Air France-KLM ist „wieder im Geschäft“, macht sich jedoch Sorgen über die Schrumpfung von Schiphol

Air France KLM ist „wieder im Geschaeft macht sich jedoch Sorgen


KLM-Chefin Marjan Rintel (links) und Air France-KLM-CEO Ben Smith (rechts von ihr) auf dem Weg zur Präsentation der Jahresergebnisse der Fluggesellschaft.Bild Koen van Weel / ANP

Nach zwei mageren Corona-Jahren macht Air France-KLM (AFK) erstmals wieder Gewinne. Das Unternehmen erwirtschaftete mit 728 Millionen Euro den höchsten Betriebsgewinn seit 2016. „Wir sind wieder im Geschäft“, sagte Finanzchef Steven Zaat am Freitag bei der Präsentation des Jahreszahlen.

Die schwarzen Zahlen sind zum Teil wieder auf massive Flüge zurückzuführen. Die drei Fluggesellschaften der Muttergesellschaft AFK – Air France, KLM und Transavia – beförderten im vergangenen Jahr zusammen 83 Millionen Passagiere. Das sind fast doppelt so viele wie im Corona-Jahr 2021, als „nur“ 44 Millionen Passagiere in den Flieger stiegen. Gleichzeitig hat das Unternehmen nun auch geringere Kosten. Während der Corona-Krise kam es zu einem starken Personalabbau, wodurch Air France und KLM nun 16 bzw. 9 Prozent weniger Mitarbeiter haben.

Staatliche Beihilfe

Die Luftfahrtbranche wurde in der Corona-Zeit durch staatliche Hilfen über Wasser gehalten. Das geliehene niederländische Geld wurde bereits zurückgezahlt, im April soll auch der französische Staat zurückgezahlt werden. AFK hat ein Interesse daran, das schnell loszuwerden, weil es expandieren will. Die Luftfahrtindustrie konsolidiert sich, kleine Fluggesellschaften werden von größeren geschluckt. Solange das Unternehmen noch Unterstützung bekommt, kann die EU-Kommission eine Übernahme beispielsweise der portugiesischen Tap verhindern.

Obwohl Air France (etwa 47 Tausend Mitarbeiter) innerhalb der Gruppe etwas größer ist, schneidet KLM (27 Tausend Mitarbeiter) im Allgemeinen viel besser ab. In Amsterdam wurden im vergangenen Jahr 706 Millionen Euro verdient, gegenüber 483 Millionen in Paris. Effizienter ist die niederländische Niederlassung: Von jedem Euro, den KLM verdient, spart sie nach Abzug der Kosten 6,6 Cent ein. Bei Air France sind es 3 Cent.

Dennoch hätte KLM noch mehr Geld verdienen können, wenn Schiphol im vergangenen Jahr nicht einen akuten Mangel an Sicherheitskräften gehabt hätte. Daher gilt seit dem Sommer ein Passagierlimit, wodurch Unternehmen weniger Tickets verkaufen können. KLM gab im vergangenen Jahr 75 Millionen Euro für Entschädigungen an Passagiere für verpasste oder annullierte Flüge aus. Darüber hinaus rechnet das Unternehmen damit, dass es im dritten und vierten Quartal 145 bzw. 170 Millionen Euro Umsatz verloren habe. Sie verlangt, dass Schiphol mit dieser Summe über die Brücke kommt, Gespräche darüber laufen noch.

Und dann verlangt das Kabinett auch, dass Schiphol schrumpft. Ab Ende 2023 soll der Flughafen nicht mehr 500.000 Flugbewegungen durchführen dürfen, sondern nur noch 440.000. Dies entspricht einer Reduzierung um 12 Prozent. Grund dafür ist die Lärmbelästigung der Anwohner. AFK-CEO Ben Smith wiederholte, dass er dies für eine „unverständliche“ Entscheidung halte. „Viele Länder träumen von einem Drehkreuz wie Schiphol.“ Außerdem erwartet er, dass die Reisenden umlenken – „sie gehen einfach woanders hin“.

Das Unternehmen greift daher ein und bekämpft den Schwund durch das rechtliche Verfahren, das für den Schwund befolgt werden muss. Gleichzeitig setzt sie auf einen neuen Plan von Luftfahrtminister Mark Harbers. Sie will, dass der Flughafen vorübergehend schrumpft, aber ab 2027 unbegrenzt wächst, wenn Unternehmen sauberere Flugzeuge einsetzen. Dieser Plan betrachtet nicht mehr die Anzahl der Flugbewegungen, sondern die Belästigung. Das klingt nach Musik in den Ohren der Fluggesellschaft, die Pläne zur Erneuerung ihrer Flotte vorgetrieben hat. KLM-Direktorin Marjan Rintel: „Lasst uns unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicklung dieses neuen Systems richten. In diesem Fall können wir die Kontraktion überspringen und damit beginnen.‘

Rote Zahlen für Schiphol

Genau wie AFK legte auch die Schiphol Group am Freitag ihre Jahreszahlen vor und auch der Flughafen verzeichnete eine Verdopplung der Passagierzahlen. Trotzdem entstand ein Verlust von 77 Millionen Euro. Wegen des Personalmangels stellte das Unternehmen 120 Millionen zusätzlich bereit. Mit diesem Geld wurden die Wachleute besser bezahlt und die Passagiere entschädigt. Interimschef Ruud Sondag legte Büßer auf. „2022 wird als schlechtes Kapitel in unsere Geschichtsbücher eingehen. Noch nie zuvor in der Geschichte von Schiphol haben wir so viele Reisende und Fluggesellschaften enttäuscht.“



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