Auf einer Informationstafel stand, dass es einen behindertengerechten Aufzug gibt, und das hatte ich mir vorgenommen

Ich hatte mich gluecklich mit meinem Schicksal abgefunden aber die


Elco Meuleman

Ich merke nicht viel von den Tumoren in meiner Niere und Lunge, aber wegen der Chemotherapie und der Medikamente kann ich nicht mehr Fahrrad fahren, Treppen steigen und Berge besteigen. Dann bekomme ich Atemnot und Schwindel. Am Fuße der Akropolis standen wir also vor einer Herausforderung.

Wir waren in Athen im Urlaub und die Akropolis zu ignorieren, kam nicht infrage – allein schon, weil unser Hotel fast auf dem berühmten Hügel lag. Es warb mit dem Satz: „Blick auf die Akropolis“, was schade war, denn fast ganz Athen bietet einen Blick auf die Akropolis. Kein Entkommen.

Um der Hitze und dem Gedränge zu trotzen, stellten wir uns früh am Morgen an die Kasse. Auf einer Informationstafel stand, dass es einen Behindertenlift gibt, und das hatte ich mir auch vorgenommen. Ich fragte die Kassiererin, ob ich eine Fahrkarte für diesen Aufzug bekommen könnte.

„Sie haben einen Behindertenpass?“
‚Nein.‘
‚Was hast du?‘
„Lungenkrebs.“
‚WAS?‘
„LUNGENKREBS.“

Es folgte ein alles andere als verständnisvoller Blick und die Durchsage, ich müsse nach oben und mit dem Manager des Fahrstuhls sprechen.

Dieses „Obere“ hat mich ein bisschen beunruhigt, aber ein Gastgeber beruhigte mich: Es seien nur zehn Minuten zu Fuß und das eigentliche Treppensteigen würde erst danach beginnen.

Statue Anna Boulogne

Zwanzig verschwitzte und ziemlich kurzatmige Minuten später kamen wir an einer Schranke mit einer Bude an, in der eine stämmige Dame geradeaus starrte.

„Was wollen Sie“, fragte die Dame.
‚Ich möchte den Aufzug für Behinderte benutzen.‘
„Haben Sie einen Behindertenpass?“
‚Nein.‘
‚Was hast du?‘
„Lungenkrebs.“
‚WAS?‘
„LUNGENKREBS.“
‚Sie haben ein Attest vom Arzt?‘

Ich tat. Zumindest hatte ich ein von meiner Hausärztin unterschriebenes Formular mit einer Erklärung für die Opiate in meinem Handgepäck – komplett auf Niederländisch, also musste sie das bekommen, hoffte ich.

Sie warf einen Blick auf das Formular, sagte leicht spöttisch: „Hmm, Amsterdam…“ und öffnete die Schranke.
„Du kannst laufen?“
Bis zum Fahrstuhl war es noch ein steiler Aufstieg, den ich langsam bewältigte.
Am Aufzug sagte sie: „Sie müssen Mundschutz tragen.“
„Oh Entschuldigung, wir haben sie nicht mitgebracht.“
„Du hast keine Mundkappen mitgebracht? Wie ist das möglich? Sie müssen Mundschutz tragen!‘

Kopfschüttelnd öffnete sie dennoch die Fahrstuhltür, ließ uns und sich hinein und drückte den Knopf zum obersten Stockwerk: dem, auf dem der Parthenon ausgestellt ist. Es war der steilste Aufzug aller Zeiten, mit einem spektakulären Blick auf Athen.

Mein Mitreisender hat Höhenangst, also hat er laut gesungen und auf den Berg gestarrt, während die Dame von den Mundkappen sprach: völlig unverständlich, dass wir sie nicht dabei hatten, wussten wir das nicht auch Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln?

Wir waren sehr froh, oben zu sein. Die Akropolis war wunderschön.

Der Volkskrant-Journalist Eelco Meuleman (61), bei dem Nierenkrebs im Endstadium diagnostiziert wurde, schreibt wöchentlich über sein Leben.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar