Baguettes sind in Frankreich ein ernstzunehmendes Geschäft – und das werden sie Ihnen Zeile für Zeile beibringen

Baguettes sind in Frankreich ein ernstzunehmendes Geschaeft – und das

Von wo aus laufen die Korrespondenten? de Volkskrant Gesicht in ihrem täglichen Leben? Heute: In Paris gilt das Baguette – und ihr unwiderstehlicher Arsch – Sonderregeln für diejenigen, die sie essen wollen, sieht Eline Huisman.

Eline Huisman

Um die französische Bildung ranken sich gewisse Mythen, die im Buchtitel des Klassikers treffend zusammengefasst sind Warum französische Kinder kein Essen werfen. Natürlich können gute Tischmanieren nicht früh genug beginnen. Aber es gibt auch Hoffnung für Erwachsene, die auf eine französische Ausbildung verzichten mussten. Paris scheut sich nie vor einer kleinen Umerziehung, besonders wenn es ums Essen geht.

So wurde mir kürzlich eine Lektion erteilt, als ich am späten Abend – bereits getrunken, aber noch nicht gegessen – Zuflucht beim vietnamesischen Caterer in Montmartre suchte. Ich entschied mich für etwas, das ich mitnehmen wollte, aber als ich draußen war, überkam mich die Völlerei und ich beschloss, im Gehen die Knödel aus der Plastikfolie zu fischen. Sofort kam der Kellner aus dem nahegelegenen Café hinter mir her. Meine Dame, sagte er, bitte kommen Sie und setzen Sie sich. Nein, Sie müssen nichts bestellen, es sei denn, Sie möchten es natürlich. Aber nehmen Sie sich zumindest einen Moment Zeit, um ruhig auf der Terrasse zu sitzen.

Über den Autor

Eline Huisman ist Frankreich-Korrespondentin für de Volkskrant. Sie lebt in Paris.

Sich zum Essen hinsetzen, sich Zeit nehmen, Platz nehmen, lautet hier die Devise. Einfach einen schnellen Snack zu sich zu nehmen, während man auf der Straße spazieren geht, ist in Paris keine Option. Mit einer Ausnahme: die Stangenbrot.

Das hat nichts mit Nachlässigkeit zu tun. Das französische Baguette ist eine ernste Angelegenheit. Zur Erinnerung: Wir sprechen von „250 Gramm Magie und Perfektion“, sagt Präsident Emmanuel Macron. Weltkulturerbe, letztes Jahr offiziell von der UNESCO anerkannt (erhältlich für etwas mehr als einen Euro).

Jedes Jahr werden in Frankreich sechs Milliarden Einheiten verkauft, und selbst die Bestellung hat ihr eigenes Ritual: Bien cuite oder richtig Pas trop cuite – knusprig oder etwas weicher. Sie können auch die Hälfte kaufen. Fragen Sie einen Franzosen nach der besten Bäckerei für eine gute Bäckerei Stangenbrotund er oder sie wird einen riesigen Baum darüber aufstellen.

Als vor kurzem die maximale Salzmenge für die Stangenbrot von 1,5 auf 1,4 Gramm pro 100 Gramm Mehl reduziert wurde, nannte man das in Frankreich eine kleine Revolution. Bereits 2018 hatte ein parlamentarischer Ausschuss den hohen Salzkonsum der Franzosen untersucht (durchschnittlich 8 Gramm im Vergleich zu den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Höchstmengen von 5 Gramm pro Tag).

Der Verzehr von Baguettes würde 18 Prozent des Salzkonsums ausmachen und sei daher kein unlogisches Ziel. Doch die Einsparung von 0,1 Gramm Salz war eine landesweite Neuigkeit, als es im Oktober dieses Jahres endlich soweit war. Würde der Geliebte Stangenbrot Wird es immer noch so lecker sein?

Ich denke schon, gemessen an der Ausnahmeregel, denn es hat sich noch nichts geändert. Essen auf der Straße ist in Paris keine Option, außer Stangenbrot. Genauer gesagt: der Arsch des Stangenbrotoder der quignon.

Wer schon einmal ein frisches Baguette in einer französischen Bäckerei gekauft hat, kennt das: den unwiderstehlichen Drang, sofort auf dem Gehweg in die knusprige Spitze zu greifen (und das Baguette dann kopfüber wieder in die Tüte zu stecken).

Das Tolle ist, dass die wohlerzogenen Franzosen das selbst machen. Ich habe es am Montagnachmittag wieder gesehen. Eine nette Dame, die für die Stangenbrot unter ihrem Arm und knabberte am Ende, während sie eine Treppe hinunterging. Besonders in einem Land, in dem nicht einmal die Kinder Essen wegwerfen, ist dieser Anblick unwiderstehlich.



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