Energieminister Jetten verspricht, dass in diesem Winter niemand im Regen stehen wird, kann er das einlösen?
Das muss man sich natürlich anschauen. Aber er hat schon jetzt die Gewissheit, dass niemand in den Niederlanden so schnell von Gas und Licht abgeschnitten wird, es sei denn, jemand begeht Betrug, indem er illegal Strom anzapft, oder ist so verwirrt, dass er eine Gefahr für die Umwelt darstellt. Zudem hat Jetten nun mit Energieunternehmen vereinbart, dass sie in den kommenden Monaten niemanden mit Zahlungsproblemen herausnehmen. Als Gegenleistung für diese Zusage bietet die Regierung den Energiekonzernen eine Garantie, dass sie günstig an Geld kommen, wenn sie durch schlecht zahlende Kunden in Geldprobleme geraten.
Wie ist das aktuelle Schließungsverfahren?
Bevor ein Versorgungsunternehmen wegen Zahlungsverzugs schließt, muss es mindestens einmal gemahnt haben. Darin muss das Unternehmen den Kunden darauf hinweisen, dass er sich bei einer Schuldnerberatung melden kann. Sobald jemand bei einem Schuldnerberatungsverfahren angemeldet ist, darf der Energieversorger die Abschaltung nicht vornehmen.
Wenn ein Energieunternehmen auf diese Mahnung keine Antwort erhält, sendet es ein „Lieferende-Brief“. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Kunde kein Gas oder Licht mehr bekommt. Die eigentliche Abschaltung erfolgt erst nach einem Gespräch des Netzbetreibers mit der betreffenden Person. Das Netzmanagement prüft darin, ob keine Schuldenhilfe in Anspruch genommen wurde. Erst wenn sicher ist, dass dies nicht der Fall ist, wird ein Datum geplant, an dem Gas und Licht abgeschaltet werden. „In der Praxis sieht man, dass oft noch eine Vereinbarung getroffen wird zwischen der Planung dieses Termins und dem eigentlichen Zeitpunkt des Abschlusses“, sagt der Sprecher von Netbeheer Nederland, dem Verband der Netzbetreiber.
Der Netzbetreiber kann eine Schließung auch in letzter Minute aufheben, wenn der Mitarbeiter feststellt, dass es sich um einen „gefährdeten Verbraucher“ handelt. Zum Beispiel, weil ein Haushaltsmitglied aus medizinischen Gründen auf Strom oder Gas angewiesen ist. Schließlich sollte ein Haushalt auf keinen Fall geschlossen werden, wenn er zwei Nächte hintereinander gefroren hat.
Wie oft wird ein Haushalt eigentlich geschlossen?
Bemerkenswerterweise weiß niemand genau. Es gibt keinen Überblick darüber, wie oft Energieunternehmen die Abschaltung verlangen. Und auch die Zahl der tatsächlichen Schließungen von Säumigen durch die Netzbetreiber wird nicht aktuell gehalten.
Netbeheer Nederland, zu dem regionale Netzbetreiber wie Stedin, Enexis und Liander gehören, hat dies kürzlich von seinen Mitgliedern verlangt. Demnach wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres 1.900 Haushalte abgeschaltet, mehr als 250 Anschlüsse pro Monat. Diese Zahl ist höher als in den Jahren 2020 und 2021, aber wieder ungefähr gleich hoch wie 2019.
Netbeheer Nederland betont, dass diese Zahlen nur ein eingeschränktes Bild liefern, da der Grund für die Abschaltung nicht aktuell gehalten wird. Hinzu kommen nach Angaben des Sprechers Schließungen wegen des Abrisses eines Gebäudes. Was wiederum neue Fragen aufwirft, denn jedes Jahr werden etwa zehntausend Häuser abgerissen.
Fest steht jedenfalls, dass die jährlich 1.900 Fälle in 8 Millionen Haushalten weniger als 0,05 Prozent der Haushalte betreffen.
Aber wurden in den letzten Monaten nicht viel ernstere Zahlen zu Lockdowns genannt?
Ja. So sagte ein Schuldnerberater in Amsterdam kürzlich der NOS, dass allein in der Hauptstadt in diesem Jahr etwa 1.700 Menschen mit einer Schließung zu kämpfen hätten. Doch wie sich auf Nachfrage herausstellt, handelt es sich um Haushalte, deren Energieversorger die Schließung beantragt haben. „Dass ein Haushalt tatsächlich geschlossen ist, kommt viel seltener vor“, sagt ein Sprecher der Gemeinde. „Die Mehrheit dieser Menschen landet bei der Schuldnerberatung.“
Die Situation ist also nicht so besorgniserregend?
Dass die Haushalte nicht bald von Strom und Gas abgeschnitten sein werden, bedeutet nicht, dass die Situation unbedenklich ist. Energiekonzerne haben bereits angekündigt, dass Zahlungsrückstände zunehmen. Und Kommunen haben in den letzten Monaten gesehen, dass vor allem kleine Energieunternehmen vermehrt die Abschaltung fordern. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden in naher Zukunft mehr Niederländer zur Schuldnerberatung kommen, um eine „harte“ Schließung zu vermeiden. Schulden sind für die betroffenen Familien sehr belastend. Sie verursacht Stress, der sich unter anderem in gesundheitlichen Problemen und schlechteren Schulleistungen der Kinder niederschlägt.