Das Schöne an einem Balkon mit Pflanzen für Bienen und andere Bestäuber ist, dass man nach einigen Jahren Muster entdecken und erkennen wird. Ich war zum Beispiel Ende Februar oben drauf, als die ersten gehörnten Mauerbienen das Bienenhotel verließen, gerade als in den Pflanzgefäßen die ersten Bio-Krokusse und Traubenhyazinthen blühten. Die aufgeregten Männchen flogen zwischen nektarreichen Blumen und dem Hotel auf und ab und warteten auf die Ankunft der ersten Weibchen. Die roten Mauerbienen folgten einen Monat später. Und vor zwei Wochen sah ich die erste patrouillierende Sachembiene den Balkon in gerader Linie über die gesamte Breite streifen. Kein Zufall, denn das Gefleckte Lungenkraut stand gerade in voller Blüte. Ich wusste aus den Vorjahren: Dann lässt die normale Sachem-Biene nicht lange auf sich warten. Tatsächlich flog er offenbar gezielt auf das Lungenkraut zu. Später folgten weitere Männchen. Gewöhnliche Sachembienen sind Frühflieger, also sind sie auf Frühblüher angewiesen. Die Sachem-Bienen haben eine lange Zunge, mit der sie auch bei Blüten mit tiefem Kelch, wie dem Lungenkraut und der Purpur-Taubnessel, den Nektar erreichen können. Es wurde alles über Jahrtausende ausgerichtet.
Die gemeine Sachem-Biene ist eine große Biene, kaum kleiner als manche Hummeln. Es ist die häufigste unter den Sachem-Bienen. Das Männchen hat eine gelbe Stirn und behaarte Beine. Daher auch der niederländische Name: sachem kommt von opperhoofd, in Indianersprachen, und die behaarten Beine erinnern ein wenig an die Wolfsschwänze, mit denen die Indianer ihre Kleidung schmückten. Die Federn an den Beinen haben für die Bienen noch eine weitere Funktion, sagt Menno Reemer vom EIS Knowledge Center for Insects: „Die Männchen streicheln die Fühler der Weibchen bei der Paarung. Anscheinend ist das aufregend.“
Mittlerweile fliegen hier jeden Tag Männchen vorbei, die Weibchen warten noch. Das Patrouillieren der Männchen ist eine der Methoden, um später ein Weibchen zu entdecken und zu fangen. Die Männchen hinterlassen oft auch Duftmarken auf Pflanzen. Weibchen kommen dann zu diesen Pheromonen.
Irgendwo in meiner Nähe haben die gemeinen Sachembienen ihre Nester, aber wo? Nicht in den Bienenhotels, die Sachembienen nutzen das nicht. Gewöhnliche Sachembienen kommen in den Niederlanden vor. Sie graben Nester in Steinbrüchen, an steilen Stellen, an Waldrändern, Flussufern, alten Fugen in Mauern, Deichen. Man kann die gewöhnliche Sachem-Biene jetzt wirklich als eine Art Stadt bezeichnen. In Amsterdam, also hier, geht es den Wildbienen in den letzten zwanzig Jahren ohnehin recht gut. In den letzten EIS-Inventaren wurden 120 verschiedene Arten gezählt. „Bei der Bewirtschaftung städtischer Grünflächen wird den Bestäubern mehr Aufmerksamkeit geschenkt“, sagt Menno Reemer. Auch Pestizide sind seit einiger Zeit tabu. „Man könnte sagen, dass die Stadt zu einem Zufluchtsort geworden ist. Auf dem Land sind die Dinge viel weniger.‘
Die Gewöhnliche Sachem-Biene nistet in städtischen Parks, Gärten, an Gebäuderändern und auch an anderen geschützten Orten. Manchmal sogar in Pflanzgefäßen, wie ich in einer Studie der Forscherin Anne Jan Loonstra gelesen habe, die die Entwicklungen in einer Reihe von Nestern in Groningen akribisch beschrieben hat. Sachem-Bienen leben ein einsames Leben, die Mutter macht alles selbst. Aber sie nisten oft mit mehreren Familien in einem Nestkomplex, an einem Ort, der immer wieder genutzt wird.
Mittlerweile wird es auf dem Balkon schon recht geschäftig, nicht nur mit Sachembienen. Und ich bin immer noch froh, dass ich die Pflanzen verlassen habe. Denn was wären diese gemeinen Sachembienen ohne meine beiden mickrigen Exemplare des Gefleckten Lungenkrauts und der Purpurnen Taubnessel?