Bergkamp hat die schwere Aufgabe, die Scherben der Arib-Affäre einzusammeln

Bergkamp hat die schwere Aufgabe die Scherben der Arib Affaere einzusammeln


Kammerpräsidentin Vera Bergkamp wird am Freitagabend vor der Presse sprechen, nachdem die Dienstspitze ihre Arbeit eingestellt hat.Bild ANP

Vera Bergkamp war darauf völlig unvorbereitet, als sich am Freitagabend herausstellte, dass die gesamte Verwaltungsspitze des Abgeordnetenhauses ihre Arbeit einstellen würde. In einem verlassenen Gebäude des Repräsentantenhauses gestand sie gegenüber einer Handvoll Journalisten, dass sie „überfallen“ worden sei, und sprach über die beispiellosen Auspeitschungen der Beamten gegen den Präsidenten des Repräsentantenhauses und den Exekutivausschuss des Repräsentantenhauses (das Präsidium). Die Sachbearbeiterin Simone Roos kritisierte die politische Führung dafür, dass sie nicht genügend Anstrengungen unternahm, um sie und das restliche Managementteam zu schützen, als sie in die politische Debatte über die Untersuchung eines möglichen grenzüberschreitenden Verhaltens der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Khadija Arib, hineingezogen wurden.

Nun muss Bergkamp einen Ausweg aus dieser prekären Frage finden. „Ich möchte anfangen, die Scherben zu kleben“, sagte sie am Freitagabend. Als Vorsitzende stand Bergkamp schon länger unter Druck, dann aber wegen ihrer nicht immer überzeugenden Leistungen als Vollzugsbeamte in den parlamentarischen Debatten. Nachdem die Ermittlungen zu den Beschwerden aus zwei anonymen Briefen unter ihrer Verantwortung völlig entgleist sind, denkt sie nicht an einen Rücktritt.

Beispiellose scharfe Kritik

Allerdings wird sie wochenlang etwas mit den Unruhen rund um die Ermittlungen gegen Arib zu tun haben. Dem Präsidium, dem damals auch Bergkamp angehörte, waren Beschwerden über ihren Umgang mit Beamten in ihrer Zeit als Vorsitzende zwar schon länger bekannt, aber es wurde nie etwas dagegen unternommen. Die Bombe explodierte erst Ende September, als durchsickerte, dass die Präsidentschaft immer noch eine externe Untersuchung gegen Arib durchführe.

Die Einwände der Abgeordneten kamen fast sofort: Warum musste Arib aus der Zeitung erfahren, dass ihre Abgeordnetenkollegen so schwere Mittel gegen sie anwenden? Danach nahm die Kritik am Forschungsansatz nur noch zu. Warum hat die Präsidentschaft erst jetzt eingegriffen? Warum waren die Aktionen der Präsidentschaft und der Spitzenbeamten nicht Teil der Untersuchung? Warum durfte Arib nicht genau wissen, was die Beschwerden gegen sie waren? Und was war der Zweck, ein Detektivbüro hinzuzuziehen, nachdem Arib die Kammer bereits mit einer leisen Trommel verlassen hatte?

Die chaotische Bundestagssitzung zur Arib-Affäre am 1. November war bezeichnend für die Heftigkeit der Debatte: Bergkamp bemühte sich sichtlich, dort für Ordnung zu sorgen, während sich Abgeordnete gegenseitig anbrüllend eine Klärung des geheimen Ermittlungsauftrags forderten.

Schaden für alle Beteiligten

Der Schaden für alle Beteiligten ist nun so groß, dass es schwierig wird, „die Dinge zusammenzuhalten“, wie es sich Bergkamp selbst wünscht. Arib hat sich wütend verabschiedet und sitzt enttäuscht zu Hause, Menschen mit Beschwerden über den ehemaligen Vorsitzenden fühlen sich nicht gehört, die Spitzenbeamten stellen ihre Arbeit ein und das Ansehen des Instituts des Repräsentantenhauses ist schwer beschädigt.

Nächste Woche muss Bergkamp das Haus und die 600 Beamten, die im Abgeordnetenhaus arbeiten, davon überzeugen, dass sie die richtige Person ist, um den Schaden zu beheben, das Vertrauen der Beamten zurückzugewinnen und den Frieden wiederherzustellen. Es wird extreme Steuermannskunst erfordern, um die Datei wieder in ruhigere Gewässer zu bringen.

Mittwoch wird der spannendste Tag für Bergkamp. Dann muss sie Rechenschaft über das Chaos ablegen, das im sogenannten „Ausschuss für die Arbeitsweise“ entstanden ist. Sie ist am verwundbarsten, wenn sich die Debatte immer weiter von der Forschung entfernt, sondern zu einer Diskussion über ihr Funktionieren übergeht.

Bergkamp hat es sich in dieser Hinsicht nicht leichter gemacht, als sie ankündigte, das Parlament solle per Abstimmung entscheiden, ob die Ermittlungen gegen ihren Vorgänger fortgesetzt werden sollen. Damit verknüpft die D66-Mitgliedin die Zukunft ihrer Präsidentschaft ganz nachdrücklich mit der Fortführung der Ermittlungen. Und so wird die Sache noch politischer, als sie ohnehin schon war.

Verlorenes Vertrauen in Bergkamp

Ein schlechtes Zeichen ist, dass der Betriebsrat Bergkamp bereits das Vertrauen entzogen hat. „Ich glaube nicht, dass Bergkamp die Scherben noch kleben kann“, sagte Vorstandsvorsitzender Michel Meerts am Samstag Nachrichtenstunde. „Der Schaden ist zu groß. Es gibt kein Vertrauen mehr in den öffentlichen Dienst.“ Der Betriebsratsmeister würde es vorziehen, dass sowohl Bergkamp als auch das gesamte Präsidium ausgetauscht würden.

Inzwischen blickt die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses Gerdi Verbeet mit wachsender Verwunderung auf die Krise im Parlament, in dem sie einst das Sagen hatte. Sie finde es „kompliziert“, dass Beamte in die Zusammensetzung des Präsidiums eingreifen wollten, sagte sie am Sonntag. Buitenhof. Auch die Tatsache, dass Kanzlerin Roos von ihrem Amt zurücktritt, weil sie sich von der politischen Führung nicht geschützt fühlte, kann bei Verbeet auf wenig Verständnis zählen. „Man muss Politik schon ein bisschen mögen und mit den damit verbundenen Unruhen umgehen können.“

Der plausibelste Ausweg aus dieser Sackgasse – und für Bergkamp auch das bestmögliche Szenario – ist, dass die Ermittlungen gegen Arib weitergehen, die Führung jedoch komplett von Bergkamp und dem Präsidentenamt abgezogen und stattdessen einem unabhängigen Dritten übertragen wird. Dadurch wird der Anschein eines Interessenkonflikts vermieden.

Ob dieser Weg für alle Parteien tragbar ist, werden die kommenden Tage zeigen.



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