Brand in kubanischem Öldepot ein weiterer Schlag gegen die stockende Stromversorgung

Brand in kubanischem Oeldepot ein weiterer Schlag gegen die stockende


Bei einem Großbrand in einem Öldepot in der kubanischen Hafenstadt Matanzas ist mindestens ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Vierzehn Feuerwehrleute werden noch vermisst.Bild Yamil Lage / AFP

In der nördlichen Hafenstadt Matanzas, 100 Kilometer östlich von Havanna, schlug am Freitagabend ein Blitz ein – als hätte Kuba nicht schon genug Probleme. Ein Rohölsilo entzündete ein anderes. Nach und nach gingen die vier zum Teil mit Öl gefüllten Tanks in Flammen auf. Die Silos gingen am Feuer vorbei wie olympische Fackeln, sagte Mario Sabines, Gouverneur der gleichnamigen Provinz Matanzas.

Der pechschwarze Rauch war in den vergangenen Tagen bis nach Havanna zu sehen, ein weiteres Zeichen des Untergangs für die 11 Millionen Einwohner des kommunistischen Landes. Staatliche Medien berichteten live über den „heroischen Kampf“ gegen das Feuer. Ein Feuerwehrmann wurde getötet und vierzehn Feuerwehrleute werden noch vermisst, seit am Samstag ein zweites Silo mit einer großen Explosion in Brand geriet. Während Kuba unter anderem mit Hilfe von Venezuela und Mexiko versuchte, das Feuer zu löschen, bemerkten die Kubaner im Rest des Landes die ersten Folgen: noch mehr Stromausfälle.

Hartes Lachen

Das direkt außerhalb der Hafenstadt gelegene Öldepot Matanzas ist Kubas wichtigstes Lager für einheimisches Rohöl und importiertes Öl, Benzin und Diesel aus befreundeten Ländern wie Venezuela und Russland. Kuba produziert nicht genug für die Inlandsnachfrage und ist weitgehend von Importen abhängig. Ein sechzig Jahre andauerndes US-Handelsembargo bedeutet, dass das Land mit kaum einer Handvoll Verbündeter Geschäfte machen kann. Von Matanzas geht das Rohöl zu Raffinerien und ölbetriebenen Kraftwerken.

Dass genau in diesem Depot der Blitz einschlagen musste, ist ein harter Schlag für die Kubaner, die in einem der heißesten Sommer seit Jahren wegen ausgefallener Kraftwerke bereits von rationiertem Strom lebten. Verzweiflung sickert durch die Reaktionen auf der Facebook-Seite des Stromkonzerns Matanzas. „Hier in Santa Marta gibt es seit achtzehn Stunden keinen Strom. Bitte, wir haben kranke Kinder“, seufzt eine Mutter. »Kein Strom in Perico seit morgen. Wir können nicht kochen. Wie lange? Die Situation ist unhaltbar“, schrieb ein anderer.

Am Montag wurde das Kraftwerk in Matanzas, eines von 13 Kraftwerken auf Kuba, heruntergefahren. „Wegen des Brandes“ sei nicht genug Wasser für die Dampfturbinen vorhanden, teilten die Behörden mit. Der Staat hat bisher nichts über die Menge an Treibstoff veröffentlicht, die bei der Feuersbrunst in die Luft geflossen ist. Die genauen Auswirkungen bleiben abzuwarten, sagte der kubanische Ökonom Omar Everleny Pérez am Telefon. „Es ist gut zu wissen, dass Ölmangel nicht der Grund ist, warum mehrere Kraftwerke nicht funktionieren. Sie stehen wegen mangelnder Wartung still.“

Kämpfende Menschen

Im Mai meldete die Cuban Electricity Union, dass es im Vorjahr insgesamt 300 Ausfälle in den 13 Kraftwerken gegeben habe. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen immer wieder neue Rationierungspläne angekündigt, um das ins Stocken geratene Netz zu entlasten. Eines steht nach der Katastrophe von Matanzas fest: Auf eine Besserung der Lage müssen die Kubaner vorerst nicht hoffen. „Zähl einfach. Alle Ressourcen fließen nun in die Wiederherstellung des Öldepots“, sagt Ökonom Everleny Pérez. „Auch die Folgen für die Umwelt müssen noch aufgeklärt werden.“

Präsident Miguel Díaz-Canel lobte die „Einheit“ des kubanischen Volkes, das sich angesichts von Widrigkeiten immer kämpferisch gezeigt habe. Aber wie das Stromnetz hat auch dieses Mantra in den letzten Jahren zunehmend Risse gezeigt. Im Pandemiejahr 2020 ist die kubanische Wirtschaft um 11 Prozent geschrumpft. Besonders die langjährige Abwesenheit von Touristen traf das Land hart. Die von Sanktionen geknebelte Insel litt unter einem Mangel an praktisch allem. Im Juli letzten Jahres gingen Tausende unzufriedene Kubaner auf die Straße. Hunderte meist junge Aktivisten verschwanden in diesem Frühjahr wegen Vandalismus und Hetze jahrzehntelang hinter Gittern.



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