Auch Baubürger sind von der Baukrise betroffen: „Dann soll das Parkhaus weg“

Auch Baubuerger sind von der Baukrise betroffen „Dann soll das


Künstlerische Darstellung des Cohousing-Projekts in Arnheim.Bild H2A Architekten.

Angefangen habe es vor sechs Jahren mit der fröhlichen Lust am Planen, sagt Theo Waegemaekers. Der Betriebsarzt im Ruhestand (68) betritt die Baulücke an der Hauptstraße Nieuwe Plein in Arnheim, gleich um die Ecke vom Hauptbahnhof der Stadt. Er zeigt herum. Sein Baukollektiv, der Verein Cohousing Arnhem, wird seinen eigenen Traum vom Wohnen an dieser erstklassigen Lage verwirklichen. Das ist zumindest die Absicht.

Der Verein will ein nachhaltiges Wohnhaus mit 33 Wohnungen nach dem dänischen Cohousing-Modell entwickeln, einem Konzept, bei dem Privatsphäre und Nähe zusammenpassen sollen. Jeder hat seine eigene Wohnung, aber es gibt auch viele Gemeinschaftseinrichtungen, vom Treffpunkt bis zum Arbeitsplatz.

Das wird ein Monsterjob, das war dem Verband schnell klar. Ein Architekt mit Erfahrung in nachhaltigen Wohnprojekten wurde beauftragt. Außerdem wurde ein Prozessdirektor ernannt, der auf solche komplexen Gruppenprojekte spezialisiert ist. Und auch ein smarter Baukostenrechner.

Die Party war im Sommer 2020. Schatzmeister Waegemaekers und seine Kollegen haben sich in einer Ausschreibung um das Kauf- und Baurecht auf dem Gemeindegrundstück gegen fünf andere Baugenossenschaften durchgesetzt. Zum Festpreis von rund 1,5 Millionen Euro gehört ihnen das über 850 Quadratmeter große Grundstück.

Die Bauwelt war damals schon in vollem Gange. Die Zinsen waren auf dem Weg zu einem Rekordtief. Bauherren hatten immer wieder Pläne und stritten sich um Personal und Baumaterial. Eigenheimkäufer waren bereit, für den knappen Wohnraum immer mehr zu zahlen.

Billiger Ziegel

Doch Ende letzten Jahres begannen die Zinsen zu steigen. Die Inflation schoss in die Höhe. Auch die russische Invasion in der Ukraine löste Ende Februar eine beispiellose Energiekrise aus. Auch dieses kleine Bauprojekt in Arnheim war mit den Seuchen konfrontiert, die das Bauwesen in den Niederlanden heimsuchen.

Wenige Wochen nach dem Einmarsch der Russen legte der Verein dem Bauunternehmen seinen endgültigen Entwurf samt Kostenvoranschlag vor. Das Design war bereits leicht angepasst worden, mit einem zusätzlichen siebten Stockwerk im Gebäude. Mit dem Erlös von sechs Wohnungen wurde das Ganze etwas günstiger.

Der Auftragnehmer kam bald mit seinem Urteil zurück. Die Preise für Ziegel, Glas, Holz und andere Baumaterialien seien noch weiter gestiegen: „So geht das nicht.“

Die Initiatoren des Cohousing-Projekts in Arnhem, mit Schatzmeister Theo Waegemaekers ganz links und Architekt Peter Groot rechts.  Statue Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Die Initiatoren des Cohousing-Projekts in Arnhem, mit Schatzmeister Theo Waegemaekers ganz links und Architekt Peter Groot rechts.Statue Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Der Verband überlegte, wie er weiter kürzen könnte. Ja, eventuell gibt es noch eine Extra-Förderung, zum Beispiel im Bereich Bauen für Senioren. Aber nein, der Verein will für alle Altersgruppen bauen, nicht nur für wohlhabende Senioren. Starter mit einer ersten Hypothek sollen noch einen Platz bekommen können.

Es kann möglich sein, Material einzusparen, wie z. B. bei teuren Ziegeln, aber die Möglichkeiten sind begrenzt. „An die Vergabebedingungen sind wir selbstverständlich gebunden“, sagt Architekt Peter Groot von H2A Architecten, der sich Waegemaekers auf der Baustelle angeschlossen hat. »Auch der Wohlfahrtsausschuss des Rates schaut zu. Das ist auch gut so, denn zurück zur kargen Architektur der siebziger Jahre will niemand.“

Die vorläufige Antwort ist die Abschaffung der Tiefgarage, die zuvor von der Gemeinde angeordnet wurde. Der neue Stadtrat will den Parkplatzstandard für Neubauten von einem Stellplatz pro Haushalt auf „null“ senken. Cohousing Arnheim kann also wahrscheinlich mit einem viel kleineren, halb versenkten Parkhaus mit 0,3 Stellplätzen pro Haushalt ausreichen.

Das neue Design liegt jetzt beim Bauunternehmer Hendriks Bouw aus Oss. Er rechnet noch fleißig, schaut sich aber auch die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt an. Immerhin hat sich das Unternehmen bereit erklärt, das Risiko einer begrenzten Anzahl unverkaufter Wohnungen zu übernehmen. Derzeit stehen dreizehn zum Verkauf.

Waegemaekers sieht sich noch einmal auf der mit Hackschnitzeln bedeckten Baustelle um. „Das wird jetzt sehr spannend. Aber wir gehen trotzdem davon aus, dass wir hier etwas ganz Besonderes auf die Beine stellen können.“



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