Boiler Room: Was ist das für ein Club und warum macht es Spaß, Platten-DJs zuzuschauen?

Boiler Room Was ist das fuer ein Club und warum


Figur Bobbi Oskam

Was ist ein Heizraum?

Ein Boiler Room ist in diesem Fall kein Wohnzimmer, in dem ein Wasserbehälter mit Heizelement hängt. Aber ein Boiler Room ist ein kleiner Raum, drinnen oder draußen, wo die Temperatur mit auffälliger DJ-Arbeit und einem überhitzten Publikum hinter den Turntables steigen kann. Boiler Room ist seit über zehn Jahren ein bekannter Name in der DJ-Welt und laut Experten eine gut gemeinte Initiative, die sogar dieselbe DJ-Welt verändert hat. Aber im Grunde ist eine Boiler Room Session eigentlich ganz einfach: ein Stream eines DJ-Sets.

Wie hat es angefangen und was war das Ziel?

2010 folgte der Brite Blaise Bellville (heute 37), der gerade das Online-Jugendmagazin eröffnet hat Plattform lesen kreiert hatte, die Radio-DJs Femi Adeyemi und Thris Tian, ​​um ein festliches und multikulturelles DJ-Set für seinen Blog aufzulegen. Die drei hatten eine Idee: Was wäre, wenn wir nicht nur den Ton, sondern auch das Bild aufnehmen und auf die Seite stellen? Sie klebten eine Kamera mit Klebeband über den Plattentellern an die Wand eines alten Raums, in dem ein Wasserkocher gehangen hatte: der „Kesselraum“.

Mit diesem ersten Set wollten die Macher multikulturelle, typische Londoner Tanzmusik verkaufen und sie aus dem engen Kreis der Clubs und des trendigen Nachtlebens herausholen. Das Konzept setzte sich durch: Bekannte DJs wie Hudson Mohawke, Jamie Xx, James Blake und Theo Parrish schlossen sich bald Bellville an, um in diesem beengten Raum ein Set zu spielen. Der Boiler Room wurde zu einem Kultphänomen und Bellville gründete schnell (und geschickt) die Firma Boiler Room, die daraufhin regelmäßig DJ-Shows online stellen konnte. Der YouTube-Kanal von Boiler Room wuchs sehr schnell und verzeichnete in den letzten Jahren dreieinhalb Millionen Abonnenten. Und auf der Seite gibt es unglaubliche achttausend Videos, in denen diese DJs immer wieder bei der Arbeit sind.

Warum lohnt es sich, ein ziemlich langes Video eines DJs anzuschauen, der Platten auflegt?

In erster Linie, weil es Spaß macht und lehrreich ist, einem Plattenspieler bei der Arbeit zuzusehen. Und weil es stimmungsaufhellend sein kann, vor dem Ausgehen ein Set mit Freunden und einem günstigen Drink zu Hause aufzubauen, mit dem Laptop über den Lautsprechern. Aber vor allem, weil Boiler Room nach diesen ersten Sessions im Jahr 2010 die Idee hatte, die Turntables, DJs und natürlich die Kamera an Orte auf der ganzen Welt zu bringen, von schönen, vorzugsweise etwas unkonventionellen Tanzfestivals wie dem niederländischen Dekmantel bis hin zu kleinen Clubs in Seoul oder Tokio.

Auch optisch faszinieren die DJ-Sets, denn Boiler Room stellt neben den DJs auch ein paar Handvoll Publikum hinter die Plattenteller. Dieses Publikum kann den DJ dann genau im Auge behalten und auf jede neue Platte begeistert reagieren. Und der Zuschauer zu Hause sieht, wie ein selbstbewusstes und sicher nicht schüchternes Tanzpublikum in Berlin, Mexico City, Lima, Lissabon, São Paulo oder Los Angeles aussieht.

Was sind die besten Sessions, die sich jeder ansehen sollte?

Das vor neun Jahren aufgenommene DJ-Set des verselbstständigten britischen House- und Techno-Königs Carl Cox (60) sollte man sich nicht entgehen lassen. Mehr als 58 Millionen Menschen verfolgten die 45-minütige Session in einem Schwimmbad auf der Tanzinsel Ibiza. Natürlich, um sich die straffe und spannende Tracklist anzuhören, aber wahrscheinlich auch, um die schönen Menschen im Hintergrund zu beobachten. Komplimente können immer noch in der Kommentarspalte verteilt werden: ‚Los, Lady in Blue!‘

Aber es macht noch mehr Spaß, eine Weile um die Welt zu reisen, denn die Fernsessions sind oft noch ein bisschen spezieller. Ein schönes Beispiel ist ein Boiler Room aus der palästinensischen Stadt Ramallah, wo der junge DJ Sama‘ Abdulhadi auf der Straße vor einem tanzenden palästinensischen Publikum ein großartiges Techno-Set auflegt. Boiler Room sucht das Abenteuer und möchte jungen DJ-Talenten aus weniger naheliegenden Regionen die Chance geben, sich einem globalen Publikum zu präsentieren. Und das funktioniert: Abdulhadis Set wurde ebenfalls 10 Millionen Mal angesehen. Jetzt, vier Jahre nach der Aufnahme, bereist sie die Welt mit ihrer Musik. Nach Ansicht vieler Kenner war Boiler Room aufgrund von Shows wie dieser einer der wichtigsten Treiber der globalen Tanzkultur.

In Amsterdam findet jetzt ein Boiler Room Festival statt. Was ist das?

Boiler Room startete vor drei Jahren sein eigenes Festival im Arbeiterviertel Peckham bei London. Jetzt ist Amsterdam an der Reihe. Ab Donnerstag, 24. November, werden unglaubliche 48 DJ-Sets aufgenommen und ausgestrahlt. Natürlich tauchen hinter dem Tisch viele niederländische Talente auf, von Mad Miran bis De Schuurman und dem schillernden Duo Animistic Beliefs. Die schlechte Nachricht: Zuschauer können nur auf Einladung auf einer der sieben Bühnen und Studios der Stadt empfangen werden. Die gute Nachricht: Jeder kann die Live-Streams kostenlos ansehen.

Das Boiler Room Festival Amsterdam findet vom 24. bis 26.11. an verschiedenen Orten in Amsterdam statt. Die interessierte Öffentlichkeit kann sich anmelden und muss dann auf eine Einladung warten. Die Bewerbungen werden von mehreren DJs beurteilt, die hinter den Turntables auftreten. Die Sets werden über die Kanäle von Boiler Room, auf YouTube und der eigenen Seite gestreamt und können live verfolgt werden.



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