrickx ist politischer Reporter für de Volkskrant. 2022 erhielt er den Journalistenpreis De Tegel für seine Enthüllungen über den Mundschutz-Deal von Sywert van Lienden. Hendrickx war Korrespondent in den USA und Russland.

Die vergangenen Wochen waren eine neue Tortur. D66 stimmte zu, dass die CDA das von Kaag während der Gründung durchgesetzte Stickstoffziel zur Halbierung der Emissionen bis 2030 „langfristig“ neu verhandeln wolle. Es führte zu wachsendem Murren und mehr Zweifel an der Beteiligung an Rutte IV. Die Opposition hat das Kabinett bereits für halbtot erklärt.

„Grüne Spitzengruppe der Welt“

Das D66-Top sieht noch Leben im Schrank, wie die Reaktionen auf Jettens Klimapaket verraten. Kritiker können auf alle losen Enden verweisen (einschließlich der Unklarheit über den Beitrag, den die Landwirtschaft zur CO-Reduktion leisten wird2-Emissionen), D66-Mitglieder wollen damit nichts zu tun haben. „Stolz!“, sagte der Vorsitzende der D66-Partei, Jan Paternotte. ‚Rob Jetten und seine Kollegen haben die Niederlande definitiv in die führende grüne Gruppe der Welt gebracht.‘

Die weit verbreitete Begeisterung kann nicht ganz losgelöst von den politischen Motiven der D66 gesehen werden, dieses Kabinett zu stützen. Wie VVD und CDA hat auch Kaags Partei, die in den Umfragen zu kämpfen hat, kurzfristig wenig von Neuwahlen zu profitieren. Mit einer BBB, die den Wahlwind in den Segeln hat, ist der Zeitpunkt dafür schlechter denn je. D66 befürchtet bereits, dass jede Wahl der Unregierbarkeit einen Schritt näher kommt.

Zudem bestehen ernsthafte Zweifel, ob die derzeitige Parteichefin Sigrid Kaag davon begeistert ist, wieder Parteivorsitzende zu werden. Ihre offensichtlichsten Nachfolger – Jetten und Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren – sitzen im Kabinett. Ein blutiges Ende von Rutte IV kann sich auch negativ auf sie auswirken. Darüber hinaus ist das wichtigste Argument, das D66 in Wahlkämpfen gegen Wahlkonkurrenten wie GroenLinks und Partei für die Tiere verwendet, dass diese Parteien immer an der Seitenlinie stehen, während D66 Verantwortung übernimmt.

Pressekonferenz viermal im Jahr

Auch Jetten selbst scheint mit einem begrenzten Ablaufdatum seines Ministeriums nicht zu rechnen. Gerade erst am Mittwoch hatte der ehrgeizige Minister angekündigt, ab sofort viermal im Jahr eine Pressekonferenz zur Klimapolitik abhalten zu wollen, voller „optimistischer und positiver Nachrichten darüber, wie wir dieses Land als sauber und lebenswert weitergeben können“.

Mit ebenso viel Enthusiasmus kündigte D66-Staatssekretär Hans Vijlbrief Anfang dieser Woche an, dass er dem Ärger mit den Groningern bei der Behebung der Erdbebenschäden ein Ende bereiten wolle. Unterdessen weist Verteidigungsminister Ollongren ständig auf die niederländische Verantwortung hin, die Ukraine im Krieg mit Russland zu unterstützen. Ein Kabinettssturz ist dann schwer zu erklären.

Die anderen Koalitionsparteien werden gespannt zuschauen. Es gibt unter anderem noch schwierige Verhandlungen über die Stickstoff- und Asylpolitik, aber es gibt kaum Anzeichen dafür, dass D66 das Überleben von Rutte IV aufs Spiel setzen will.



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