ELaut Dikke Van Dale ist ein Lastenfahrrad-Elternteil ein „Elternteil, der seine Kinder mit dem Lastenfahrrad transportiert, das oft als Prototyp des fortschrittlichen Stadtbewohners angesehen wird“. Jeder kennt das Bild: Kinder angeschnallt und auf einem Kissen in der Box, die Eltern mühsam in die Pedale treten (oder auch nicht, bei Elektromodellen), um sie pünktlich zur Schule oder zum Sportunterricht zu bringen. Doch laut Dikke Van Dale ist das Wort erst fünfzehn Jahre alt und kommt erst seit 2011 in der niederländischen Bibel vor.
Wer sich fragt, was den rasanten Aufstieg der Lastenrad-Eltern möglich gemacht hat, stößt schnell auf Babboe. Es besteht eine gute Chance, dass das gerade skizzierte Bild ein Lastenrad mit schwarzem Metallrahmen und Holzkiste zeigt, wie es die Firma Amersfoort herstellt.
Über den Autor
Maarten Albers ist Wirtschaftsreporter für de Volkskrant. Er schreibt unter anderem über die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts war ein Lastenfahrrad hauptsächlich für den Bäcker gedacht, Modelle für den Kindertransport gibt es kaum. Eine Gruppe von Eltern glaubt, dass dies verbessert werden kann, und entwickelt gemeinsam mit einem Ingenieurbüro auf kleinem Raum neben einem Pferdestall in Doorn eine hochwertige und erschwingliche Alternative. Der erste Babboe Big kam 2007 auf den Markt, zwei Jahre später folgte die erste elektrische Variante.
Das erste Babboe Big kostet 700 Euro, etwa die Hälfte dessen, was die meisten Konkurrenten verlangen. Babboe kann die Preise niedrig halten, indem es nicht mit Fahrradgeschäften zusammenarbeitet, sondern seine Produkte nur über den eigenen Webshop verkauft. Die Metallrahmen stammen aus China, das Holz aus Europa. Das Fahrrad kommt in Einzelteilen zum Kunden, der es dann selbst zusammenbauen muss.
Doch laut Gründer und Geschäftsführer Epco Vlugt geht der Preis bei Babboe nicht zu Lasten der Qualität. „Qualität zu liefern kostet Geld, nicht Qualität zu liefern kostet Kapital“, sagte er 2014. MT/Sprout. „Qualität ist der einzige Weg zum Erfolg.“
Dieser Erfolg wird kommen. Die Lastenräder von Babboe und Konkurrenten wie Urban Arrow und Johnny Loco sind günstiger, langlebiger und in engen Innenstädten auch schneller als ein Auto. Babboe expandiert ins Ausland, die Fahrräder stehen mittlerweile in rund dreißig Ländern zum Verkauf.
Im Jahr 2018 wurde Velosophy, das Unternehmen hinter Babboe, von Accell, Hersteller unter anderem von Batavus und Sparta und einem der drei größten Fahrradhersteller der Welt, übernommen. Die Financial Times schätzt den Wert von Velosophy auf rund 20 Millionen Euro.
Ein Jahr später folgt ein erster Rückschlag. Babboe muss 3.500 City-Modelle zurückrufen, weil Qualitätstests zeigen, dass bei intensiver Nutzung Haarrisse im Rahmen entstehen können, die zum Bruch führen können.
Mittlerweile scheinen diese Probleme immer noch zu bestehen, und zwar bei fast allen Modellen. Ehemalige Mitarbeiter erzählen RTL-Nachrichten dass „regelmäßig“ Fahrräder mit kaputten Rahmen in Babboes Werkstatt in Amersfoort eintreffen und dass ein alter Eisenhändler sie jede Woche abholt. Das Management war sich der Probleme bewusst, wies jedoch die Kundendienstmitarbeiter an, dies zu tun gegenüber den Kunden darüber Stillschweigen zu bewahren.
Regisseurin Pippa Wibberley sagt zunächst, dass sie „sich selbst auf dem gemalten Bild nicht wiedererkennt“. Wenn die NVWA Babboe fünf Tage später anweist, den Verkauf einzustellen, hat es keinen Sinn mehr, dies zu leugnen. Die Aufsichtsbehörde ermittelt seit Dezember 2023 und gibt an, dass Babboe Hunderte von Meldungen über kaputte Rahmen erhalten, aber nicht darauf reagiert hat. Eine strafrechtliche Untersuchung hängt noch immer über dem Markt.
Am Dienstag startete Babboe auf Anweisung der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) den Rückruf von zwei Modellen, insgesamt rund zehntausend Fahrrädern. Ein alter Wettbewerbsvorteil wendet sich nun gegen den Lastenradhersteller: Ohne angeschlossene Fahrradgeschäfte müssen Babboe-Mitarbeiter alle Kunden besuchen, um die Fahrräder abzuholen. Eventuelle Rückrufe im Ausland sind noch nicht angekündigt, könnten aber aus dem gleichen Grund zu logistischen Problemen führen.
Was die Kosten für Babboe betrifft, hängt viel davon ab, wie viele Fahrräder repariert werden können. Die Alternative, der Austausch, ist aufgrund der hohen Materialkosten teuer. Zudem wurde der Verkauf komplett eingestellt, bis Babboe nachweisen kann, dass die Fahrräder sicher sind. Erst wenn der Webshop wieder öffnen darf, wird sich zeigen, ob die Kunden noch Vertrauen in die Marke haben.
Alles in allem sieht es für Babboe nicht rosig aus. Eine im Dezember 2023 angekündigte Neuorganisation mit dem Verlust Dutzender Arbeitsplätze deutet darauf hin, dass es der Marke ohnehin nicht gut ging.