Europäisches Parlament beschließt grünes Label für Gas und Kernenergie

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Das Europäische Parlament wird am Mittwochnachmittag im Plenum darüber abstimmen, ob Atomenergie und Gas unter bestimmten Bedingungen als grüne Investitionen angesehen werden können. Es ist schwer vorherzusagen, wie die Leute wählen werden. Mehrere Fraktionen sind in dieser Frage gespalten.

Alles dreht sich um die Taxonomie-Entscheidung der Europäischen Kommission. Die Taxonomie klassifiziert wirtschaftliche Aktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit und ihren Auswirkungen auf die Umwelt. Damit will die Kommission im Rahmen des Weges zu einer klimaneutralen EU bis 2050 Investitionen auf klima- und umweltschonende Tätigkeiten ausrichten. Das hat die Kommission im März durch einen sogenannten delegierten Rechtsakt beschlossen unter bestimmten Voraussetzungen auch Gas und Kernenergie in die Taxonomie aufzunehmen.

Mitglieder des Umwelt- und des Wirtschaftsausschusses des Europäischen Parlaments haben sich im vergangenen Monat mit knapper Mehrheit gegen die Entscheidung der Kommission ausgesprochen. Infolgedessen kann das Europäische Parlament nun gegen den delegierten Rechtsakt ein Veto einlegen und den dagegen erhobenen Einspruch unterstützen. Dazu ist eine absolute Mehrheit von 353 Abgeordneten erforderlich, unabhängig von der Zahl der an der Abstimmung teilnehmenden Abgeordneten.

Morgen soll die Plenarsitzung des Europäischen Parlaments Stellung nehmen. Noch ist unklar, in welche Richtung es gehen wird. Mehrere Fraktionen sind in dieser Frage intern gespalten.

Ecolo und Groen unterstützen Einspruch

Klar ist, dass die Grünen, darunter auch die belgischen Parteien Ecolo und Groen in ihren Reihen, den Einspruch unterstützen werden. Vielleicht gilt das auch für einen großen Teil der sozialdemokratischen S&D-Fraktion. Fraktionschefin Iratxe Garcia sprach von einer „großen Mehrheit“ innerhalb ihrer Fraktion. „In der Debatte geht es nicht um für oder gegen Kernenergie, sondern darum, ob sie ein grünes Label bekommen können. Wir werden diese Technologien natürlich weiterhin brauchen, aber sie sind nicht grün“, sagte der Spanier.

Die belgischen sozialdemokratischen Abgeordneten Marc Tarabella und Marie Arena unterstützen diese Vision. Laut Arena läuft die Taxonomie nun auf eine Art „Greenwashing“ hinaus. Die Linksfraktion mit dem Belgier Marc Botenga (PVDA) wird sich normalerweise ebenfalls gegen die Taxonomie stellen.

Interne Teilung

Innerhalb der Europäischen Volkspartei EVP sind die internen Spaltungen größer. Die Fraktion war gestern noch zusammen, aber das Treffen führte nicht zu einer einheitlichen Position. Heute Abend würde es auch ein Treffen geben.

Laut den belgischen EVP-Abgeordneten Benoît Lutgen und Pascal Arimont werden vielleicht 40 Prozent der Fraktion gegen die Taxonomie sein, einschließlich Lutgen und Arimont selbst. Die größten Delegationen aus Spanien, Frankreich und Polen werden wahrscheinlich die Entscheidung der Kommission unterstützen, ebenso wie die flämischen CD&V-Abgeordneten. Tom Vandenkdelaere betont, dass die grüne Wende den geopolitischen Kontext und die kurzfristige Unsicherheit über die Energieversorgung nicht beeinträchtigen sollte. Er stellt auch fest, dass das grüne Label für Gas und Kernenergie an strenge Bedingungen geknüpft und zeitlich begrenzt ist.

Unter den Liberalen und Makronisten von Renew, der drittgrößten Gruppe in der europäischen Hemisphäre, erklärt Präsident Stéphane Séjourné, dass eine Mehrheit von etwa 70 bis 80 Prozent der Fraktion nicht für den Einspruch gegen die Taxonomie stimmen werde. Aber die Belgierin Hilde Vautmans (Open VLD) wird dafür stimmen, wie es sich anhört.



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