Bakterien auf dem Mars überleben 280 Millionen Jahre − bei solchen Zeitspannen wird einem schon etwas schwindelig

Dieser Roboter kann das Essen nicht nur kochen sondern auch
Georg von Hal

Eine leblose, öde Ebene. Das sehen Sie auf den Bildern, die Roboterautos in den letzten Jahren vom Nachbarplaneten Mars geteilt haben. Eine Welt, die um ein Vielfaches langweiliger ist als Wüstenplaneten wie Tatooine Krieg der Sterne oder Dune aus dem Science-Fiction-Epos Dünewo man zumindest raue Alien-Kneipen (Tatooine) oder unterirdische, alles verzehrende Mega-Würmer (Dune) findet.

Oder naja, langweilig. Diese Woche erschien ein interessanter Artikel im Fachmagazin Astrobiologie in dem Forscher zeigten, dass Bakterien überleben können, wenn sie getrocknet, gefroren und den intensiven kosmischen Strahlen ausgesetzt werden, die das Leben sogar tief unter den ockerroten Ebenen des Mars beeinflussen. Tatsächlich könnten Mikroorganismen auf unserem Nachbarplaneten bis zu 280 Millionen Jahre überleben, schlossen sie nach Untersuchungen in einem ansonsten terrestrischen Labor.

Zweihundertachtzig Millionen!

Wenn ich an solche Zeitspannen denke, wird mir immer etwas schwindelig. Denn Achtung: Das bedeutet, dass ein Bakterium, das Sie heute aus dem Boden pflücken, den Aufstieg (vor 230 Millionen Jahren) und den Untergang (vor 65 Millionen Jahren) der Dinosaurier erlebt hat. Dass so ein winziges Geschöpf dort, ausgetrocknet, gefroren und so, auf die gesamte Evolution des Menschen gewartet hat, von unseren bescheidenen Säugetiervorfahren bis hin zur Entstehung von Hominiden wie den Australopithecus afarensis zum modernen Menschen mit seinen Autos und seinen Wolkenkratzern und seinen Roboterautos auf anderen Planeten. Und dass ein so uraltes Bakterium weiterleben kann, wenn man ihm nach all der Zeit nur etwas Liebe schenkt: ein bisschen aufwärmen, etwas Wasser geben, diese Art von Arbeit.

Dann ist ein solches Bakterium vielleicht kein riesiger, alles verschlingender außerirdischer Megawurm, aber aufgrund dieser bizarren Haltbarkeit ist es wahrscheinlich mindestens genauso beeindruckend.

Schneller Realitätscheck: Die Chance, dass Wissenschaftler auf dem Mars in einer Pause ein Bakterium aus dem Boden pflücken, das nach einer schnellen Wiederbelebung durch ein Roboterauto weiterlebt, ist praktisch gleich null. Der Mars hat sich vor etwa drei Milliarden Jahren von einer blauen Oase in eine rote Wüste verwandelt, sodass selbst die tapfersten Mini-Kreaturen dort inzwischen gestorben sind.

Nur sehr unwahrscheinliche Szenarien bieten eine Lösung: dass ein Meteoriteneinschlag eines Kometen solches vergrabenes Leben vorübergehend gedeihen ließ, dann aber wieder pausierte bis zum nächsten Einschlag und so weiter. Und das etwa zehnmal, um diese Zeit von drei Milliarden Jahren bis heute zu überbrücken.

Interessanter ist daher, dass dieses lange Überleben, falls dies tatsächlich auf dem Mars in der Praxis passiert ist, die Chance erhöht, dass Wissenschaftler dort gut erhaltene Überreste eines solchen Mikrolebens entdecken.

Und: dass die Menschheit vorsichtig sein sollte mit dem, was wir selbst zum Mars schicken. Schließlich könnten unsere terrestrischen Bakterien, huckepack auf Marswagen, ihrerseits Hunderte von Millionen Jahren überleben, ausgetrocknet und eingefroren in der Zwielichtzone zwischen Leben und Tod. Nicht gerade das, was die meisten Menschen im Sinn haben, wenn sie von der Kolonisierung des Mars träumen.



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