„Ich habe dort vor fünf Jahren in einem Zelt gewohnt“, zeigt Campingplatzbesitzer Gidus Hopmans (41) auf den Rasen hinter sich. Als Hopmans, ein hochgewachsener Mann mit lockigem Haar und Cowboystiefeln, sich im Sommer 2017 aus seinem Schlafsack wand, sah er neben einem Wald eine fast kahle Stelle. Es wurden nur eine Feuerstelle und ein Toilettenblock sowie eine Handvoll Camper bereitgestellt.
Wer jetzt am Rande des Robbenoordbos bei Slootdorp erwacht, sieht lila Büsche, viele Bäume und einen mit Schilf bewachsenen Bach. Hopmans: „Das ist ein Zimmer im Wald“. Da steht ein Wurmhotel im Gras, weiter ein knalloranger Whirlpool, irgendwo parkt ein Treppentraktor. Versteckt zwischen den Bäumen sind sechs Holzhäuser mit asymmetrischen Wänden und schrägen Fenstern, „um die Sterne vom Bett aus zu sehen“.
Auf den Campingfeldern steht unter anderem ein VW-Bus mit Perserteppich vor der Tür, eine Frau auf einer Luftmatratze liest Kindern vor. Alle 35 freien Campingplätze sind belegt. „Wir reservieren nicht“, sagt Hopmans. An einem Zelt steht ein Schild: „besetzt“. Es stellt sich heraus, dass das Time For Yourself-Zelt von allen genutzt werden kann. Drinnen praktiziert jemand Yoga.
Naturliebe vermitteln
Zwischen den Feldern in der Spitze von Nordholland betreiben Gidus Hopmans und Sasja Wiegersma seit fünf Jahren den Campingplatz Het Bos ruft! aus. Sie sprühen vor Naturbegeisterung, nennen sich „Waldlexika“ und haben ein Manifest für den Wald geschrieben. Diese Liebe zur Natur wollen sie auf Gäste übertragen, die sie mit dem Versprechen von Ruhe, Nachhaltigkeit und ein bisschen Luxus anlocken.
In fünf Jahren wuchs der Campingplatz zu einem beliebten Ausflugsziel für Naturcamper heran. „Unsere Gäste sind ein Querschnitt der Gesellschaft, sie kommen aus Stadt und Land. Wir sind auch für die da, die drei Stockwerke dahinter wohnen.“
Um ein so vielfältiges Publikum anzulocken, erhielten Hopmans und Wiegersma fast zweihunderttausend Euro Fördermittel von der EU, aus dem Fonds zur Entwicklung ländlicher Regionen. Sie verwendeten es, um eine Reihe nachhaltiger Ferienhäuser, Zelte, ein Gewächshaus und einen Toilettenblock zu entwerfen und zu bauen. „Wir verbessern unseren Kreislauf mit Solarboilern, guter Isolierung und Regenwassersammlung“, sagt Hopmans. Der Campingplatz dient somit als Versuchsfeld für nachhaltigeres Leben.
Hopmans arbeitete jahrelang als Designer in Amsterdam. Es begann vor fünf Jahren zu heizen; er wollte selbst Gelegenheitsjobs machen und untersuchen, inwieweit es möglich ist, sich selbst zu versorgen. Damals suchte Staatsbosbeheer Mieter für den Naturcampingplatz direkt unter dem Afsluitdijk, in der Nähe des Bauernhofs, auf dem Hopmans aufgewachsen ist.
„Hals über Kopf“ bewegen
Auch Wiegersma, die Schwägerin von Hopmans, interessierte sich dafür. Gemeinsam haben sie einen Plan geschrieben. „Plötzlich betrieben wir einen Campingplatz. Wir wollten langsam aufbauen, aber wir wollten auch sofort aufmachen.“ Also zog Hopmans Hals über Kopf auf den Campingplatz. Erst mit Zelt, dann lebte er in einem Wohnwagen, dann in einem Haus. Zwei Monate nach Vertragsunterzeichnung ruft die Schranke von Het Bos!
