Ausländische Bewerber für die Credit Suisse stehen vor hohen Hürden

1655031602 Auslaendische Bewerber fuer die Credit Suisse stehen vor hohen Huerden


In der Zürcher Innenstadt gibt es wenige Heldenstatuen. Aber von denen, die es gibt, ist die mit Abstand großartigste die des Gründers der Credit Suisse, Alfred Escher.

Es ist schwer vorstellbar, dass ein ausländischer Käufer eine solche nationale Institution kauft, obwohl die Aktien der Credit Suisse am Mittwoch stark gestiegen sind, nachdem ein Beitrag im Inside Paradeplatz-Blog darauf hindeutete, dass die US-amerikanische State Street ein Übernahmeangebot plant. State Street bestritt später die Geschichte.

Auf dem Papier soll eine ausländische Übernahme der angeschlagenen Bank möglich sein. „Die aktuelle Struktur ist ein offener Markt mit sehr begrenzten Beschränkungen und behördlichen Überprüfungen in Bezug auf ausländische Investitionen“, sagte Astrid Waser, Partnerin bei der Schweizer Anwaltskanzlei Lenz & Staehelin. „Es gibt sektorspezifische Gesetze, die die ausländische Beteiligung in Schlüsselsektoren einschränken, beispielsweise im Stromsektor, aber ansonsten gibt es im Vergleich zu anderen europäischen Rechtsordnungen sehr wenig Investitionskontrolle.“

Ein Ansatz zur Credit Suisse würde jedoch eine besondere Prüfung erfordern. Die Bank ist nicht nur von systemischer Bedeutung in der Schweiz und in Europa, sondern hat auch beim Bau der Schweizer Eisenbahnen mitgewirkt, den Gotthardtunnel gebohrt und den Schweizer Vorsorge- und Versicherungsmarkt geschaffen.

„Die Credit Suisse ist definitiv nicht nur eine weitere Bank“, sagt Vera Eichenauer, Senior Researcher an der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. „Es hat durch all die Skandale und so weiter viel an Popularität verloren, aber die meisten Leute machen es dafür verantwortlich, dass es zu international geworden ist.“

Ein Politikberater, der eng mit den grössten Schweizer Banken zusammenarbeitet, warnt davor, dass die Hinterlassenschaft der Krise von 2008, als Bern gezwungen war, in den Finanzsektor einzugreifen, für viele Politiker immer noch eine große Rolle spielt. „Es gibt niemanden in der Regierung oder im Parlament, der eine andere Bank retten möchte. So dass sie [would] wollen, dass sie zu Wort kommen, dessen können Sie sicher sein“, sagte die Person.

Auch ein mögliches Ende der Eigenständigkeit der Credit Suisse würde mitten in eine laufende Gesetzgebungsdiskussion in Bern hineinspielen: Ende März stimmten die Schweizer Parlamentarier der «Motion Rieder» zu und beauftragten die Schweizer Regierung mit der Schaffung eines neuen Gesetzes Zulässigkeit politischer Eingriffe in die Übernahme von Schweizer Unternehmen durch Ausländer.

Es besteht wenig Aussicht, dass die diskutierten Gesetze vor 2024 in Kraft treten. Aber ein ausländisches Angebot für die Credit Suisse könnte das Thema verstärken.

Unter der skizzierten Gesetzgebung würde eine Bewerbung der Credit Suisse mit ziemlicher Sicherheit im Geheimen vom siebenköpfigen Bundesrat entschieden werden. Ausschlaggebend könnte sein, inwieweit ein Bieter dieselbe Kultur des Bankgeheimnisses wie die Schweiz pflegt.

Andere in der Welt der Schweizer Fusionen und Übernahmen sind zuversichtlicher.

„Unsere Erwartung ist, dass der Gesetzentwurf . . . wird in Kraft treten. . . aber es wird nichts an der traditionellen Offenheit des Schweizer Marktes für ausländische Investitionen ändern“, sagte Tino Gaberthüel, Partner bei Lenz & Staehelin.

Die bestehende Branchengesetzgebung – im Fall einer Finanztransaktion das Bankengesetz der Schweiz – dürfte weiterhin die wichtigste Überlegung bei der Geschäftsabwicklung sein, sagte Gaberthüel.

Darunter käme der Marktaufsicht Finma eine entscheidende Rolle zu. Wie eine Übernahme des zweitgrößten Kreditgebers des Landes beurteilt wird, hängt jedoch stark von der Art der Transaktion ab: Es gibt keinen Präzedenzfall.

Die Prinzipien der Finma stimmen weitgehend mit denen anderer westlicher Aufsichtsbehörden überein, aber sie verfolgt einen stringenten Ansatz. Ein Bieter oder sogar ein Mitbieter aus Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, China oder Russland könnte Schwierigkeiten haben, seine Anforderungen zu erfüllen.

Die Finma werde grundsätzlich keine Einigung verhindern, sagte ein Schweizer Wirtschaftsvertreter, werde aber eine äusserst konservative Haltung einnehmen. Und es könne Monate dauern, zu entscheiden: „Das wäre ein extrem technokratischer Prozess. . . darauf werden nicht viele vorbereitet sein.“



ttn-de-58

Schreibe einen Kommentar