Es ist noch nicht Ostern, aber die Schokoladenfabrik Rousseau freut sich schon leise auf Sinterklaas

Es ist noch nicht Ostern aber die Schokoladenfabrik Rousseau freut


Die Schokoladen-Osterhasen werden bei Rousseau Chocolate gegossen.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Der Frühling hat gerade erst begonnen, aber die Schokoladenmanufaktur Rousseau freut sich schon leise auf Sinterklaas. Oder besser gesagt: zu seinem Diener. Denn Schokolade lässt sich mit ihrem Faltenkragen so schwer einfüllen, dass jedes Jahr die nötigen Pete-Köpfe über die Fabrikhalle rollen. Glücklicherweise beginnt hier der Dezember erst im Mai und die Chocolatiers können sich noch ein paar Tage auf die am stärksten betroffenen konzentrieren: die Osterhasen, Osterküken, großen Ostereier, gefüllten Ostereier und gewöhnlichen Ostereier.

Hier werden sie wie hohle Plastikfiguren kopfüber in einen Kessel aus flüssiger Vollmilchschokolade gehängt. Es ist nicht irgendeine Schokolade, sondern die bewährte S26: das Originalrezept von Gründer Nico Rousseau. Sein Sohn Guido, der ihm gemeinsam mit Partner Paul Diepstraten nachfolgte, hat den Zucker in der Kakaomischung zwar etwas reduziert, wagt aber zu sagen: Rousseau-Schokolade schmeckt immer noch fast so wie vor 54 Jahren. „Etwas süßer als bei meinen Kollegen in Limburg“, beschreibt er über einem Teller mit Osterfiguren in seinem Werksbüro. „Ein echtes Stück Handwerkskunst.“

Erdnusskrokant

Die heutige Rousseau-Schokoladenfabrik begann 1969 nur einen Steinwurf entfernt in Guidos Elternhaus in Sittard. Sein Vater arbeitete seit seinem 12. Lebensjahr in der Bäckerei und entwickelte eine Liebe zur Schokolade. Als ein lokaler Erdnusssteinhersteller bankrott ging, sah er seine Chance und sprang in das Loch. Er baute im Keller eine kleine Fabrik, der Hauswirtschaftsraum diente als Verkaufsstelle und Guidos Mutter als Verkäuferin.

Als jüngstes von drei Kindern war der 3-jährige Guido damals regelmäßig im Keller. Neben seinem Vater auf der Werkbank sah er zu, wie er die Erdnüsse von Hand in den flüssigen Kakao tauchte, verpackte und abends das Haus verließ, um die Bestellungen an den Großhandel auszuliefern. Es wäre natürlich ein tolles Klischee, dass dann der Funke übergesprungen wäre und klar war, dass er später die Nachfolge seines Vaters antreten würde. Das ist also nicht passiert.

Eigentümer Guido Rousseau (links) und Paul Diepstraten.  Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Eigentümer Guido Rousseau (links) und Paul Diepstraten.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Guido und seine Brüder gingen aufs College und jeder ging seinen eigenen Weg. Zu Hause wurde nie über die Nachfolge des stetig wachsenden Familienunternehmens gesprochen. „Wir haben uns nicht berufen gefühlt“, sagt Guido. „Das Unternehmen wurde nach alter Art mit viel Handarbeit aufgebaut. Mein Vater gehörte einer anderen Generation an, da hieß es, jeden Tag von 6 bis 22 Uhr mit den Händen in der Schokolade zu stehen, da muss man Lust haben.“

Und das hatte Guido nicht. Nach seinem Studium begann er jedoch, die Schokolade seines Vaters auf Limburger Märkten zu verkaufen. Er hat es nur ein paar Monate lang gemacht und dann wurde sein Vater krank. Er wusste: ‚In anderthalb Jahren sollte ich bereit sein, hier zu übernehmen.‘ Während seiner Krankheit übernahm Guido zeitweise für seinen Vater die Firma. „Ich habe damals auch einige Maschinen gekauft, aber er wollte damit nichts zu tun haben.“ Im Alter von 28 Jahren starb sein Vater und Guido wurde plötzlich CEO eines Unternehmens mit 16 Mitarbeitern.

Familie fühlen

Die Schokolade mag immer noch das gleiche Rezept haben, aber Rousseau hat sich seitdem zweifellos verändert. Guido investierte in Maschinen und eröffnete Läden. Noch wichtiger ist, dass er den College-Freund Paul Diepstraten bat, sein Partner zu werden – streng genetisch nicht Rousseau, aber emotional wie eine Familie. Nach „12 Jahren Leasingwagenfahren mit zwei- oder dreiteiligem Anzug“ war er bereit, mit den Füßen im Schlamm, oder besser gesagt: mit den Händen in der Schokolade, zu stehen.

Zusammen machten sie Rousseau zu einem „großen Familienunternehmen“, das jährlich 500.000 Kilo Schokolade in 520 verschiedenen Produkten herstellt. Dieses Sortiment ist in den letzten Jahren mit der Zeit gegangen. „Unser Schokoladen-Sinterklaas zum Beispiel war ein sehr strenger alter Mann, der mit seinen Händen auf den Schultern von zwei Kindern auf Reisehöhe stand“, schmunzelt Diepstraten. „Das war nicht mehr möglich.“ Außerdem wurden Aromen hinzugefügt, wie Meersalz-Karamell, und auch Aromen wurden freigesetzt. So zeigten die Experimente mit Pfefferschokolade und Lavendel-Ostereiern, dass nicht jede Veränderung eine Verbesserung ist.

Nicht nur das Sortiment wuchs, sondern auch die Zahl der Verkaufsstellen. Die Reißnägel auf der Karte von Limburg und Südost-Brabant im Fabrikbüro zeigen, dass Rousseau jetzt 24 Filialen hat, darunter auch Franchise-Unternehmen. Darüber hinaus liefert Rousseau auch viel an Unternehmen. „Wir stehen jetzt vor der Wahl, wie weit wir wachsen wollen“, sagt Guido. „Im Prinzip würden wir gerne noch acht Jahre weitermachen, aber ich bin 55 und hin und wieder kommt mir in den Sinn: Mein Vater ist erst 61 geworden.“

Das heißt nicht, dass es im Hause Rousseau bereits Diskussionen über die Nachfolge gibt. Ganz im Gegenteil: Egal, wie leidenschaftlich Guido und seine Partnerin für ihr Unternehmen sind, sie würden ihren Kindern eher davon abraten. „Die Schokoladenbranche ist eine, in der man hart für seinen Umsatz arbeiten muss“, sagt Guido. „Ich hatte Tage im Dezember, an denen ich von 6 bis 23 Uhr gearbeitet habe. Diesen Druck würde ich meinen Kindern nicht zumuten wollen.‘

Zudem ist die Nachfrage nach Schokolade so wechselhaft wie das Wetter. Ein guter Sommertag mit über 23 Grad auf dem Thermometer und Umsatz in Sittard purzelt, ein paar Nieseltage und es geht wieder bergauf. Es ist also vielleicht gerade Frühling, aber Rousseau freut sich schon leise auf einen schlechten Sommer.

Rousseaus

Wo: Sittard

Gründungsjahr: 1969

Mitarbeiter: 73

Umsatz 2021: 9,1 Mio



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar