Nie von einem Motorrad geträumt. Also nie daran gedacht, jemals wieder eine Harley-Davidson zu fahren. Doch es geschah, ohne Motorradführerschein. Insgeheim baut der amerikanische Motorradbauer seit einigen Jahren auch E-Bikes. Sie erscheinen unter dem Namen Serial1, nach der Firma, die sie herstellt. Und diese Firma gehört Harley. Das Serial1-Logo zeigt die berühmte Harley 1 und der Rahmen zeigt eine bescheidene, aber gut lesbare Harley-Davidson. Wie Harley willst du es?
Wie auch immer, Blik fuhr auf einem Serial1. Es ist bekannt, dass Amerikaner dank Marken wie Cannondale, Trek und Specialized gute Fahrräder herstellen können, aber dass ein Motorradhersteller ein so gutes Fahrrad herstellen kann, war eine Überraschung. Denn was für ein tolles Fahrrad das Rush City ist. Von den drei Modellen, die Harley herstellt, ist es das „übliche“. Von den anderen beiden ist die Mosh Tribute eine teure Hommage an Harleys erstes Motorrad (6.350 €).
Die Sektion Blik testet Autos und Fahrräder, identifiziert auffällige Randerscheinungen und berichtet alle zwei Wochen darüber.
Das Mosh City ist ein urbanes All-Terrain-Bike mit nur einem Gang. Es ist billiger (4.025 €) als das Rush, das Blik einige Wochen lang dominieren durfte. Der Preis ist niedriger, weil der Mosh unter anderem eine kleinere Batterie hat und das CVT des Rush fehlt. Und das letzte, das CVT, das automatische Getriebesystem von Enviolo, ist eines der Dinge, die das Rush zu einem so begehrenswerten Fahrrad machen.
Enviolo ist ein amerikanischer Hersteller von Getrieben. Deren stufenlose CVT-Automatik (Continuous Variable Transmission) ist auch bei den Topmodellen der niederländischen Qwic-Fahrräder und bei den teureren E-Lastenfahrrädern enthalten. Es verteuert ein Fahrrad sofort erheblich, aber Blik zahlt gerne den Aufpreis, wenn wir uns überlegen, einmal im Leben ein ultimatives E-Bike zu kaufen. Dank der Enviolo-eigenen App kann man das CVT nach eigenen Vorlieben einstellen, wenn man beispielsweise wie Blik die Trittfrequenz in der Standardeinstellung bei den höheren Geschwindigkeiten zu niedrig findet.
Eine perfekt funktionierende stufenlose Automatik ergibt ein perfektes Fahrgefühl, wenn der Rest des Bikes ein wenig mitspielt. Und die Rush City auch. Er hat scheinbar übertrieben breite Reifen, aber wenn man einmal damit gefahren ist, will man keine andere mehr: tolle Straßenlage, extremes Sicherheitsgefühl. Dazu trägt natürlich auch der ausreichend steife Aluminiumrahmen bei und vor allem die Platzierung des kompakten, fast quadratischen Akkus. Sie platzierten es niedrig bei Serial1, knapp über dem Mittelmotor. Bei den meisten Fahrrädern liegt es auf dem Gepäckträger oder sitzt im Schrägrohr des Rahmens. Dann ist das Gewicht höher, und wie sich das auf das Fahrverhalten auswirkt, merkt man erst, wenn man mit dem Rush losfährt.
Wenn man nicht aufpasst, geht das Wegfahren sehr schnell. Die vier Stützpositionen, die bei vielen Fahrrädern kaum einen Unterschied machen, sind hier gut voneinander zu unterscheiden. In der höchsten Position „Boost“ spritzt man beim Treten der Pedale im übertragenen Sinne weg, möglicherweise nicht einmal ungefährlich. Blik fand den „Sport“-Modus ausreichend scharf; Der Eco-Modus hingegen konnte mit Hohn rechnen. Diese exzessive Beschleunigung verdankt das Bike auch einem kräftigen Mittelmotor (90 Nm) von Brose, einem schnell wachsenden deutschen Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen. Ein neuer Name für die Fahrradabteilung von Blik, aber das Unternehmen behauptet, dass von zwei neuen Elektrofahrzeugen mindestens eines Brose-Produkte enthält.
Der Diebstahl
Die Serial1 wird online verkauft und kommt, wie heutzutage häufiger, in einer Schachtel. Und auch, wie es oft bei ausländischen (und einigen holländischen) Fahrrädern der Fall ist, ohne Schloss. The Rush City hat zwar eine (langsame) App, die nicht sehr groß ist, aber das Fahrrad vor Diebstahl schützen soll. Wenn das Fahrrad bewegt wird, während es von der App gesperrt ist, wird der Besitzer benachrichtigt und der Scheinwerfer des Fahrrads blinkt für eine Weile. Der Dieb kann das Fahrrad nehmen, bringt aber den Motor nicht zum Laufen. Aber ob das in den Niederlanden ein ausreichender Diebstahlschutz ist? Blik benutzte ein sehr starkes Kettenschloss, nur um sicherzugehen.
Was Blik für dieses figurative Schwergewicht (er sieht aus wie ein Mastodon, wiegt aber nur 21,9 kg) auch noch ausmacht, sind clevere Details: Der Motor ist gut versteckt, sodass man ihn kaum hört, als eines der ersten Fahrräder hat es hintere Bremslichter, die Bremsscheiben sind etwas vor Schmutz geschützt und durch die clevere Konstruktion des Rahmens entfällt die bei fast allen Fahrrädern nötige „Öffnungsstelle“ zum Wechseln des Antriebsriemens.
Nein, nach einem Motorrad sehnen wir uns noch nicht, nach einer Harley-Davidson neuerdings erst recht.
Serial1 („Powered by Harley-Davidson“) Rush City
Preis 5.250 €
Gewicht 21,9 kg
Motor Brose S. Mag
Vermögenswerte 90 Nm
Batterie 706 Wh
Ausrüstung Enviolo Automatik CVT
Übertragung Gates Carbon-Riemenantrieb