Anwar Ibrahim wurde als Malaysias Premierminister vereidigt, nachdem der König interveniert hatte, um das chaotische Geplänkel nach den Wahlen zu beenden und der südostasiatischen Nation einen historischen politischen Wandel zu bringen.
Anwars Aufstieg folgt einer Zeit von mehr als zwei Jahrzehnten in Opposition und einer Reihe von Skandalen, die seinen Ruf beschädigten und dazu führten, dass er wegen Sodomie-Anklagen inhaftiert und von der Politik ausgeschlossen wurde.
Der reformistische Führer wurde am Donnerstagabend nach fünf Tagen der Ungewissheit vereidigt, die auf die Parlamentswahlen am Samstag folgten, die zu einem beispiellosen Stillstand des Parlaments führten.
Anwar ist ein ehemaliger Protegé des ehemaligen Premierministers Mahathir Mohamad, 97, der am Samstag seinen Sitz im Parlament verlor. Er übernimmt die Zügel eines Landes, das von politischen Spaltungen zerrissen ist und mit einer fragilen, von einer Pandemie heimgesuchten Wirtschaft zu kämpfen hat.
König Sultan Abdullah Sultan Ahmad Shah ernannte Anwar, nachdem er diese Woche Kandidaten für das Amt des Premierministers und neu gewählte Abgeordnete getroffen hatte.
Sowohl Anwar, der die Alliance of Hope anführt, als auch sein Rivale, der frühere Premierminister Muhyiddin Yassin von der National Alliance, hatten darum gekämpft, eine Koalition aufzubauen, die die Unterstützung des Parlaments erhalten könnte. Muhyiddin bestand am Donnerstag noch darauf, dass er eine Mehrheit habe.
Die Alliance of Hope gewann bei den Wahlen am Samstag die meisten Sitze, verfehlte jedoch die für eine Mehrheit erforderlichen 112, ebenso wie die zweitplatzierte National Alliance.
Die ehemals regierende National Front, zu der auch die United Malays National Organization gehört, lag mit ihrem bisher schlechtesten Wahlergebnis hinter beiden zurück. Es war eine nachdrückliche Ablehnung durch die Wähler einer Koalition, die Malaysias Politik seit der Unabhängigkeit im Jahr 1957 dominiert hatte.
UMNO wurde in den letzten Jahren von Kontroversen geplagt, insbesondere einem Finanzskandal im Zusammenhang mit 1MDB, dem staatlichen Investmentfonds, der vom ehemaligen Premierminister Najib Razak gegründet wurde. Najib verlor im August einen letzten Versuch, seine 12-jährige Haftstrafe wegen Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Skandal aufzuheben.
Harris Zainul, ein leitender Analyst des Institute of Strategic and International Studies Malaysia, sagte, dass Anwar im Vergleich zu anderen Parteiführern „so reformistisch wie es nur geht“.
„Aber wir wissen nicht, wie groß seine Mehrheit ist und wie stark die neue Koalition ist“, sagte Zainul.
Er sagte, Anwars Fokus werde auf der Wirtschaft und der Bekämpfung der Inflation sowie auf Reformen liegen, die relativ leicht durch das Parlament zu bringen seien. Dazu könnte die Änderung der Position des Generalstaatsanwalts gehören, um seine Rolle als Rechtsberater der Regierung von der des Leiters der Staatsanwaltschaft zu trennen.
Der aktuelle Tumult der malaysischen Politik, bekannt für große Persönlichkeiten und tiefe Rivalitäten, begann im Jahr 2020, als Mahathir aufgrund von Machtkämpfen der Koalition plötzlich als Premierminister zurücktrat.
Mahathir hatte versprochen, als er 2018 zum zweiten Mal Premierminister wurde, dass er innerhalb von ein bis zwei Jahren die Macht an Anwar übergeben würde – einen Schützling, der zum Feind und zum Verbündeten wurde. Stattdessen trat er zu Beginn der Pandemie zurück und bat den König, das Kabinett aufzulösen, wodurch Anwars Aufstieg vereitelt wurde.
1998 wurde Anwar, der damalige stellvertretende Premierminister und Thronfolger von Mahathir, vom Polizeichef des Landes festgenommen und geschlagen, wegen Sodomie und Korruption verurteilt und in Einzelhaft gesteckt. Die Sodomie-Anklage wurde schließlich aufgehoben, aber die Kontroverse drängte Anwar für etwa ein Jahrzehnt aus der Politik. 2015 wurde er erneut wegen Sodomie inhaftiert, drei Jahre später jedoch begnadigt.
Anwar behielt während all seiner Probleme starke Unterstützung, insbesondere unter den Stadtbewohnern und den vielen Menschen, die glaubten, er sei politisch verfolgt worden.