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Roula Khalaf, Herausgeberin der FT, wählt in diesem wöchentlichen Newsletter ihre Lieblingsgeschichten aus.
BASF hat einen stärker als erwarteten Einbruch bei Umsatz und Gewinn gemeldet, nachdem der weltweit größte Chemiehersteller im vergangenen Jahr mit hohen Energiepreisen und einer Verlangsamung der weltweiten Nachfrage zu kämpfen hatte.
Der in Ludwigshafen ansässige Konzern gab am Freitag in vorläufigen Ergebnissen bekannt, dass der Jahresumsatz gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent auf 68,9 Milliarden Euro gesunken sei und damit deutlich unter der zuvor prognostizierten Spanne von 73 bis 76 Milliarden Euro liege. Dies geschieht, nachdem der Konzern aufgrund der geringeren Nachfrage unter fallenden Preisen für seine Chemikalien gelitten hat.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen der BASF sank im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro und lag damit unter der bisher prognostizierten Spanne von 4 bis 4,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen erklärte, der Rückgang sei auf „umsatzbedingt geringere Margen“ zurückzuführen, die durch Kostensenkungen „nicht ausgeglichen“ werden könnten.
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag jedoch über dem Vorjahr und erreichte 8,1 Milliarden Euro gegenüber 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2022.
Die Aktien von BASF blieben am Freitag weitgehend unverändert, was Analysten größtenteils auf die verbesserte Cashflow-Position zurückführten, die darauf hindeutete, dass das Unternehmen seine Dividendenprognose beibehalten würde.
Die Aktualisierung ist jedoch ein Warnsignal für die globale Industrie, da Chemikalien die Grundlage der meisten globalen Lieferketten bilden und als Vorzeichen für die Wirtschaftstätigkeit dienen.
Dies geschah, nachdem der Chemiekonzern im vergangenen Jahr sein fünfjähriges Investitionsbudget um 4 Milliarden Euro gekürzt hatte, da das Verschwinden des billigen russischen Gases große Teile seines Europageschäfts unrentabel machte. BASF wird in den fünf Jahren bis 2027 nun bis zu 24,8 Milliarden Euro investieren (vorher 28,8 Milliarden Euro).
BASF hat außerdem eine dauerhafte Verkleinerung ihres Werks in Ludwigshafen angekündigt und setzt stattdessen verstärkt auf China, wo das Unternehmen derzeit ein hochmodernes Petrochemiewerk im Wert von 10 Milliarden Euro baut.
Anna Wolf, Chemieanalystin beim Münchner Ifo-Institut, sagte, die Hoffnung der europäischen Industrie, den Nachfragerückgang durch ein Wachstum im internationalen Geschäft auszugleichen, sei „offensichtlich zerschlagen worden“.
Die ifo-Benchmark-Umfrage unter der deutschen Chemieindustrie ergab, dass sich die Geschäftserwartungen im Dezember im Vergleich zum Vormonat verschlechtert haben.
Besonders niedrig seien die Erwartungen an das Auslandsgeschäft gewesen, was laut Wolf voraussichtlich einen weiteren Stellenabbau bedeuten werde. „Erwartungen [regarding jobs] sind auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009“, sagte das Institut.
Die Bewältigung der Herausforderungen, vor denen die Industrie in Europa steht, wo die Energiepreise seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine in die Höhe geschossen sind, wird für das Ökosystem der kleinen und mittleren Chemieunternehmen in der Region von entscheidender Bedeutung sein.
Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller wird das Unternehmen im April nach fünf Jahren an der Spitze verlassen. Er wird durch Markus Kamieth ersetzt, der die Expansionspläne des Unternehmens in China betreut hat.
BASF kündigte an, ihre endgültigen Ergebnisse am 23. Februar zu veröffentlichen.