Ich weiß nicht, wer das erfunden hat, wahrscheinlich irgendein guter Hochschullehrer, der den Satz des Pythagoras Tag für Tag mit aller Geduld der Welt an die Tafel schreibt, aber es ist einfach nicht wahr. Dumme Fragen gibt es. Es gibt sogar Fragen, bei denen einem spontan die Augenlider zucken, Fragen, bei denen man am liebsten in einer Doline verschwinden möchte, um endgültig von der Erde verschluckt zu werden. Ob sie in Afrika Telefone haben, ist zum Beispiel eine solche Frage. Und was ist dort mit dem Internet? Was? Können Afrikaner TikTok überhaupt nutzen?
Obwohl Hunderte Millionen Afrikaner das Internet nutzen, gibt es viele dieser Klischees. Besonders ermüdend für die Jugendlichen aus Senegal, Tunesien oder Sambia, die nur lustige Tiktok-Filme machen wollen, genau wie Jugendliche aus dem Rest der Welt, aber deren Anwesenheit auf der Plattform von einigen Zuschauern von außerhalb des Kontinents als großes Rätsel angesehen wird. Dennoch ist ein witziges neues Tiktok-Genre entstanden, in dem afrikanische Jugendliche todernst Fragen zu all den dummen Fragen stellen, die unter ihren Filmen gestellt werden.
„Wie lädst du dann dein Handy auf?“ zum Beispiel fragte ein Zuschauer die nigerianische Wohltätigkeitsorganisation Ekezie (@charityekezie† Nun, das wollte sie erklären. „Du weißt ja schon, dass es in Afrika keinen Strom gibt“, beginnt sie ihre Antwort, „also sind wir auf die Blitze des Donnergottes angewiesen.“ Leider seien die Blitze unberechenbar, fährt sie fort, also ging sie an diesem Morgen zum Fluss, wo sie ihr USB-Kabel in das Ende eines Nilpferds steckte. Warte eine Minute und sie könnte wieder den ganzen Tag gehen. die Verzweifelten ‚Ja…‘ womit Ekezie ihre Antworten ausnahmslos beendet, beendet sie vollständig.
Eine weitere Frage, die Ekezie mit ernster Miene beantwortet: „Haben Sie Technologie in Afrika?“ Leider nicht, erzählt sie, aber wenn etwas körperlich oder geistig zu anstrengend wird, um es alleine zu tun, beschwören Afrikaner den Geist des Schwarzen Panthers mit Liedern herauf. ja… Also Fernsehen? Und auch nichtaber bei Neumond versammeln sich alle um einen großen Felsen und alte Felszeichnungen werden zur Unterhaltung betrachtet. ja…
Mit zig Millionen Zuschauern ist Ekezie eine der treibenden Kräfte hinter dem Genre, aber es gibt noch viel mehr afrikanische Tiktoker, die es schaffen, das als Nachfrage verpackte Desinteresse anderer Menschen zu manipulieren. Der kamerunische Musiker Leeno Daash (@leenodaash) demonstriert beispielsweise, wie das Internet für ihn funktioniert: Er sitzt mit Maus und Tastatur vor einem offenen Fenster und wirft als Chat-Nachricht einen Papierflieger raus. Das ugandische Model Angella Summer Namubiru (@angellasummernamu) gibt auf Nachfrage an, noch nie etwas von WLAN gehört zu haben und hält alternativ eine Filiale hoch. Auch ihr Landsmann Akdadon (@akdadonofficial) erklärt, wie er seine Tiktoks hochlädt: Dafür reist er bis nach Amerika und wenn er dort ist, nimmt er gleich einen schönen Schluck Wasser.
Eines der nützlichen Dinge am Internet ist natürlich, dass Sie alle möglichen Informationen nachschlagen können. Vielleicht gab es vor der Einführung des „World Wide Web“ 1991 weniger dumme Fragen, aber mittlerweile lässt sich fast alles googeln. Es ist daher bewundernswert, dass afrikanische Tiktoker den Spaß in der Tatsache sehen, dass ihre bloße Anwesenheit diejenigen kurzschließt, die sich ihres überlegenen Einsatzes moderner Technologie rühmen. ja…