Alle möglichen Parteien werden von der Verschiebung der Stickstoffpolitik profitieren, aber nicht die Parteien an der Spitze

Alle moeglichen Parteien werden von der Verschiebung der Stickstoffpolitik profitieren


BBB-Vorsitzende Caroline van der Plas (BBB), CDA-Vorsitzende Wopke Hoekstra und Mark Rutte (VVD) vor der NOS-Fernsehdebatte am 14. März im Vorfeld der Provinzratswahlen.Bild ANP

„Das Signal der Wähler ist kristallklar“, sagt CDA-Chef Hoekstra seit dem 15. März ununterbrochen. Die Regierungsparteien sind nun seit zehn Tagen damit beschäftigt, die Wahlergebnisse zu interpretieren. Und das wird noch eine Weile so bleiben, denn in Wirklichkeit ist das Signal natürlich gar nicht so eindeutig.

Die häufigste Annahme ist, dass die Wähler hauptsächlich die Stickstoffpolitik von Rutte IV abgestraft haben. Aber schauen Sie sich die neue Sitzverteilung im Senat an. Das Lager, das sich entschieden gegen die Politik stellt, bekommt dort 28 Sitze von 75 Sitzen. Das Lager, das davon überzeugt ist, dass Naturschutzgebiete mehr Schutz verdienen und dafür eine Reform der Tierhaltung notwendig ist, erhält 30 Sitze.

Dazwischen steht das Lager der Parteien, die es nicht aus Überzeugung tun, die aber in den vergangenen 3,5 Jahren zu dem Schluss gekommen sind, dass es kaum etwas anderes zu tun gibt, wenn sie den Baustillstand verhindern wollen. Dieses Lager hat 17 Sitze. Sie besteht aus den Regierungsparteien VVD, CDA und ChristenUnie und ist damit maßgebend.

Das Problem ist, dass diese Parteien die Fluchtwege bereits ausgiebig erkundet haben. Es gab nicht weniger als drei Remkes-Berichte, hauptsächlich in Auftrag gegeben in der Hoffnung, dass das VVD-Urgestein einen schlauen Ausweg finden würde. Die Botschaft blieb jedoch immer dieselbe: Ohne eine schnelle und konkrete Stickstoffreduzierung würden die Niederlande auf Grund laufen.

Das Kuriose ist, dass Remkes kürzlich viel Lob für seinen neuesten dringenden Rat erhielt, die Emissionen von 500 bis 600 Spitzenlastern so schnell wie möglich zu beenden. Eben um an anderen Orten Platz für Landwirte zu schaffen. Auch BBB-Chefin Caroline van der Plas reagierte wohlwollend, denn Remkes stellte nachdrücklich fest, dass die Nutztierhaltung wirklich eine Zukunft hat, vorausgesetzt, sie sei reformbereit.

Ende letzten Jahres gab es erste Anzeichen dafür, dass es endlich vorangeht. Die Regierung hat ein großzügiges Programm für Viehzüchter aufgelegt, die bereit sind, aufzuhören oder umzuziehen. Der Provinz Limburg gelang es, die ersten 25 Landwirte freiwillig aufzukaufen. Eine Frage des Durchhaltevermögens, erklärte der Abgeordnete Gabriëls: „Es gibt eine Regelung, es gibt Geld und es gibt Landwirte, die es wollen.“

Gleichzeitig beklagten die Provinzen die unklaren Signale aus Den Haag, ständig wurden neue Regelungen angekündigt. Und mit Bauern, die darauf warten und hoffen, dass es noch großzügiger wird.

Denn genau das fehlt seit Jahren: ein klarer, entschlossener Kurs, um das Land so schnell wie möglich aus der Stickstoffsperre zu bringen. Und gerade als es vor Kurzem tatsächlich ein bisschen danach aussah, kam der Wahlkampf in Gang und es schlichen sich wieder Zweifel in die Koalition ein.

Jetzt, wo vor allem die CDA all ihr Selbstvertrauen verloren hat, droht die ganze Debatte von vorne zu beginnen. Es ist Sache der Provinzen, der Bauern und der Natur zu hoffen, dass die Regierungsparteien rechtzeitig zur Vernunft kommen. Und auch für diese Parteien selbst. Denn eines steht fest: Wenn das Kabinett das Ergebnis jetzt als Nein der Bevölkerung interpretiert und eine erneute Verschiebung beschließt, wird das Problem bei der nächsten Bundestagswahl noch größer sein als jetzt. Davon profitieren alle Parteien, nicht aber die Parteien an der Spitze.

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.



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