Saxophonisten der alten Schule setzten scharfe Ellbogen ein, um die Stellen auf der Bühne zu vermeiden, die ihr Spiel dämpften. Schade, dass Julius Bär, Co-Sponsor des Montreux Jazz Festival, in seiner eigenen akustischen Totzone feststeckt. Die Schweizer Privatbank, die gerade ein schwaches Halbjahresergebnis veröffentlicht hat, stolpert wie andere Long-Fondsmanager durch die Veränderungen.
Einbrechende Märkte reduzieren Gebühreneinnahmen aus Kundenportfolios. Kluge Improvisation kann die Wirkung abschwächen, aber nicht negieren.
Eine Variation im Ton, die der Chor der Bankenergebnisse dieser Woche widerspiegeln wird, ist die stärkere Betonung der Kreditvergabe. Steigende Zinsen machen dies lohnender. Julius Bär beispielsweise schätzt, dass eine Erhöhung der US-Zinssätze um 1 Prozentpunkt allein die Bruttomarge um etwa 3,5 Basispunkte erhöhen würde. Dieser stieg im Halbjahr auf 81 Basispunkte.
Aber Julius Bär ist eher ein Vermögensverwalter als eine Bank. Über die Hälfte der Bruttomarge stammt aus Gebühren und Provisionen. Diese sind abgerutscht, da die verwalteten Vermögen um 11 Prozent auf 428 Milliarden Franken einbrachen.
Chief Executive Philipp Rickenbacher glaubt, dass Julius Bär das Schlimmste überstanden hat. Kunden schütten wieder Netto-Neugeld ein. Ein Einstellungsstopp – abgesehen von den Kundenbetreuern, die Vermögen mitbringen – dürfte die Kosten im Zaum halten.
Dieser Vorreiter der Schweizer Private-Banking-Branche schloss das zweite Halbjahr mit einem ordentlichen Kernkapital von 15 Prozent ab. Das entspricht einem freien Kapital von 820 Mio. CHF, genug, um sofortige Rückkaufverpflichtungen zu decken.
Julius Bär hat nach eigenen Angaben die wertvollste Vermögensverwaltungsmarke der Welt. Lex steht solchen Berechnungen skeptisch gegenüber. Aber Franchise ist wichtig. Das Unternehmen hat eine starke Position in einer Branche, die sich in einer säkularen Expansion befindet.
Kurzfristig führen zyklische Herausforderungen zu Dissonanzen. Die Aktien, die in diesem Jahr bisher um ein Viertel gefallen sind, haben einen relativ teuren 2,4-fachen materiellen Buchwert. Sie werden unter Druck bleiben. Zinserhöhungen der Zentralbank scheinen zu gering, um die Inflation zu zähmen. Die Märkte bleiben fragil. Vermögensverwaltungsgesellschaften suchen nach einem Sweet Spot, der im Moment nicht existiert.
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