Brüsseler Gasnotfallplan erheblich geschwächt

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In groben Zügen einigten sich die EU-Staaten bereits am Montag auf eine freiwillige Einsparung von 15 Prozent zwischen August und März. Aber ob alle Mitgliedstaaten ihren Worten folgen werden, ist immer noch die Frage.

Minister Rob Jetten (Energie) ist zuversichtlich: „Jeder ist sich bewusst, wie wichtig das ist. Wir müssen sparen, sparen, sparen.“ Aber gleichzeitig denken viele Mitgliedstaaten, dass sie nicht sparen müssen.

Immer mehr Länder wollen eine Ausnahme

Besonders besorgt ist Heibel über den Vorschlag der EU-Kommission, in einem Notfallszenario auf eine obligatorische Gasreduzierung umzusteigen. Mehrere EU-Mitgliedsstaaten verlangen eine Ausnahme. Das scheint jedenfalls für Länder zu kommen, die nicht oder kaum an das europäische Gasnetz angeschlossen sind. Dazu gehören Zypern, Malta, Irland und die Iberische Halbinsel.

Aber die Liste der Länder, die eine Ausnahme benötigen, scheint von Tag zu Tag länger zu werden. Belgien benutzt die Ausrede, es sei ein Transitland. Auch Polen sieht keinen Grund zum Sparen, denn die Gasvorräte für den nächsten Winter sind bereits ausreichend gefüllt.

Die Niederlande verbrauchen laut Minister Jetten bereits 25 Prozent weniger Gas. Er rechnet nicht damit, dass alle EU-Mitgliedstaaten mit einer Ausnahme rechnen können. „Unsere Verpflichtung ist es, die Zahl der Ausnahmen zu begrenzen“, sagte der D66-Minister vor dem Sondertreffen in Brüssel. Die endgültige Vereinbarung zeigt jedoch, dass einige Ausnahmen möglich sind. Auf diese Weise setzt sich Polen durch und andere Länder können auf vielfältige Weise Ausnahmen beantragen.

Bis nächsten Herbst müssen alle Mitgliedsstaaten einen Plan parat haben, falls Russland den Gashahn komplett zudreht. Aber ob es genügend Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten gibt, um sich gegenseitig zu helfen, bleibt abzuwarten.

Worauf sich die Energieminister ohne Weiteres geeinigt haben, ist, dass Brüssel den Schlüssel nicht in die Hand bekommen soll, um freiwilliges Gassparen zur Pflicht zu machen. Die Europäische Kommission mag Alarm schlagen, aber eine Entscheidung über Zwangsmaßnahmen obliegt letztlich den Konsultationen der EU-Minister.

Putin spielt weiterhin die EU

Ein Stopp des russischen Gases wird vor allem für Deutschland große Folgen haben. Südeuropa hat einfach keine Lust, Berlin zu helfen. Diese emotionale Reaktion hängt vor allem mit der Eurokrise zusammen. Vor allem Deutschland pochte auf robuste Reformen in Ländern wie Griechenland und Spanien. Dort stellen sie nun fest, dass Deutschland zu sehr auf Pump mit russischem Erdgas gelebt hat.

Die Abteilung wirft die Frage auf, ob die Gaskrise auf diese Weise von der Europäischen Union gelöst werden sollte. Jetten sieht das so und verweist auf die Wirkung der Energiepreise durch hohe Nachfrage bei geringem Angebot: „Letztendlich gibt es einen europäischen Markt, der uns alle betrifft.“

Der russische Präsident Wladimir Putin spielt derweil fröhlich Schach mit der EU. Die jüngste Ankündigung einer Halbierung der Gasversorgung über die Pipeline Nord Stream 1 hat am Dienstag Panik am Markt ausgelöst, da die Gaspreise auf den höchsten Stand seit März steigen.

Estlands Energieministerin Riina Sikkut bleibt deshalb für Gassanktionen: „Russland wird Erdgas weiterhin als politische Waffe einsetzen. Davor warnen wir seit Jahrzehnten.“



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