Das bestätigt der Branchenverband Actiz. Auch aufgrund von Personalengpässen können Pflegekräfte in einigen Pflegeheimen mit einer Corona-Infektion weiterarbeiten, wenn sie keine oder nur leichte Beschwerden haben. Immer mehr Pflegeheimorganisationen erwägen die Wiedereinführung dieser Notfallmaßnahme, wenn die Kontinuität der Pflege auf dem Spiel steht.
An fast vierhundert Pflegeheimstandorten sind in den vergangenen vier Wochen Corona-Infektionen nachgewiesen worden. „Wenn in einer Region die Infektionszahlen steigen, sieht man das in einem Pflegeheim“, sagt ein Sprecher von Actiz, dem Branchenverband in der Altenpflege. Actiz hört von seinen Mitgliedern, dass in vielen Pflegeheimen die Gesichtsmaske zurückkommt, ebenso wie in einigen Krankenhäusern. „Aber längst nicht in allen Pflegeheimen.“
Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 sahen sich die Pflegeheime mit einem akuten Mangel an Mundschutz und anderer Schutzausrüstung konfrontiert. Erst Monate später wurden Beschäftigte im Gesundheitswesen verpflichtet, Mund-Nasen-Schutzmasken zu tragen. Ab Sommer 2021, nach der ersten Impfrunde, begannen die Gesundheitsorganisationen zur Freude der Mitarbeiter damit, diese Verpflichtung wieder auslaufen zu lassen.
Das Umziehen und Waschen der Bewohner ist viel schwieriger, besonders bei warmem Wetter, wenn eine Mundkappe aufgesetzt ist, sagen Pflegekräfte. Es drückt auch auf die Stimmung, wenn die oft dementen Pflegeheimbewohner die Mimik des Pflegepersonals nicht sehen können.
Von dem Drama während der ersten Corona-Wellen haben sich die Pflegeheime kaum erholt
Von dem großen Drama, das sich in vielen Pflegeheimen während der früheren Corona-Wellen abgespielt hat, haben sich die Pflegeorganisationen kaum erholt. Tausende gefährdete Bewohner haben die Infektion mit dem Virus nicht überlebt. „Wir hatten gehofft, dass uns neue Wellen erspart bleiben“, sagt der Sprecher der Pflegeheimorganisation Noorder Latitude.
Die aktuelle Situation unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von der vor zwei Jahren: Pflegeheimbewohner sind heute in der Regel weniger krank und die Beschwerden sind viel milder. Viele Pflegeheimorganisationen sagen auch, dass sie aus früheren Wellen gelernt und Szenarien vorbereitet haben.
Zwar befürchten Pflegeheime mit steigenden Corona-Infektionszahlen einen Anstieg der Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter, während sie die Sommerpläne bereits kaum noch bewältigen können. Der Personalbestand ist bereits knapp und während der Ferienzeit stehen noch weniger medizinische Fachkräfte zur Verfügung.
In Brabant können Pflegekräfte mit einem positiven Test weiterarbeiten
Unter anderem in den Pflegeheimen von TanteLouise (Brabant) und Noorderlatitude (Friesland) ist die Verwendung einer Mundkappe seit dieser Woche für Pflegekräfte und Krankenschwestern obligatorisch, die schutzbedürftige Bewohner länger als fünfzehn Minuten pflegen und ihre nicht behalten können Distanz. „Die Mundkappe ist also nicht Pflicht, wenn beispielsweise Pflegekräfte auf dem Flur laufen“, sagt eine Sprecherin von TanteLouise. „Betreuer und Besucher müssen die Mütze nicht tragen.“
Im regionalen Kontext hat sich der Pflegeheimsektor in Brabant in dieser Woche zudem darauf verständigt, eine alte Corona-Notfallmaßnahme zu verabschieden: dass Pflegekräfte nach einem positiven Test im Extremfall weiterarbeiten können, sofern sie wenige oder keine Beschwerden haben. Dies ist zulässig, wenn die Kontinuität der Versorgung gefährdet ist. „Wir wollen das nicht, aber im Notfall kann es nötig sein“, sagte die Sprecherin von Tante Louise. „Nur wenn ein solcher infizierter Mitarbeiter vollständig geschützt arbeitet und es keine andere Alternative gibt.“
Diese Notfallmaßnahme trat diese Woche bei der Pflegeheimorganisation Noorderwidth in Kraft. „Mit dem Engpass in den Sommerfahrplänen haben wir keine anderen Möglichkeiten“, sagte ein Sprecher. „Wir werden es infizierten Mitarbeitern ermöglichen, ohne Beschwerden weiterzuarbeiten, wenn die Gesundheitsversorgung auf dem Spiel steht.“ Aber das war bisher nicht nötig. „Glücklicherweise sind viele unserer Mitarbeiter im Gesundheitswesen auch nach einigen schwierigen Jahren noch bereit, im Sommer zusätzlich zu arbeiten.“