Am vergangenen Freitag veröffentlichte Minister Robbert Dijkgraaf (Bildung, Kultur und Wissenschaft) das Emanzipations-Memorandum 2022-2025. Darin erklärt die Regierung, dass sie die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt fördern will, indem sie den Vergütungssatz für bezahlten Elternurlaub von 50 Prozent auf 70 Prozent des Tageslohns erhöht. Dieselbe Grundsatzentscheidung war auch im Koalitionsvertrag zu lesen, in dem das Wort „Elternzeit“ nur einmal vorkommt.
Über den Autor
Elin Leijten ist Mitinitiator der Petition 21-eeuwsverlof.nl, Unternehmer und Vorsitzender der Stiftung Het Buiken Collectief, einer nationalen Kundenorganisation für schwangere Frauen in der niederländischen Entbindungspflege.
Urlaub im 21. Jahrhundert
Wir, eine Gruppe berufstätiger Eltern aus verschiedenen Berufsgruppen, glauben, dass dies auch in den Niederlanden der Fall ist Zeit für wirklich moderne Urlaubsregelungen und treten für einen Urlaub im 21. Jahrhundert ein.
Um die niederländische Politik ins rechte Licht zu rücken: Am 2. August, dem endgültigen Umsetzungsdatum der Richtlinie (EU) 2019/1158, haben die Niederlande tatsächlich den von Europa vorgeschriebenen bezahlten Elternurlaub eingeführt. Mit anderen Worten: bezahlter Urlaub für nur zwei Monate (das europäische Minimum) und gegen Zahlung von
70 Prozent des Tageslohns bis zum Tageshöchstlohn.
Dieser Leistungsprozentsatz ist eine niederländische Wahl, die selbst nach einer Erhöhung auf 70 Prozent des Tageslohns wenig von dem Wunsch zeugt, diese Elternzeit für (nicht wohlhabende) Eltern tatsächlich finanziell zugänglich zu machen.
Geldsorgen
Wie de Volkskrant kürzlich erschienen: In dieser Kaufkraftkrise haben auch berufstätige Eltern zunehmend mit Geldsorgen zu kämpfen. Untersuchungen u.a. der Europäischen Kommission aus der Zeit vor der aktuellen historisch hohen Inflation zeigen, dass der Leistungsanteil mindestens 80 Prozent betragen muss, um Elternzeit für die Partner von Müttern/leiblichen Eltern in großem Umfang finanziell tragbar zu machen .
Klar, dass auch 2022 ein Ausgleich von 80 Prozent des Einkommens für viele nicht ausreicht, um sich die Elternzeit leisten zu können. Für viele Eltern in den Niederlanden ist die kürzlich realisierte Ausweitung der Elternzeit nur ein Pyrrhussieg: Die Elternzeit bleibt in unserem derzeitigen System eine elitäre Angelegenheit. In ihrem von der Kritik gefeierten Buch Warum Frauen weniger verdienen Ökonomin Sophie van Gool hebt unter anderem dieses Problem hervor.
Resignation zum Status quo
Weitere Pläne zur Verlängerung des niederländischen Elternurlaubs stehen nach den jüngsten Erweiterungen nicht auf der politischen Agenda. Auch progressive Parteien scheinen sich mit dem Status quo abzufinden. Tatsächlich fordern progressive Parteien im Repräsentantenhaus Vollzeitprämien.
Es scheint anzunehmen, dass unbezahlte Arbeit einen geringeren Wert als bezahlte Arbeit hat, während allein die demografischen Perspektiven des Landes – die in diesem Papier ebenfalls deutlich hervorgehoben werden – und einschließlich des problematischen Fehlens einer Debatte darüber, die gesellschaftliche Anerkennung des Werts erzwingen von unbezahlter Arbeit, wie z. B. die Pflege eines Familienmitglieds. Ganz zu schweigen von der Aufgabe, die uns unsere ausgelaugte Lebenswelt stellt, das Phänomen Pflege wieder auf einen Sockel zu stellen.
Die aktuelle politische Debatte über den Mangel auf dem Arbeitsmarkt konzentriert sich jedoch auf die Maximierung der Zahl der bezahlten Arbeitsstunden der erwerbstätigen Bevölkerung, wobei insbesondere niederländischen Frauen, die in Teilzeit arbeiten, immer noch gesagt wird, dass diese Wahl den Niederländern nicht genug bringt Wirtschaft. Dass nicht weniger als jeder sechste niederländische Arbeitnehmer unter Burnout-Beschwerden leidet und eine ganze Generation nicht mehr Vollzeit arbeiten möchte, scheint nicht in den politischen Diskurs vorgedrungen zu sein.
Die Ungleichheit der Geschlechter besteht fort
Inzwischen werden in den Niederlanden jeden Tag 462 neue Babys geboren, deren Mütter/leibliche Eltern immer noch länger und besser bezahlten Urlaub erhalten als ihre Partner. Dass „das Persönliche politisch (ist)“ zeigt sich auch hier. Obwohl es offensichtlich ein Überbleibsel vergangener Zeiten ist, steht die in unseren Urlaubsregelungen verankerte Geschlechterungleichheit in den Niederlanden immer noch stolz – bis heute.
Die geopolitischen Turbulenzen und der angespannte Arbeitsmarkt scheinen jede Diskussion über modernere Urlaubsregelungen in den Niederlanden zu verdrängen. In Finnland sehen wir aber auch, wie es geht: Neben der Abwehr der Bedrohung durch den Nachbarn Russland und dem Antrag auf Nato-Mitgliedschaft hat das finnische Kabinett unter Ministerpräsidentin Sanna Marin dort im vergangenen August ein neues Elternzeitsystem eingeführt: komplett geschlechtergerechter Elternurlaub nach der Geburt eines Kindes in Höhe von 160 Tagen bezahlter Elternzeit pro Elternteil.
Bitte progressive Anordnung
Das Petition Urlaub im 21. Jahrhundert ist ein Appell an die niederländische Regierung, auch in den Niederlanden progressive Urlaubsregelungen einzuführen. Eine Lanze wird gebrochen für die Einführung des Anspruchs auf 160 Tage bezahlten Elternurlaub nach der Geburt eines Kindes für alle Eltern, geschlechtergleich wie in Finnland, für die Ausweitung des Arbeitszeitgesetzes, um schwangeren Frauen mehr Rechte auf Pausen einzuräumen und ein Anspruch auf Ausreise nach Fehlgeburten und Totgeburten vor der 24. Schwangerschaftswoche. Um den Koalitionsvertrag noch einmal zu zitieren: für „ein nachhaltig prosperierendes Land für heutige und zukünftige Generationen, an dem alle Einwohner nach ihren Möglichkeiten teilhaben können“.