Ein belgischer Geschäftsmann und ein Rechtsanwalt aus Monaco sind in Paris angeklagt worden, sich angeblich in vier Personen aus dem Gefolge von Fürst Albert II. von Monaco gehackt zu haben. Die gestohlenen E-Mails und Dokumente wurden auf mysteriösen Websites veröffentlicht, die angeblich „Betrug, Bevorzugung und Korruption“ bei Immobiliengeschäften in Monaco aufdecken.
Mit Immobilien in Monaco lässt sich viel Geld verdienen. Der Mikrostaat am Mittelmeer, in dem Einwohner keine Einkommenssteuer zahlen, hat eine Fläche von nur 2 km² und ist nach Vatikanstadt das kleinste Land der Welt. Die Küstenlinie von 4,8 Kilometern ist auf einem steilen Gelände. Mit besonders wohlhabenden Einwohnern ist es eine Traumdomäne für Projektentwickler, die gerne Gebäude abreißen, um sie durch etwas Neues, Größeres und Schöneres zu ersetzen. Der Quadratmeterpreis steigt auf 100.000 Euro.
Wer in Monaco Geschäfte machen will, muss allerdings die richtigen Kontakte haben. Für Immobilien bedeutet dies, dass Sie die sogenannten „G4“ passieren müssen. Dies sind vier enge Mitarbeiter von Fürst Albert II. von Monaco. Dies sind Didier Linotte, Claude Palmero, Laurent Anselmi und Thierry Lacoste. Linotte ist Präsident des Obersten Gerichtshofs von Monaco. Palmero verwaltet die privaten Bankkonten des Prinzen. Anselmi ist der Stabschefin des Prinzen und Lacoste ist ein Jugendfreund und Anwalt des Prinzen. Ohne ihre Unterschrift oder Zustimmung soll ein Bauprojekt in Monaco nicht in Gang kommen.
Durchgesickerte E-Mails
Im Oktober 2021 tauchten plötzlich mehrere Websites und Videos unter dem Namen „Dossiers du Rocher“ auf – in Anspielung auf den Felsen von Monaco, eine beliebte Touristenattraktion. Auf den Websites tauchten zahlreiche vertrauliche Dokumente und E-Mails auf, die an die sogenannten „G4“ adressiert waren.
Bevorzugung
Es handelte sich eindeutig um illegal beschafftes Material. Wer hinter den Webseiten steckte, blieb ein Geheimnis. Die Websites wurden aus dem Ausland und über eine Briefkastenfirma gehostet. Ziel schien es zu sein, Korruption als „Whistleblower“ anzuprangern. Das Dokumentenpaket erweckte den Eindruck von Korruption und Vetternwirtschaft, wobei die „G4“ bezahlt wurden und im Gegenzug Baugenehmigungen erteilten.
Im Februar 2022 wurde die Geschichte von „Le Monde“ aufgegriffen, nachdem Journalisten der Zeitung ein Rucksack voller gedruckter E-Mails in die Hände gefallen war. Die Dokumente und E-Mails schienen echt zu sein und die Zeitung veröffentlichte einen Artikel darüber. Inzwischen hatte die sogenannte G4 Klage beim Gericht eingereicht. Sie werfen den Webseiten Verleumdung und Verbreitung von Fake News vor.
Belgischer Geschäftsmann
Verhaftungen wurden erst kürzlich vorgenommen. Laut „Le Journal du Dimanche“ wurden Ende Oktober Frédéric C. und Didier G., ein belgischer Geschäftsmann und Rechtsanwalt aus Monaco, von der Cybercrime-Einheit der Justizpolizei in Paris festgenommen. Sie werden verdächtigt, sich an der illegalen Beschaffung von Daten der vier Vertrauten von Fürst Albert II. von Monaco beteiligt zu haben.
Multimilliardär
Ihre genaue Rolle wird noch untersucht. Französische Medien schreiben, Quellen vermuten, dass die beiden im Dienst des Multimilliardärs Patrice Pastor stehen würden. Das ist der wichtigste Immobilienbaron von Monaco mit einem geschätzten Vermögen von 12 bis 20 Milliarden Euro. Allerdings soll er auf Kosten zweier italienischer Familien der Baufirmen Marzocco und Caroli an Einfluss verloren haben.
Deshalb möchte Patrice Pastor mit einer orchestrierten Hetzkampagne das Gefolge um den Prinzen diskreditieren, um seine eigene Position zu sichern. Patrice Pastor bestreitet nicht, dass er mit den ‚G4‘ um den Prinzen uneins ist, sagt aber, er habe nichts mit ‚Dossiers du Rocher‘ zu tun. Er hat auch Anzeige wegen Verleumdung erstattet.
‚France3‘ erfuhr aus anonymen Quellen, dass das Ganze Teil eines Machtkampfes innerhalb der Monarchie von Monaco ist.
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