Als völlig Fremder kann man einen Teenager kaum fragen, ob man seine Muschi sehen kann

Endlich habe ich die Kraft gefunden den Knoten zu durchtrennen
Sylvia Weissmann

Am Eingang des Supermarkts standen vier Jungen im Alter von etwa 16 Jahren, drei von ihnen waren Holländer, groß und schlaksig, der vierte, ein hübscher, beigefarbener Junge mit funkelnden braunen Augen, hielt es bei bescheidenen 1,75 Metern.

Die Jungs teilten sich einen Apfelkuchen. Ein ganzer Apfelkuchen in einem schwarzen Karton. Sie aßen abwechselnd gierig von diesem Kuchen, wobei sie Einweg-Holzgabeln benutzten. Der Kuchen verschwand wie Schnee in der Sonne, nicht wie Kuchen für einen Teenager. „Lecker“, war der Konsens. Ich lächelte, weil sie auf den üblichen „Krebs“ verzichtet hatten. Mutige Jungs.

Ihr Gespräch drehte sich um den Weihnachtsabend. Einer der Jungen zeigte seine neue Uhr. Ich kann einer Uhr nicht entnehmen, ob sie 20 Euro oder 20.000 gekostet hat, aber die Jungs brachten ihre Bewunderung lautstark zum Ausdruck, wobei sie das Wort „Krebs“ übrigens immer noch nicht erwähnten.

Zwei andere Jungen hatten nichts, weil sie es „an Weihnachten gemacht“ haben. Aber der kleinste beige Junge hatte ein Kätzchen geboren. „Nun, ich habe sie noch nicht“, strahlte er. »Sie ist erst sechs Wochen alt. Sie wird ihre Mutter für einen weiteren Monat nicht verlassen dürfen. Aber ich war gestern dort. Ich hatte sie auf meinem Schoß. Dann schau mal …“ Er hielt sein Handy hoch. Leider sah ich nur den Rücken (als völlig Fremder kann man einen Teenager kaum fragen, ob man seine Muschi sehen kann?), aber seine Kumpel stießen liebenswerte Schreie aus.

„Sie heißt Pashmina“, sagte der Junge. Seine Augen strahlten vor Freude. Dieser Name wurde auch von seinen Freunden anerkennend aufgenommen. Dann nahm der Größte zu meiner Überraschung einen weiteren Apfelkuchen aus seinem Rucksack, woraufhin sie erneut angriffen. Zwei Apfelkuchen?

Ich ging in den Supermarkt, wo die Teile des Tortenpuzzles bald an ihren Platz passten. Dieser Kuchen stellte sich im Bonus als heftig heraus: 2 Euro 50 pro Stück. „Dafür kann ich das nicht selbst stricken“, soll meine Großmutter gesagt haben. Ich habe einen gekauft. Er war noch warm.

Als ich wieder herauskam, waren die vier immer noch da, mit ihrem Kuchen (dem zweiten oder jetzt dem dritten?) um das Telefon herum. Ich erhaschte einen Blick auf die kleine Pashmina, die gerade ein Babymiau gab. Sie war cremeweiß, mit dunklen Ohren und sehr flauschig. „Schaut euch diesen Schwanz an!“, rief ihr frischgebackener Besitzer stolz aus. »Krebsartig, Liebling«, brummte sein Nachbar. Still.

Zu Hause probierte ich den Kuchen. Es war wirklich köstlich. Wem haben wir das zu verdanken? Voller Weihnachtsgedanken schaute ich aus dem Fenster. Hat es angefangen leicht zu schneien?



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