Bundeskanzler Scholz überrascht in Kiew mit Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft der Ukraine, aber ist es zu spät?

Bundeskanzler Scholz ueberrascht in Kiew mit Unterstuetzung fuer die EU Mitgliedschaft


Bundeskanzler Olaf Scholz (rechts) besucht den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.Bild Sergei Supinsky / AFP

Die „beleidigte Leberwurst“ ist in Kiew. Es hätte am Donnerstag ein Tweet des ausgesprochenen ukrainischen Botschafters in Berlin, Andriy Melnyk, sein können. Der Mann ist die Geißel der deutschen Politik, insbesondere von Bundeskanzler Olaf Scholz. Anfang dieses Jahres weigerte sich die Ukraine, den deutschen Präsidenten zu empfangen, ein beispielloser diplomatischer Affront. Als Bundeskanzler Olaf Scholz darüber seinen Unmut äußerte, ging Botschafter Melnyk noch einen Schritt weiter: Scholz agierte wie eine „beleidigte Leberwurst“

Inzwischen hat der Bundespräsident Kiew besucht. Scholz folgte am Donnerstag zusammen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Drei Regierungschefs aus drei großen europäischen Ländern kommen, um ihre Unterstützung zu zeigen, das ist wichtig, sagte Scholz selbst† Außerdem hat Deutschland der Ukraine in den letzten Wochen nach langem Zögern endlich schwere Waffen zugesagt: Artillerie, schwere Flugabwehrgeschütze und sogar drei fortschrittliche Raketensysteme. Letztere belieferten bisher nur die USA und Großbritannien.

In Kiew hatte Scholz sogar noch eine weitere Überraschung parat: Deutschland unterstützt den EU-Beitrittskandidaten der Ukraine, woran Scholz zuvor Zweifel geäußert hatte. Auch Frankreich stimmt nun dafür, Italien tritt seit längerem als Befürworter auf. Am Freitag wird die EU-Kommission dazu Stellung nehmen, nächste Woche entscheiden die Mitgliedsstaaten.

Aber wenn das Muster der letzten Monate einen prognostischen Wert für die Zukunft hat, ist die deutsch-ukrainische Kälte noch nicht vorbei. Im Vorfeld des Besuchs von Scholz twitterte Botschafter Melnyk, ein ungefilterter Sentimentalkanal in Kiew, bereits folgende ukrainische Beschwerde. Diesmal breitete er sich aus ein Meinungsartikel aus der Süddeutsche Zeitungin dem der Autor argumentierte, dass Deutschland zu wenig tue, um der Ukraine zu helfen.

„Viel zu wenig“, sagt Melnyk. „Wir brauchen dringend SCHWERE Waffen. Die Ukrainer hoffen, dass die Bundeskanzlerin nicht mit leeren Händen nach Kiew kommt.“