Die National Care Reserve ist eine Idee von Geert Wilders, die eingeführt wurde, als das Coronavirus die Niederlande Ende 2020 zum zweiten Mal in die Knie zwang. Und nun will Kuipers die Idee näher erläutern: „Die rechtlichen, umsetzungstechnischen und finanziellen Fragen werden in der kommenden Zeit weiter untersucht“, wie es in der „politischen Agenda für die Pandemievorsorge“ heißt, die der Minister an das Haus geschickt hat am Donnerstag.
Eine Agenda, die Kampfgeist atmet. So muss es zum Beispiel eine zentrale Stelle geben, die Impfungen im Pandemiefall regelt, damit nicht mehr darüber gestritten wird, wer wem wo welchen Impfstoff verabreicht. Während des Starts der Impfkampagne, aber auch während der Auffrischung, hinkte die niederländische Injektionsrate lächerlich hinterher.
Auch die Computersysteme der verschiedenen Krankenhäuser und GGDs müssten besser aufeinander abgestimmt werden, und der Minister wolle im Pandemiefall mehr Kontrolle übernehmen. Das ist eine bemerkenswerte Kehrtwende des bestehenden niederländischen Systems, in dem GGD-Regionen und einzelne Krankenhäuser im Grunde ihr eigenes Ding machen.
Bevorratung
Die Pandemiepläne sind noch nicht konkret – in dem Sinne, dass auch nur ein Krankenhausbett oder eine Kiste mit Gesichtsmasken angeschafft wird. In den kommenden Monaten wird zunächst ein stetiger Strom von Ratschlägen und Erkundungen auf das Ministerium fallen. Im Laufe des Jahres will Kuipers Entscheidungen treffen.
Geht es nach dem Minister, soll auch das Feilschen um Mundschutz, Reagenzien für Tests oder Pipettenspitzen für die Labore ein für alle Mal vorbei sein – alles Dinge, die zu Beginn der Pandemie plötzlich für enorme Engpässe sorgten. Kuipers will dies vor allem lösen, indem es nach Lieferanten in der näheren Umgebung, in Europa oder sogar im eigenen Land sucht und untersucht, ob für einige Materialien Lagerbestände aufgebaut werden können.
Flexible Skalierung
Ein heikles Thema – den strukturellen Ausbau des Gesundheitswesens – vermeidet der Minister vorerst aus dem einfachen Grund, weil es ohnehin schon zu wenig Gesundheitspersonal gibt. „Es ist unrealistisch, die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen in den kommenden Jahren weiter steigen zu lassen“, wirft Kuipers in den Schoß. Der Minister erwägt jedoch, die dortigen Mitarbeiter des Gesundheitswesens vielseitiger auszubilden, um sie im Ernstfall auch an anderen Orten einsetzen zu können. „Flexibles Upscaling“ nennt das Ministerium dafür.
Der politische Plan ist ein markanter Bruch mit der Vergangenheit. Vor Corona ging man davon aus, dass es im Falle eines pandemischen Virus wahrscheinlich möglich wäre, dieses Virus fernzuhalten. Der Gedanke war, dass das verschlungene Netzwerk aus Hausärzten, GGDs und Krankenhauslabors den Neuankömmling rechtzeitig entdecken und das Feuer schnell löschen würde.
Aber Corona hat diese Philosophie nicht verfehlt. „Im Grunde wissen wir nicht, mit welchem ‚Gegner‘ wir es in Zukunft zu tun haben“, lautet der neue Ton, den Kuipers nun anschlägt. „Gerade die Tatsache, dass wir uns auf das Unbekannte vorbereiten, bedeutet, dass wir uns auf Entschlossenheit und Agilität konzentrieren müssen, wodurch wir viele Szenarien antizipieren können.