„In den ersten Jahren haben wir uns so sehr auf uns selbst konzentriert, dass wir uns nicht getraut haben, uns andere Campingplätze anzusehen.“ Dieses Vertrauen ist jetzt da. Wiegersma campt gerade seit einer Woche woanders, später in diesem Sommer wird auch Hopmans mit seinem Zelt ausziehen. „Wir haben erfahrenes Personal, das den Campingplatz am Laufen halten kann.“
Nach ihrem dritten Sommer waren Hopmans und Wiegersma von der ganzen Arbeit erschöpft. Die Arbeitszeit der Campingplatzbesitzer ist nun definierter, die abendliche Runde zum Kennenlernen neuer Gäste beispielsweise wurde zu einer rotierenden Aufgabe. „Wir haben naiv angefangen, es hat sich als zehnmal so viel Arbeit herausgestellt, wie wir dachten. Man muss immer gesellig sein und kommt manchmal einen ganzen Tag lang nicht zu dem, was man sich vorgenommen hat“, erinnert sich Hopmans, die in drei Jahren auch drei Kinder hatte.
Kombucha, kein WLAN
Hopmans nimmt eine Flasche Kombucha aus dem Gewächshaus, das als Gemeinschaftsraum dient. An der Decke reifen Weintrauben, neben der Tür steht ein Klavier – „behindert, sonst hämmern Kinder drauf“. Jeder kann sich ein Getränk aus dem Kühlschrank holen, die Kasse erfolgt später auf Vertrauen. Wifi hat Der Wald ruft! (noch nicht.
„Wir bieten Komfort bis zu einem gewissen Grad“, sagt Hopmans. Genau das reizt jemanden wie Annemieke Grossenbacht aus Den Haag. „Es gibt nicht viel Aufhebens“, sagt sie, während sie inmitten ihrer Kinder, Hunde und eines aufblasbaren Krokodils vor ihrem Wohnwagen sitzt. Im Mai kampierte sie für ein Wochenende neben dem Robbenoordbos. ‚Alle hier sind gleich entspannte Menschen.‘
„Das Dinkelbrot ist im Ofen“, berichtet ein Campingmitarbeiter. Kurz zuvor schleppte sie eine Schubkarre mit Wäsche aus einem der Cottages und zeigte einem Gast den Weg zum nächsten Strand. Jeder Mitarbeiter kann alle Aufgaben erledigen, stellt Hopmans klar. Er und Wiegersma schrubben auch manchmal eine Toilette.
„Pünktlich gestartet“
Das Duo sieht sich als Teil einer neuen Generation von Campingplatzbesitzern: „Die meisten Campingplatzbetreiber sind über fünfzig“. Fällt das zusammen mit einer neuen Generation von Campinggästen? „Camping ist in. Wir sind pünktlich gestartet. Die Menschen wollen umweltbewusst Urlaub machen und suchen in unserer urbanen Gesellschaft immer häufiger Ruhe und Erholung.“
Es kann trotz des Friedensversprechens WLAN geben. Im Winter können die Gäste dann in den Ferienhäusern remote arbeiten. Die Kinder von Campinggast Mirjam würden das Internet vermutlich begrüßen: „Sie haben anderthalb Tage ohne es ausgehalten. Jetzt sind sie also wieder in unserem Haus in der Nähe.« Mirjam liest ein Buch vor ihrem Wohnwagen, ’nice and quiet now‘.
Mit etwas gutem Willen hört man diese Ruhe überall auf dem Campingplatz: im Vogelgezwitscher, im Schilfrauschen und im Plätschern der ins Wasser springenden Schwimmer. Hopmans: „Wie ein alter Bauer in der Nachbarschaft zu sagen pflegte: Der Wald ruft.“
Der Wald ruft!
Wo: Slootdorp
Seit: 2017
Mitarbeiter: 10 (4 VZÄ und eine Gruppe Studenten)
Jahresumsatz: 300.000 Euro