Die Entdecker glauben, dass sich dadurch das Bild verändert, das Forscher von unseren Vorfahren hatten. Ihrer Meinung nach deutet die Konstruktion auf eine Siedlung oder eine Brücke hin, während man bisher davon ausging, dass in dieser Gegend zu dieser Zeit nur umherziehende Jäger und Sammler lebten.
Die Ausgräber sagen nicht genau, welche frühe menschliche Spezies für das Bauwerk verantwortlich ist. Es ist jedoch bekannt, dass zu dieser Zeit in dieser Gegend der Homo heidelbergensis lebte, ein schlanker, aufrecht gehender Urmensch, der sich optisch kaum vom modernen Menschen unterschied. Bisher wurde immer angenommen, dass dieser alte Mann einen nomadischen Lebensstil führte und je nachdem, wo Nahrung gefunden wurde, seinen Lebensraum wechselte.
Steinwerkzeuge
Doch die im Flussbett des Kalambo gefundenen hölzernen Querbalken könnten laut Archäologen die Überreste einer Fußgängerbrücke oder sogar das Fundament einer Hütte sein: typische Objekte, die darauf hindeuten, dass diese Art länger an einem Ort geblieben ist. „Wir können die genaue Funktion der Konstruktion jedoch nicht bestimmen“, betont Wei Chu, Archäologe an der Universität Leiden und nicht an der Forschung beteiligt. „Es könnte auch Teil einer Falle sein, die für die Jagd verwendet wird, oder eine Markierung auf der Straße.“
Bei dem Fund handelt es sich um das älteste jemals gefundene Stück bearbeitetes Holz: Laut einer weiteren Analyse in der Fachzeitschrift stammt es aus der Zeit vor 470.000 Jahren Natur. Die Traverse ist etwa anderthalb Meter lang, 25 Zentimeter breit und hat eine Aussparung, sodass sie genau auf eine andere Traverse passt.
An der Einkerbung erkannten die Archäologen, dass sie mit Steinwerkzeugen entstanden war: Die scharfen Eindrücke befanden sich noch im Holz. Diese Werkzeuge wurden auch in der Nähe gefunden. Laut Annemieke Milks, einer Archäologin an der University of Reading, ist dies einzigartig für den Menschen. „Keine andere Spezies verwendet Werkzeuge, um andere Werkzeuge herzustellen“, schreibt sie in einer Begleitnotiz Kommentar.
Unterwasser
In den letzten Jahrzehnten verdichten sich die Hinweise darauf, dass unsere Vorfahren schon sehr früh Holzverarbeitung betrieben haben. Bisherige Frühfunde von Holzwerkzeugen stammen jedoch überwiegend aus Europa. Beispielsweise wurden im letzten Jahrhundert in Schöningen in Deutschland und an der englischen Küste Holzspeere aus der Zeit vor 300.000 bis 400.000 Jahren gefunden.
Es kommt fast nie vor, dass Archäologen auf so alte Holzstücke stoßen wie in Sambia. Unter dem Einfluss von Sauerstoff, Pilzen oder Bakterien überlebt Holz meist weniger als hundert Jahre. Doch im sumpfigen Flussboden standen die Objekte ständig unter Wasser und blieben daher unversehrt. Das macht den Fund zu etwas ganz Besonderem, findet auch Chu. „Wir Archäologen befassen uns eigentlich fast ausschließlich mit Steinen.“
Die Forscher unter der Leitung des Archäologieprofessors Larry Barham von der Universität Liverpool datierten das Holz anhand prähistorischer Sandkörner, die in den Rillen des Holzes gefunden wurden. Aufgrund ihrer Kristallstruktur verraten die Sandkörner, wann sie das letzte Mal Sonnenlicht gesehen haben und somit wann das Stück Holz unter der Erde gelandet ist.