Ab morgen wird fast ganz Amsterdam eine 30-Kilometer-Zone sein. Was wird damit erreicht?

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Ein 30-Kilometer-Schild in Amsterdam, immer noch mit einem Aufkleber bedeckt.Bild von Joris van Gennip für die Volkskrant

Was ändert sich am Freitag?

Eine Verkehrsrevolution, so könnte man das neue Tempolimit auf den meisten Amsterdamer Straßen nennen, sagt Walther Ploos van Amstel, Verkehrsexperte an der Fachhochschule Amsterdam. „Das Auto wird gezähmt.“ Ab Freitag darf man auf 80 Prozent der Amsterdamer Straßen maximal 30 Kilometer pro Stunde fahren. In mehreren Kommunen ist die Geschwindigkeit in Teilen des bebauten Gebiets bereits begrenzt, aber Amsterdam ist die erste Großstadt, die dies in so großem Umfang angeht.

Tausende neue Verkehrsschilder wurden in den letzten Wochen installiert. Derzeit sind Aufkleber darauf angebracht, diese werden jedoch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag entfernt. Auf einigen Straßen darf bald mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde gefahren werden, zum Beispiel handelt es sich dabei um wichtige Verkehrsadern. Auch für Busse und Straßenbahnen gibt es auf einigen Straßen Ausnahmen.

Warum diese Maßnahme?

Durch die Senkung der Geschwindigkeitsbegrenzungen in den meisten Teilen der Stadt hofft Amsterdam, die Zahl schwerer Verkehrsunfälle zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass sich zwei Drittel der Amsterdamer im Straßenverkehr unsicher fühlen. Das liegt nicht nur am Auto; Auch die vielen Fat- und E-Bikes bereiten vielen Anwohnern ein ungutes Gefühl.

Über den Autor
Elsbeth Stoker berichtet als Regionalreporterin de Volkskrant Entwicklungen in Amsterdam und Umgebung. Sie hat zuvor viel über Polizei, Justiz und Kriminalität geschrieben. Sie hat unter anderem den preisgekrönten Podcast erstellt Graue Zone über eine umstrittene Undercover-Methode.

Zudem steigt die Zahl der schweren Verkehrsunfälle nach Jahren des Rückgangs wieder an. Nach Angaben der Polizei sind es jeden Tag drei. „Das ist wohl eine Unterschätzung, der Rettungsdienst führt derzeit auf unseren Wunsch hin auch eine Bestandsaufnahme der Zahl der Verkehrsunfälle durch.“ Ich habe bereits erste Ergebnisse gesehen, und die Zahlen sind erschreckend höher“, sagte Verkehrsstadträtin Melanie van der Horst (D66).

Dieser Anstieg ist auf den zunehmenden Andrang in der Stadt zurückzuführen. Van der Horst: „Dadurch nimmt die Zahl unsicherer Situationen zu.“ Darüber hinaus wird prognostiziert, dass in den nächsten 25 Jahren 250.000 Einwohner in Amsterdam hinzukommen werden. Auch die Zahl der Menschen, die zum Arbeiten in die Stadt kommen, steigt um 200.000.

Laut Van der Horst müssen „starke Entscheidungen“ getroffen werden, um die Stadt lebenswert zu halten. Für den Stadtrat bedeutet das mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger, Grünflächen und öffentliche Verkehrsmittel und weniger Platz für Autos. „Das ist ein wichtiger erster Schritt.“

Welche Auswirkungen hat dies auf die Verkehrssicherheit?

Andere europäische Städte wie Brüssel, Oslo und Helsinki sind Amsterdam bereits vorausgegangen. Genauso wie weite Teile Großbritanniens. „Die Zahl der Verkehrsunfälle ging dort um 24 bis 64 Prozent zurück“, sagt Verkehrsexperte Ploos van Amstel.

Für Amsterdam rechnet er nicht mit einem so großen Rückgang. „Brüssel zum Beispiel war wirklich eine Autostadt, da war der Unterschied sehr groß.“ Amsterdam ist eine Fahrradstadt. Ich erwarte deutlich weniger schwere oder tödliche Unfälle. Denn wenn Sie von einem Auto mit 50 Meilen pro Stunde angefahren werden, besteht eine gute Chance, dass Sie sterben. „Bei einem Zusammenstoß mit 30 Kilometern pro Stunde ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man im Krankenhaus landet.“

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Doch „etwa 70 bis 80 Prozent der Unfälle mit Verletzten bleiben bestehen, weil sie von Radfahrern verursacht werden.“ Aus seiner Sicht muss der Stadtrat daher mehr Maßnahmen ergreifen. „Nehmen Sie nur das Fahrradverhalten: Viele Radfahrer rasen mit Kopfhörern, ohne Licht und mit einem Telefon in der Hand vorbei.“

Dutzende Kommunen, darunter auch Amsterdam, haben sich zuvor für strengere nationale Regeln für E-Bikes ausgesprochen: Sie wollen eine Höchstgeschwindigkeit auf Radwegen und ein Verbot von Geschwindigkeitssteigerungen. „Wir haben uns auch dafür entschieden, mehr Straßen zu schaffen, auf denen Autos zu Gast sind und auf denen Radfahrer ausreichend Platz haben“, fügt Stadtrat Van der Horst hinzu. „Radfahrer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten kommen sich da nicht so sehr in die Quere.“

Sind noch weitere Effekte zu erwarten?

Neben der Verkehrssicherheit ist der wichtigste Effekt: weniger Lärm auf der Straße. „Es wird mit einem Unterschied von 1,5 bis 6 Dezibel gerechnet“, sagt Ploos van Amstel. „Es wird wirklich ruhiger auf den Straßen.“

Wie werden die neuen Regeln durchgesetzt?

Neben 4.500 neuen Verkehrsschildern ergreift die Gemeinde eine Reihe von Maßnahmen. Beispielsweise wird die Mittellinie auf schmaleren 30-Kilometer-Straßen entfernt. Dadurch neigen Verkehrsteilnehmer laut Van der Horst dazu, vorsichtiger zu fahren. Breite Straßen, die zu hoher Geschwindigkeit einladen, werden „mit einer befahrbaren Mittelspur optisch verengt“.

Geschwindigkeit, Vorfälle und Sicherheitsrisiken werden ebenfalls überwacht. „Auf dieser Grundlage werden wir nach einigen Monaten prüfen, ob in Hochrisikogebieten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen“, sagt Van der Horst.

Auch in Amsterdam-Noord startet die Gemeinde Anfang nächsten Jahres ein Pilotprojekt mit einer „Sparstange“: Wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, erhält einen Punkt. „Mit den gespeicherten Punkten können Bewohner etwas Besonderes für ihre Nachbarschaft organisieren.“



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